Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite
An die Günderode.

Es ist ja noch gar nicht so lang daß Du mir ge¬
schrieben hast, es sind jetzt vierzehn Tage, und wenn
ich Deinen Schreibetag hinzurechne und die Reise und
das Abgeben des Briefs, so sind es sechzehn oder sieb¬
zehn Tage;-- Du bist nicht Herr Deiner Zeit wie ich, --
denn ich hab gar nichts anders zu thun als alles Leben
zu Dir hinzuschicken, ich wollt auch lieber gar nicht den¬
ken wenn ich Dirs nicht wiedergeben könnt, mir kommt
expreß alles in den Sinn wegen Dir. Aber ich weiß
daß es Dummheit ist sich immer ängstigen zu wollen.
Nur das Eine kann ich nicht ausstehen, wenn sie mir
schreiben die Günderod läßt Dich grüßen. -- Ich kann
noch eher leiden wenn sie sagen man sieht die Günderod
nicht. -- Aber das Eine nur, es ist mir wie ein Nebel
zwischen mir und Dir, ich glaub Dich an meiner Seite
und sprech mit Dir immerfort und der Nebel ist so
dicht daß ich Dich nicht seh, und auf einmal ruf ich:
bist Du noch da? -- Du giebst keine Antwort. -- Da
ängstige ich mich und weiß nicht wo mich hinwenden.
Da mein ich als, alles was ich Dir gesagt hab sei
nur ein Abirren von Dir, statt daß es mich hätt an

An die Günderode.

Es iſt ja noch gar nicht ſo lang daß Du mir ge¬
ſchrieben haſt, es ſind jetzt vierzehn Tage, und wenn
ich Deinen Schreibetag hinzurechne und die Reiſe und
das Abgeben des Briefs, ſo ſind es ſechzehn oder ſieb¬
zehn Tage;— Du biſt nicht Herr Deiner Zeit wie ich, —
denn ich hab gar nichts anders zu thun als alles Leben
zu Dir hinzuſchicken, ich wollt auch lieber gar nicht den¬
ken wenn ich Dirs nicht wiedergeben könnt, mir kommt
expreß alles in den Sinn wegen Dir. Aber ich weiß
daß es Dummheit iſt ſich immer ängſtigen zu wollen.
Nur das Eine kann ich nicht ausſtehen, wenn ſie mir
ſchreiben die Günderod läßt Dich grüßen. — Ich kann
noch eher leiden wenn ſie ſagen man ſieht die Günderod
nicht. — Aber das Eine nur, es iſt mir wie ein Nebel
zwiſchen mir und Dir, ich glaub Dich an meiner Seite
und ſprech mit Dir immerfort und der Nebel iſt ſo
dicht daß ich Dich nicht ſeh, und auf einmal ruf ich:
biſt Du noch da? — Du giebſt keine Antwort. — Da
ängſtige ich mich und weiß nicht wo mich hinwenden.
Da mein ich als, alles was ich Dir geſagt hab ſei
nur ein Abirren von Dir, ſtatt daß es mich hätt an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0247" n="233"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>An die Günderode.<lb/></head>
          <p>Es i&#x017F;t ja noch gar nicht &#x017F;o lang daß Du mir ge¬<lb/>
&#x017F;chrieben ha&#x017F;t, es &#x017F;ind jetzt vierzehn Tage, und wenn<lb/>
ich Deinen Schreibetag hinzurechne und die Rei&#x017F;e und<lb/>
das Abgeben des Briefs, &#x017F;o &#x017F;ind es &#x017F;echzehn oder &#x017F;ieb¬<lb/>
zehn Tage;&#x2014; Du bi&#x017F;t nicht Herr Deiner Zeit wie ich, &#x2014;<lb/>
denn ich hab gar nichts anders zu thun als alles Leben<lb/>
zu Dir hinzu&#x017F;chicken, ich wollt auch lieber gar nicht den¬<lb/>
ken wenn ich Dirs nicht wiedergeben könnt, mir kommt<lb/>
expreß alles in den Sinn wegen Dir. Aber ich weiß<lb/>
daß es Dummheit i&#x017F;t &#x017F;ich immer äng&#x017F;tigen zu wollen.<lb/>
Nur das Eine kann ich nicht aus&#x017F;tehen, wenn &#x017F;ie mir<lb/>
&#x017F;chreiben die Günderod läßt Dich grüßen. &#x2014; Ich kann<lb/>
noch eher leiden wenn &#x017F;ie &#x017F;agen man &#x017F;ieht die Günderod<lb/>
nicht. &#x2014; Aber das Eine nur, es i&#x017F;t mir wie ein Nebel<lb/>
zwi&#x017F;chen mir und Dir, ich glaub Dich an meiner Seite<lb/>
und &#x017F;prech mit Dir immerfort und der Nebel i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
dicht daß ich Dich nicht &#x017F;eh, und auf einmal ruf ich:<lb/>
bi&#x017F;t Du noch da? &#x2014; Du gieb&#x017F;t keine Antwort. &#x2014; Da<lb/>
äng&#x017F;tige ich mich und weiß nicht wo mich hinwenden.<lb/>
Da mein ich als, alles was ich Dir ge&#x017F;agt hab &#x017F;ei<lb/>
nur ein Abirren von Dir, &#x017F;tatt daß es mich hätt an<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0247] An die Günderode. Es iſt ja noch gar nicht ſo lang daß Du mir ge¬ ſchrieben haſt, es ſind jetzt vierzehn Tage, und wenn ich Deinen Schreibetag hinzurechne und die Reiſe und das Abgeben des Briefs, ſo ſind es ſechzehn oder ſieb¬ zehn Tage;— Du biſt nicht Herr Deiner Zeit wie ich, — denn ich hab gar nichts anders zu thun als alles Leben zu Dir hinzuſchicken, ich wollt auch lieber gar nicht den¬ ken wenn ich Dirs nicht wiedergeben könnt, mir kommt expreß alles in den Sinn wegen Dir. Aber ich weiß daß es Dummheit iſt ſich immer ängſtigen zu wollen. Nur das Eine kann ich nicht ausſtehen, wenn ſie mir ſchreiben die Günderod läßt Dich grüßen. — Ich kann noch eher leiden wenn ſie ſagen man ſieht die Günderod nicht. — Aber das Eine nur, es iſt mir wie ein Nebel zwiſchen mir und Dir, ich glaub Dich an meiner Seite und ſprech mit Dir immerfort und der Nebel iſt ſo dicht daß ich Dich nicht ſeh, und auf einmal ruf ich: biſt Du noch da? — Du giebſt keine Antwort. — Da ängſtige ich mich und weiß nicht wo mich hinwenden. Da mein ich als, alles was ich Dir geſagt hab ſei nur ein Abirren von Dir, ſtatt daß es mich hätt an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/247
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/247>, abgerufen am 21.11.2024.