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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840.

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gen, denn er seufzte mehrmals und holte endlich sein
Taschenbuch worin er mit dem Bleistift was einkritzelte,
-- ich nahms ihm aus der Hand und probierte Verse
zu machen im Takt des Lesenden, das Gelesene schoß
Worte zu, wie eine Fabrik wo einer dem andern in
die Hand arbeitet, und so setz ich Dirs der Kuriosität
halber hin. Der Dichter las nemlich klagende Gespräche
im Minneliederstyl zwischen zwei Liebenden, die nicht
zu Rande kommen können mit ihrer Sehnsucht, in Früh¬
lings und Sommerzeiten.

Es waren nicht des Mayen wilde Blüthen
Violen süß und Rosen überall
In grüner Lind die freie Nachtigall
Die mich vor Sehnsuchtschmerzen sollten hüten.
Ich klage nicht die lichte Sommerzeiten
Den kühlen Abend nach dem heißen Tag; --
Der meiner Träume Sinn verstehen mag
Der wolle ihnen Störung nicht bereiten.
Nicht daß sich bald das grüne Laub will neigen
In dem der Vöglein muntre Schaar sich wiegt,
Daß Sonnenschein und Blumenglanz verfliegt
Macht daß mein Herz sich sehnt und meine Freuden schweigen,
Der rauhe Winter nicht der alle Lust bezwinget
Die lustgen Gauen überdeckt mit Schnee,
Mir seufzt die Langeweil im Herzen Ach und Weh
Die mit dem Dichter stöhnt und in den Versen klinget,

gen, denn er ſeufzte mehrmals und holte endlich ſein
Taſchenbuch worin er mit dem Bleiſtift was einkritzelte,
— ich nahms ihm aus der Hand und probierte Verſe
zu machen im Takt des Leſenden, das Geleſene ſchoß
Worte zu, wie eine Fabrik wo einer dem andern in
die Hand arbeitet, und ſo ſetz ich Dirs der Kurioſität
halber hin. Der Dichter las nemlich klagende Geſpräche
im Minneliederſtyl zwiſchen zwei Liebenden, die nicht
zu Rande kommen können mit ihrer Sehnſucht, in Früh¬
lings und Sommerzeiten.

Es waren nicht des Mayen wilde Blüthen
Violen ſüß und Roſen überall
In grüner Lind die freie Nachtigall
Die mich vor Sehnſuchtſchmerzen ſollten hüten.
Ich klage nicht die lichte Sommerzeiten
Den kühlen Abend nach dem heißen Tag; —
Der meiner Träume Sinn verſtehen mag
Der wolle ihnen Störung nicht bereiten.
Nicht daß ſich bald das grüne Laub will neigen
In dem der Vöglein muntre Schaar ſich wiegt,
Daß Sonnenſchein und Blumenglanz verfliegt
Macht daß mein Herz ſich ſehnt und meine Freuden ſchweigen,
Der rauhe Winter nicht der alle Luſt bezwinget
Die luſtgen Gauen überdeckt mit Schnee,
Mir ſeufzt die Langeweil im Herzen Ach und Weh
Die mit dem Dichter ſtöhnt und in den Verſen klinget,
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[108/0122] gen, denn er ſeufzte mehrmals und holte endlich ſein Taſchenbuch worin er mit dem Bleiſtift was einkritzelte, — ich nahms ihm aus der Hand und probierte Verſe zu machen im Takt des Leſenden, das Geleſene ſchoß Worte zu, wie eine Fabrik wo einer dem andern in die Hand arbeitet, und ſo ſetz ich Dirs der Kurioſität halber hin. Der Dichter las nemlich klagende Geſpräche im Minneliederſtyl zwiſchen zwei Liebenden, die nicht zu Rande kommen können mit ihrer Sehnſucht, in Früh¬ lings und Sommerzeiten. Es waren nicht des Mayen wilde Blüthen Violen ſüß und Roſen überall In grüner Lind die freie Nachtigall Die mich vor Sehnſuchtſchmerzen ſollten hüten. Ich klage nicht die lichte Sommerzeiten Den kühlen Abend nach dem heißen Tag; — Der meiner Träume Sinn verſtehen mag Der wolle ihnen Störung nicht bereiten. Nicht daß ſich bald das grüne Laub will neigen In dem der Vöglein muntre Schaar ſich wiegt, Daß Sonnenſchein und Blumenglanz verfliegt Macht daß mein Herz ſich ſehnt und meine Freuden ſchweigen, Der rauhe Winter nicht der alle Luſt bezwinget Die luſtgen Gauen überdeckt mit Schnee, Mir ſeufzt die Langeweil im Herzen Ach und Weh Die mit dem Dichter ſtöhnt und in den Verſen klinget,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 2. Grünberg u. a., 1840, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode02_1840/122>, abgerufen am 24.11.2024.