sich der Busen ihr allmählig wieder, mächtig und mäch¬ tiger -- trinkt Lebensbegeistrung heiligen Athems voll. So ist das Leben frühlingbegeistert Athemschöpfen, und Sommer und Herbst sind der Begeistrung Aushauch, und der Winter ist nur Frühlingspause; in ihr sind alle Sinne schon wieder auf das Athemschöpfen hingewendet.
Alt ist keiner, als nur wer die Zeit achtet als be¬ stehend. -- Die Zeit ist nicht bestehend -- Schwinden ist Zeit. An Schwindendes kann sich Begeisterung nicht hängen, an nichts kann sie hängen, sie muß frei sein, blos in sich; denn sonst wär sie kein Leben. Also die Natur athmet Begeistrung, das ist Frühling; Sommer und Herbst entströmen dem Athem der Natur, das ist wo sie alles hingiebt, um aufs neue den Frühling ein¬ zuathmen. -- Da ists deutlich daß der Geist auch nur Frühlingsathem schöpft, und daß Jugend nicht in Zeit sich einschränkt, die vergeht, da Lebenslust nicht ver¬ gehn kann, weil, wie Natur Frühling aufathmet, wir Lebensbegeistrung aufathmen. --
Es ist dumm was ich hier sag, ist nicht uneinge¬ hüllter Geist der den Wahn vernichtet, aber unter der armseligen Hülle des zwanzigmal wiederholten Vergleichs liegt einer zerschmetternden Antwort Keim auf das was Du mir schon mehr als einmal gesagt hast: "Recht viel
ſich der Buſen ihr allmählig wieder, mächtig und mäch¬ tiger — trinkt Lebensbegeiſtrung heiligen Athems voll. So iſt das Leben frühlingbegeiſtert Athemſchöpfen, und Sommer und Herbſt ſind der Begeiſtrung Aushauch, und der Winter iſt nur Frühlingspauſe; in ihr ſind alle Sinne ſchon wieder auf das Athemſchöpfen hingewendet.
Alt iſt keiner, als nur wer die Zeit achtet als be¬ ſtehend. — Die Zeit iſt nicht beſtehend — Schwinden iſt Zeit. An Schwindendes kann ſich Begeiſterung nicht hängen, an nichts kann ſie hängen, ſie muß frei ſein, blos in ſich; denn ſonſt wär ſie kein Leben. Alſo die Natur athmet Begeiſtrung, das iſt Frühling; Sommer und Herbſt entſtrömen dem Athem der Natur, das iſt wo ſie alles hingiebt, um aufs neue den Frühling ein¬ zuathmen. — Da iſts deutlich daß der Geiſt auch nur Frühlingsathem ſchöpft, und daß Jugend nicht in Zeit ſich einſchränkt, die vergeht, da Lebensluſt nicht ver¬ gehn kann, weil, wie Natur Frühling aufathmet, wir Lebensbegeiſtrung aufathmen. —
Es iſt dumm was ich hier ſag, iſt nicht uneinge¬ hüllter Geiſt der den Wahn vernichtet, aber unter der armſeligen Hülle des zwanzigmal wiederholten Vergleichs liegt einer zerſchmetternden Antwort Keim auf das was Du mir ſchon mehr als einmal geſagt haſt: „Recht viel
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ſich der Buſen ihr allmählig wieder, mächtig und mäch¬
tiger — trinkt Lebensbegeiſtrung heiligen Athems voll.
So iſt das Leben frühlingbegeiſtert Athemſchöpfen, und
Sommer und Herbſt ſind der Begeiſtrung Aushauch,
und der Winter iſt nur Frühlingspauſe; in ihr ſind alle
Sinne ſchon wieder auf das Athemſchöpfen hingewendet.
Alt iſt keiner, als nur wer die Zeit achtet als be¬
ſtehend. — Die Zeit iſt nicht beſtehend — Schwinden
iſt Zeit. An Schwindendes kann ſich Begeiſterung nicht
hängen, an nichts kann ſie hängen, ſie muß frei ſein,
blos in ſich; denn ſonſt wär ſie kein Leben. Alſo die
Natur athmet Begeiſtrung, das iſt Frühling; Sommer
und Herbſt entſtrömen dem Athem der Natur, das iſt
wo ſie alles hingiebt, um aufs neue den Frühling ein¬
zuathmen. — Da iſts deutlich daß der Geiſt auch nur
Frühlingsathem ſchöpft, und daß Jugend nicht in Zeit
ſich einſchränkt, die vergeht, da Lebensluſt nicht ver¬
gehn kann, weil, wie Natur Frühling aufathmet, wir
Lebensbegeiſtrung aufathmen. —
Es iſt dumm was ich hier ſag, iſt nicht uneinge¬
hüllter Geiſt der den Wahn vernichtet, aber unter der
armſeligen Hülle des zwanzigmal wiederholten Vergleichs
liegt einer zerſchmetternden Antwort Keim auf das was
Du mir ſchon mehr als einmal geſagt haſt: „Recht viel
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/154>, abgerufen am 22.11.2024.
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