er gepredigt, die es nach ihrem Behagen ausgelegt haben. -- Wäsch mir den Pelz und mach mir ihn nicht naß, das ist die ganze Geschicht mit der Frömmigkeit. Thu die Augen auf und werd gescheut, denn unser Herrgott kann keine Esel brauchen, aber Ihr werd' Esel bleiben, und so tragt nur Euer schwere Säck von Vorurtheil auf Euerm Buckel bis in alle Ewigkeit, Ihr seid doch zu nichts tauglich als die Mühl zu treiben, in der Euch der Kopf immer dusseliger wird." -- Aber das war nicht al¬ les was der Voigt sagte, und dabei machte er Sätze links und rechts. Jetzt erzähl ich Dir wieder weiter wie's noch mit dem rothen Kammerherrn weiter gegan¬ gen ist, alle Tage sind wir auf der Terrasse, da giebt bald eine Dame bald die andre ein Goutee, und dann wieder die Prinzeß, aber der Krebs ist immer wieder hinter mich gekommen, da hab ich mir eine Schawell aus unserm Zimmer geholt und dicht neben die Kurprinzeß gestellt, und mich drauf gesetzt; und nun ist das alle Tag mein Platz, und da darf er nicht mehr an mich streifen, und wenn wir spazieren gehen über die Bergrücken nach dem Thee, da nimmt mich die Kurprinzeß immer bei der Hand; sie hat ein klein Blondchen weiß und roth, dem fliegen die Sonnenhaare so flammig um den Kopf, dem lieben Hessenkind, ich könnt recht gut mit ihm spie¬
er gepredigt, die es nach ihrem Behagen ausgelegt haben. — Wäſch mir den Pelz und mach mir ihn nicht naß, das iſt die ganze Geſchicht mit der Frömmigkeit. Thu die Augen auf und werd geſcheut, denn unſer Herrgott kann keine Eſel brauchen, aber Ihr werd' Eſel bleiben, und ſo tragt nur Euer ſchwere Säck von Vorurtheil auf Euerm Buckel bis in alle Ewigkeit, Ihr ſeid doch zu nichts tauglich als die Mühl zu treiben, in der Euch der Kopf immer duſſeliger wird.“ — Aber das war nicht al¬ les was der Voigt ſagte, und dabei machte er Sätze links und rechts. Jetzt erzähl ich Dir wieder weiter wie's noch mit dem rothen Kammerherrn weiter gegan¬ gen iſt, alle Tage ſind wir auf der Terraſſe, da giebt bald eine Dame bald die andre ein Goutée, und dann wieder die Prinzeß, aber der Krebs iſt immer wieder hinter mich gekommen, da hab ich mir eine Schawell aus unſerm Zimmer geholt und dicht neben die Kurprinzeß geſtellt, und mich drauf geſetzt; und nun iſt das alle Tag mein Platz, und da darf er nicht mehr an mich ſtreifen, und wenn wir ſpazieren gehen über die Bergrücken nach dem Thee, da nimmt mich die Kurprinzeß immer bei der Hand; ſie hat ein klein Blondchen weiß und roth, dem fliegen die Sonnenhaare ſo flammig um den Kopf, dem lieben Heſſenkind, ich könnt recht gut mit ihm ſpie¬
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er gepredigt, die es nach ihrem Behagen ausgelegt haben.
— Wäſch mir den Pelz und mach mir ihn nicht naß, das
iſt die ganze Geſchicht mit der Frömmigkeit. Thu die
Augen auf und werd geſcheut, denn unſer Herrgott kann
keine Eſel brauchen, aber Ihr werd' Eſel bleiben, und ſo
tragt nur Euer ſchwere Säck von Vorurtheil auf Euerm
Buckel bis in alle Ewigkeit, Ihr ſeid doch zu nichts
tauglich als die Mühl zu treiben, in der Euch der
Kopf immer duſſeliger wird.“ — Aber das war nicht al¬
les was der Voigt ſagte, und dabei machte er Sätze
links und rechts. Jetzt erzähl ich Dir wieder weiter
wie's noch mit dem rothen Kammerherrn weiter gegan¬
gen iſt, alle Tage ſind wir auf der Terraſſe, da giebt
bald eine Dame bald die andre ein Goutée, und dann wieder
die Prinzeß, aber der Krebs iſt immer wieder hinter
mich gekommen, da hab ich mir eine Schawell aus
unſerm Zimmer geholt und dicht neben die Kurprinzeß
geſtellt, und mich drauf geſetzt; und nun iſt das alle Tag
mein Platz, und da darf er nicht mehr an mich ſtreifen,
und wenn wir ſpazieren gehen über die Bergrücken nach
dem Thee, da nimmt mich die Kurprinzeß immer bei
der Hand; ſie hat ein klein Blondchen weiß und roth,
dem fliegen die Sonnenhaare ſo flammig um den Kopf,
dem lieben Heſſenkind, ich könnt recht gut mit ihm ſpie¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/82>, abgerufen am 25.11.2024.
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