Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

denn das Bild mit den Rosen, es war als hätt es mein
Genius bestellt daß ichs recht fassen solle, wie Du die
Tempelhalle geweiht achtest von der Du weißt daß in¬
ner ihren Mauern die Opferflamme lodert, der Tempel
ist nur dann heilig wenn er den Menschen, den eignen
Leib darstellt, -- und des Gottes Lehre den eignen
Geist. -- Das hat er einmal gesagt zu mir.

Und eben sah ich noch die Studenten ins Colleg
gehen und sie waren recht verwundert daß der Rosen¬
stock nicht mehr da war. Ich sahs ihnen an, es war
ihnen Leid, sie hatten nun schon acht Tage hinter einan¬
der die Rosen gezählt. -- Wartet nur Ihr werdet ihn
bald ausfündig machen und dann werden die Artigsten
unter Euch meine Rosen in der Weste tragen dürfen.

Bettine.


denn das Bild mit den Roſen, es war als hätt es mein
Genius beſtellt daß ichs recht faſſen ſolle, wie Du die
Tempelhalle geweiht achteſt von der Du weißt daß in¬
ner ihren Mauern die Opferflamme lodert, der Tempel
iſt nur dann heilig wenn er den Menſchen, den eignen
Leib darſtellt, — und des Gottes Lehre den eignen
Geiſt. — Das hat er einmal geſagt zu mir.

Und eben ſah ich noch die Studenten ins Colleg
gehen und ſie waren recht verwundert daß der Roſen¬
ſtock nicht mehr da war. Ich ſahs ihnen an, es war
ihnen Leid, ſie hatten nun ſchon acht Tage hinter einan¬
der die Roſen gezählt. — Wartet nur Ihr werdet ihn
bald ausfündig machen und dann werden die Artigſten
unter Euch meine Roſen in der Weſte tragen dürfen.

Bettine.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0315" n="301"/>
denn das Bild mit den Ro&#x017F;en, es war als hätt es mein<lb/>
Genius be&#x017F;tellt daß ichs recht fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olle, wie Du die<lb/>
Tempelhalle geweiht achte&#x017F;t von der Du weißt daß in¬<lb/>
ner ihren Mauern die Opferflamme lodert, der Tempel<lb/>
i&#x017F;t nur dann heilig wenn er den Men&#x017F;chen, den eignen<lb/>
Leib dar&#x017F;tellt, &#x2014; und des Gottes Lehre den eignen<lb/>
Gei&#x017F;t. &#x2014; Das hat er einmal ge&#x017F;agt zu mir.</p><lb/>
          <p>Und eben &#x017F;ah ich noch die Studenten ins Colleg<lb/>
gehen und &#x017F;ie waren recht verwundert daß der Ro&#x017F;en¬<lb/>
&#x017F;tock nicht mehr da war. Ich &#x017F;ahs ihnen an, es war<lb/>
ihnen Leid, &#x017F;ie hatten nun &#x017F;chon acht Tage hinter einan¬<lb/>
der die Ro&#x017F;en gezählt. &#x2014; Wartet nur Ihr werdet ihn<lb/>
bald ausfündig machen und dann werden die Artig&#x017F;ten<lb/>
unter Euch meine Ro&#x017F;en in der We&#x017F;te tragen dürfen.</p><lb/>
          <p rendition="#right">Bettine.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0315] denn das Bild mit den Roſen, es war als hätt es mein Genius beſtellt daß ichs recht faſſen ſolle, wie Du die Tempelhalle geweiht achteſt von der Du weißt daß in¬ ner ihren Mauern die Opferflamme lodert, der Tempel iſt nur dann heilig wenn er den Menſchen, den eignen Leib darſtellt, — und des Gottes Lehre den eignen Geiſt. — Das hat er einmal geſagt zu mir. Und eben ſah ich noch die Studenten ins Colleg gehen und ſie waren recht verwundert daß der Roſen¬ ſtock nicht mehr da war. Ich ſahs ihnen an, es war ihnen Leid, ſie hatten nun ſchon acht Tage hinter einan¬ der die Roſen gezählt. — Wartet nur Ihr werdet ihn bald ausfündig machen und dann werden die Artigſten unter Euch meine Roſen in der Weſte tragen dürfen. Bettine.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/315
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/315>, abgerufen am 21.11.2024.