Die Luft ist der Genius des Lebens, sein höheres Ich, so wie Wasser und Erde seine Erzeuger sind. -- Die Luft ist Vermittlerin zwischen dem göttlichen Liebesfeuer und dem jungen kindlichen Streben danach, küssen die Strahlen zu heiß dann kühlt sie mit sanftem Wehen und erleichtert den verhaltnen Lebensathem; wie doppelt schlägt das Herz wenn ihr Strom rascher eindringt! -- -- wie ganz giebt sich ihr das Leben hin, wenn es von mächtigeren Regungen bewältigt wird. Ja ihr allein vertraut es sich wenn es von sich selber nicht mehr weiß, sie umlebt das erstorbene, bis Leben eindringt wieder, mächtiger und gewaltiger wie früher. So fühl ich deut¬ lich, wenn mein Geist erstarrt war, es ist Genuß zwischen mir und der Gottheit der mich weckt, die Luft, die mich nährt und erhält, ohne welche Geist erstorben wär, nie der Seele könnt Nahrung bringen, von oben. -- Ja alle Offenbarung ist die Geistesluft die ihn durchathmet, ohne welche er nicht leben kann einen Augenblick, sondern müßt ersticken, und ob er schläft oder wacht, so athmet er doch immer den Genius, die Luft. -- Ich bin so glück¬ lich Günderode wenn ich hier auf den Bergen stehe und der Wind braust das er mich davon tragen will, -- dann muß ich lachen vor Muthwillen und denk ob
Die Luft iſt der Genius des Lebens, ſein höheres Ich, ſo wie Waſſer und Erde ſeine Erzeuger ſind. — Die Luft iſt Vermittlerin zwiſchen dem göttlichen Liebesfeuer und dem jungen kindlichen Streben danach, küſſen die Strahlen zu heiß dann kühlt ſie mit ſanftem Wehen und erleichtert den verhaltnen Lebensathem; wie doppelt ſchlägt das Herz wenn ihr Strom raſcher eindringt! — — wie ganz giebt ſich ihr das Leben hin, wenn es von mächtigeren Regungen bewältigt wird. Ja ihr allein vertraut es ſich wenn es von ſich ſelber nicht mehr weiß, ſie umlebt das erſtorbene, bis Leben eindringt wieder, mächtiger und gewaltiger wie früher. So fühl ich deut¬ lich, wenn mein Geiſt erſtarrt war, es iſt Genuß zwiſchen mir und der Gottheit der mich weckt, die Luft, die mich nährt und erhält, ohne welche Geiſt erſtorben wär, nie der Seele könnt Nahrung bringen, von oben. — Ja alle Offenbarung iſt die Geiſtesluft die ihn durchathmet, ohne welche er nicht leben kann einen Augenblick, ſondern müßt erſticken, und ob er ſchläft oder wacht, ſo athmet er doch immer den Genius, die Luft. — Ich bin ſo glück¬ lich Günderode wenn ich hier auf den Bergen ſtehe und der Wind brauſt das er mich davon tragen will, — dann muß ich lachen vor Muthwillen und denk ob
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0201"n="187"/>
Die Luft iſt der Genius des Lebens, ſein höheres Ich,<lb/>ſo wie Waſſer und Erde ſeine Erzeuger ſind. — Die<lb/>
Luft iſt Vermittlerin zwiſchen dem göttlichen Liebesfeuer<lb/>
und dem jungen kindlichen Streben danach, küſſen die<lb/>
Strahlen zu heiß dann kühlt <hirendition="#g">ſie</hi> mit ſanftem Wehen<lb/>
und erleichtert den verhaltnen Lebensathem; wie doppelt<lb/>ſchlägt das Herz wenn ihr Strom raſcher eindringt! —<lb/>— wie ganz giebt ſich ihr das Leben hin, wenn es von<lb/>
mächtigeren Regungen bewältigt wird. Ja ihr allein<lb/>
vertraut es ſich wenn es von ſich ſelber nicht mehr weiß,<lb/>ſie umlebt das erſtorbene, bis Leben eindringt wieder,<lb/>
mächtiger und gewaltiger wie früher. So fühl ich deut¬<lb/>
lich, wenn mein Geiſt erſtarrt war, es iſt Genuß zwiſchen<lb/>
mir und der Gottheit der mich weckt, die Luft, die mich<lb/>
nährt und erhält, ohne welche Geiſt erſtorben wär, nie<lb/>
der Seele könnt Nahrung bringen, von oben. — Ja alle<lb/>
Offenbarung iſt die Geiſtesluft die ihn durchathmet, ohne<lb/>
welche er nicht leben kann einen Augenblick, ſondern<lb/>
müßt erſticken, und ob er ſchläft oder wacht, ſo athmet<lb/>
er doch immer den Genius, die Luft. — Ich bin ſo glück¬<lb/>
lich Günderode wenn ich hier auf den Bergen ſtehe und<lb/>
der Wind brauſt das er mich davon tragen will, —<lb/>
dann muß ich lachen vor Muthwillen und denk ob<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[187/0201]
Die Luft iſt der Genius des Lebens, ſein höheres Ich,
ſo wie Waſſer und Erde ſeine Erzeuger ſind. — Die
Luft iſt Vermittlerin zwiſchen dem göttlichen Liebesfeuer
und dem jungen kindlichen Streben danach, küſſen die
Strahlen zu heiß dann kühlt ſie mit ſanftem Wehen
und erleichtert den verhaltnen Lebensathem; wie doppelt
ſchlägt das Herz wenn ihr Strom raſcher eindringt! —
— wie ganz giebt ſich ihr das Leben hin, wenn es von
mächtigeren Regungen bewältigt wird. Ja ihr allein
vertraut es ſich wenn es von ſich ſelber nicht mehr weiß,
ſie umlebt das erſtorbene, bis Leben eindringt wieder,
mächtiger und gewaltiger wie früher. So fühl ich deut¬
lich, wenn mein Geiſt erſtarrt war, es iſt Genuß zwiſchen
mir und der Gottheit der mich weckt, die Luft, die mich
nährt und erhält, ohne welche Geiſt erſtorben wär, nie
der Seele könnt Nahrung bringen, von oben. — Ja alle
Offenbarung iſt die Geiſtesluft die ihn durchathmet, ohne
welche er nicht leben kann einen Augenblick, ſondern
müßt erſticken, und ob er ſchläft oder wacht, ſo athmet
er doch immer den Genius, die Luft. — Ich bin ſo glück¬
lich Günderode wenn ich hier auf den Bergen ſtehe und
der Wind brauſt das er mich davon tragen will, —
dann muß ich lachen vor Muthwillen und denk ob
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/201>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.