herumspielt, er sitzt gelassen auf der Mauer und sieht zu wenn die andern sich mit Schneeballen wer¬ fen, ringen, über einander wegspringen, dazu rin¬ gelt er sich seine blonde strahlende Phöbuslocken über die Finger; ich beneid ihn oft der Meline und wollt ihn mit einem Ansehnlichen aus meinem Regiment um¬ tauschen, aber sie will ihn nur gegen meinen Gene¬ ral, den Blonden, herausgeben, das will ich nicht. Früh ists im Hof wie im Elysium der dichte Nebel von der Morgensonne angestrahlt in dem die Gestal¬ ten sich bewegen, die allerlei mit einander handthieren. Wenns Kolleg aus ist sehen wir sie wieder abziehen, da ist ihr Übermuth noch größer. Ach hätt ich doch so ein Regiment, da wollt ich Dir schon antworten auf Deinen Brief mit Deinen unsinnigen Anklagen über den Napoleon. -- Betet und ihr werdet erhört werden. Ich bete ohne Unterlaß daß mir doch Flügel wachsen, ich wollt über die Schaaren wegfliegen und ihm in die Zügel fallen. Ach Günderode, Deine fatale Idee als habe ich eine närrische Ehrfurcht vor dem Napoleon peinigt mich, das Roß des Übermuths tobt unter ihm, es setzt in wildem Feuer über Abgründe und durchfliegt in stolzem Selbstgefühl die Ebne um über neue zu setzen, dahin eilt er, an den Zeiten vorüber die umge¬
herumſpielt, er ſitzt gelaſſen auf der Mauer und ſieht zu wenn die andern ſich mit Schneeballen wer¬ fen, ringen, über einander wegſpringen, dazu rin¬ gelt er ſich ſeine blonde ſtrahlende Phöbuslocken über die Finger; ich beneid ihn oft der Meline und wollt ihn mit einem Anſehnlichen aus meinem Regiment um¬ tauſchen, aber ſie will ihn nur gegen meinen Gene¬ ral, den Blonden, herausgeben, das will ich nicht. Früh iſts im Hof wie im Elyſium der dichte Nebel von der Morgenſonne angeſtrahlt in dem die Geſtal¬ ten ſich bewegen, die allerlei mit einander handthieren. Wenns Kolleg aus iſt ſehen wir ſie wieder abziehen, da iſt ihr Übermuth noch größer. Ach hätt ich doch ſo ein Regiment, da wollt ich Dir ſchon antworten auf Deinen Brief mit Deinen unſinnigen Anklagen über den Napoleon. — Betet und ihr werdet erhört werden. Ich bete ohne Unterlaß daß mir doch Flügel wachſen, ich wollt über die Schaaren wegfliegen und ihm in die Zügel fallen. Ach Günderode, Deine fatale Idee als habe ich eine närriſche Ehrfurcht vor dem Napoleon peinigt mich, das Roß des Übermuths tobt unter ihm, es ſetzt in wildem Feuer über Abgründe und durchfliegt in ſtolzem Selbſtgefühl die Ebne um über neue zu ſetzen, dahin eilt er, an den Zeiten vorüber die umge¬
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herumſpielt, er ſitzt gelaſſen auf der Mauer und
ſieht zu wenn die andern ſich mit Schneeballen wer¬
fen, ringen, über einander wegſpringen, dazu rin¬
gelt er ſich ſeine blonde ſtrahlende Phöbuslocken über
die Finger; ich beneid ihn oft der Meline und wollt
ihn mit einem Anſehnlichen aus meinem Regiment um¬
tauſchen, aber ſie will ihn nur gegen meinen Gene¬
ral, den Blonden, herausgeben, das will ich nicht.
Früh iſts im Hof wie im Elyſium der dichte Nebel
von der Morgenſonne angeſtrahlt in dem die Geſtal¬
ten ſich bewegen, die allerlei mit einander handthieren.
Wenns Kolleg aus iſt ſehen wir ſie wieder abziehen,
da iſt ihr Übermuth noch größer. Ach hätt ich doch ſo
ein Regiment, da wollt ich Dir ſchon antworten auf
Deinen Brief mit Deinen unſinnigen Anklagen über
den Napoleon. — Betet und ihr werdet erhört werden.
Ich bete ohne Unterlaß daß mir doch Flügel wachſen,
ich wollt über die Schaaren wegfliegen und ihm in die
Zügel fallen. Ach Günderode, Deine fatale Idee als
habe ich eine närriſche Ehrfurcht vor dem Napoleon
peinigt mich, das Roß des Übermuths tobt unter ihm,
es ſetzt in wildem Feuer über Abgründe und durchfliegt
in ſtolzem Selbſtgefühl die Ebne um über neue zu
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/131>, abgerufen am 24.11.2024.
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