vom Thau, die strömt so viel Stickluft aus (Lange¬ weile), daß der Geist nicht erathmen kann.
Heut sind die Früchte angekommen und die Blu¬ men all noch frisch, Dein Brief duftet mit dem Helio¬ trop und gelben Jasmin in meiner Brust, wo ich ihn hingesteckt hab. -- Was Du mir sagst scheint mir auch vom Dämon durch Dich gemeldet, Du kleidest seine Weisheit in Balsam hauchende Redeblüthen -- ich soll und muß Dir Recht geben, nicht wahr? -- Meinst Du es wird den Dämon verdrießen wenn ich ihm nicht nachgebe mit der Eifersucht? -- und daß meine Leiden¬ schaft in so stolzen Flammen aufsprüht, und will ihn gefangen nehmen wo er sich verborgen hat in Dir? -- Eifersucht fährt heraus aus dem Geist der Liebe als wärs der Dämon selber, sie ist eine starke bewegende Kraft, ich weiß was ich ihr zu danken hab; -- ja viel¬ leicht ist sie eine Gestalt, in die sich der Dämon klei¬ det; wenn ich eifersüchtig bin ist mirs immer göttlich zu Muth, alles muß ich verachten, alles seh ich unter mir, weil es so hell in mir leuchtet und nichts scheint mir unerreichbar, ich fliege wo andre mühselig kriechen; und während mirs im Herzen ängstlich pocht, da rauschts im Geist so übermüthig, ich biete Trotz, so arg Trotz, daß ich ohnmächtig werden muß, aber mein Muth sinkt
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vom Thau, die ſtrömt ſo viel Stickluft aus (Lange¬ weile), daß der Geiſt nicht erathmen kann.
Heut ſind die Früchte angekommen und die Blu¬ men all noch friſch, Dein Brief duftet mit dem Helio¬ trop und gelben Jasmin in meiner Bruſt, wo ich ihn hingeſteckt hab. — Was Du mir ſagſt ſcheint mir auch vom Dämon durch Dich gemeldet, Du kleideſt ſeine Weisheit in Balſam hauchende Redeblüthen — ich ſoll und muß Dir Recht geben, nicht wahr? — Meinſt Du es wird den Dämon verdrießen wenn ich ihm nicht nachgebe mit der Eiferſucht? — und daß meine Leiden¬ ſchaft in ſo ſtolzen Flammen aufſprüht, und will ihn gefangen nehmen wo er ſich verborgen hat in Dir? — Eiferſucht fährt heraus aus dem Geiſt der Liebe als wärs der Dämon ſelber, ſie iſt eine ſtarke bewegende Kraft, ich weiß was ich ihr zu danken hab; — ja viel¬ leicht iſt ſie eine Geſtalt, in die ſich der Dämon klei¬ det; wenn ich eiferſüchtig bin iſt mirs immer göttlich zu Muth, alles muß ich verachten, alles ſeh ich unter mir, weil es ſo hell in mir leuchtet und nichts ſcheint mir unerreichbar, ich fliege wo andre mühſelig kriechen; und während mirs im Herzen ängſtlich pocht, da rauſchts im Geiſt ſo übermüthig, ich biete Trotz, ſo arg Trotz, daß ich ohnmächtig werden muß, aber mein Muth ſinkt
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vom Thau, die ſtrömt ſo viel Stickluft aus (Lange¬
weile), daß der Geiſt nicht erathmen kann.
Heut ſind die Früchte angekommen und die Blu¬
men all noch friſch, Dein Brief duftet mit dem Helio¬
trop und gelben Jasmin in meiner Bruſt, wo ich ihn
hingeſteckt hab. — Was Du mir ſagſt ſcheint mir auch
vom Dämon durch Dich gemeldet, Du kleideſt ſeine
Weisheit in Balſam hauchende Redeblüthen — ich ſoll
und muß Dir Recht geben, nicht wahr? — Meinſt Du
es wird den Dämon verdrießen wenn ich ihm nicht
nachgebe mit der Eiferſucht? — und daß meine Leiden¬
ſchaft in ſo ſtolzen Flammen aufſprüht, und will ihn
gefangen nehmen wo er ſich verborgen hat in Dir? —
Eiferſucht fährt heraus aus dem Geiſt der Liebe als
wärs der Dämon ſelber, ſie iſt eine ſtarke bewegende
Kraft, ich weiß was ich ihr zu danken hab; — ja viel¬
leicht iſt ſie eine Geſtalt, in die ſich der Dämon klei¬
det; wenn ich eiferſüchtig bin iſt mirs immer göttlich
zu Muth, alles muß ich verachten, alles ſeh ich unter
mir, weil es ſo hell in mir leuchtet und nichts ſcheint
mir unerreichbar, ich fliege wo andre mühſelig kriechen;
und während mirs im Herzen ängſtlich pocht, da rauſchts
im Geiſt ſo übermüthig, ich biete Trotz, ſo arg Trotz,
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/91>, abgerufen am 26.11.2024.
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