denn gewiß dieser Mann beschenkt mich fürstlich und ich kann ihm nicht vergelten, und er hat mich gewiß auch so lieb wie seine Enkel, für die er mit Herz und Seele sorgt. Er gefiel mir gleich so wohl wie ich ihn zum erstenmal sah, er zog mich an und ich scherzte freundlich mit ihm weil ich ihm wohl thun wollte, da ich weiß daß niemand freundlich mit solchen Leuten ist, und nur ihrer spottet, -- jetzt aber denk ich jedes¬ mal wenn ich ihn seh, wie hoch er über mir steht und wie gütevoll und herablassend er gegen mich ist, er auch behandelt mich wie der Meister seinen Zögling, ich fühl jeden Augenblick seine Übermacht. -- Während ich mit ihm rede, schreibt er immer kleine Sätze ins mathe¬ matische Heft, die er mir noch zuletzt anweist wie ich sie herausfinden soll, das macht daß unser Gespräch sich in Pausen eintheilt, und feierlich und langsam ist, das macht mir auch so viel Freud. --
Wenn ich zu Savigny hinunter komm, da bin ich immer ganz ausgelassen lustig vor heimlicher Freud daß ich einen so liebenswürdigen Meister hab dem ich so von Herzen zugethan bin, ich würde für ihn durchs Feuer laufen, -- für Dich auch -- ich hab immer die Studenten drum beneidet wenn ich mir dacht daß sie so ein Verhältniß zu ihrem Professor haben, daß sie so
denn gewiß dieſer Mann beſchenkt mich fürſtlich und ich kann ihm nicht vergelten, und er hat mich gewiß auch ſo lieb wie ſeine Enkel, für die er mit Herz und Seele ſorgt. Er gefiel mir gleich ſo wohl wie ich ihn zum erſtenmal ſah, er zog mich an und ich ſcherzte freundlich mit ihm weil ich ihm wohl thun wollte, da ich weiß daß niemand freundlich mit ſolchen Leuten iſt, und nur ihrer ſpottet, — jetzt aber denk ich jedes¬ mal wenn ich ihn ſeh, wie hoch er über mir ſteht und wie gütevoll und herablaſſend er gegen mich iſt, er auch behandelt mich wie der Meiſter ſeinen Zögling, ich fühl jeden Augenblick ſeine Übermacht. — Während ich mit ihm rede, ſchreibt er immer kleine Sätze ins mathe¬ matiſche Heft, die er mir noch zuletzt anweiſt wie ich ſie herausfinden ſoll, das macht daß unſer Geſpräch ſich in Pauſen eintheilt, und feierlich und langſam iſt, das macht mir auch ſo viel Freud. —
Wenn ich zu Savigny hinunter komm, da bin ich immer ganz ausgelaſſen luſtig vor heimlicher Freud daß ich einen ſo liebenswürdigen Meiſter hab dem ich ſo von Herzen zugethan bin, ich würde für ihn durchs Feuer laufen, — für Dich auch — ich hab immer die Studenten drum beneidet wenn ich mir dacht daß ſie ſo ein Verhältniß zu ihrem Profeſſor haben, daß ſie ſo
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denn gewiß dieſer Mann beſchenkt mich fürſtlich und
ich kann ihm nicht vergelten, und er hat mich gewiß
auch ſo lieb wie ſeine Enkel, für die er mit Herz und
Seele ſorgt. Er gefiel mir gleich ſo wohl wie ich ihn
zum erſtenmal ſah, er zog mich an und ich ſcherzte
freundlich mit ihm weil ich ihm wohl thun wollte,
da ich weiß daß niemand freundlich mit ſolchen Leuten
iſt, und nur ihrer ſpottet, — jetzt aber denk ich jedes¬
mal wenn ich ihn ſeh, wie hoch er über mir ſteht und
wie gütevoll und herablaſſend er gegen mich iſt, er
auch behandelt mich wie der Meiſter ſeinen Zögling,
ich fühl jeden Augenblick ſeine Übermacht. — Während ich
mit ihm rede, ſchreibt er immer kleine Sätze ins mathe¬
matiſche Heft, die er mir noch zuletzt anweiſt wie ich ſie
herausfinden ſoll, das macht daß unſer Geſpräch ſich in
Pauſen eintheilt, und feierlich und langſam iſt, das
macht mir auch ſo viel Freud. —
Wenn ich zu Savigny hinunter komm, da bin ich
immer ganz ausgelaſſen luſtig vor heimlicher Freud daß
ich einen ſo liebenswürdigen Meiſter hab dem ich ſo
von Herzen zugethan bin, ich würde für ihn durchs
Feuer laufen, — für Dich auch — ich hab immer die
Studenten drum beneidet wenn ich mir dacht daß ſie
ſo ein Verhältniß zu ihrem Profeſſor haben, daß ſie ſo
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/234>, abgerufen am 22.11.2024.
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