und dem die seltensten Blumen durch den Bauch schim¬ mern, und ihn so verschönen daß er die Bewunderung aller Laubfrösche ist, die alle auf ihn hinaufhüpfen und sich vergebens abmühen in diesem schönen Blumen-La¬ byrinth herum zu hüpfen, so müssen sie sichs vergehen lassen, weil der gläserne Bauch es umschließt, und dann die Moral ist von dieser wunderbaren Fabel: "Streben nach unmöglichen Genüssen hilft zu nichts und verdirbt die Zeit," denn einmal hatte Gott schon früher diese schöne Blumenweide zur Verschönerung des Esels be¬ stimmt und nicht zur Schwelgerei der Frösche, und zwei¬ tens war der vornehme Esel auch zu ganz was anderem bestimmt als zum Belustigungsort gemeiner Frösche, denn als ihn zwei verständige Philosophen und Gelehrte aus der an schönen Naturseltenheiten reichen Stadt Frank¬ furt begegneten, so führten beide diesen wunderschönen Esel an einem grünseidnen Band durch die Stadt. Am Gal¬ len-Thor wo sie einpassirten, präsentirte die Stadtwache das Gewehr vor ihm und auf dem Roßmarkt (also grade vor Deinem Stift) versammelten sich alle Bürger und begleiteten ihn mit Siegsgeschrei auf den Römer, allwo der Herr Bürgermeister mit allen Rathsherrn versammelt war, und die Herrn von der ersten Bank wie auch von der zweiten und dritten stimmten alle ein in das Lob
und dem die ſeltenſten Blumen durch den Bauch ſchim¬ mern, und ihn ſo verſchönen daß er die Bewunderung aller Laubfröſche iſt, die alle auf ihn hinaufhüpfen und ſich vergebens abmühen in dieſem ſchönen Blumen-La¬ byrinth herum zu hüpfen, ſo müſſen ſie ſichs vergehen laſſen, weil der gläſerne Bauch es umſchließt, und dann die Moral iſt von dieſer wunderbaren Fabel: „Streben nach unmöglichen Genüſſen hilft zu nichts und verdirbt die Zeit,“ denn einmal hatte Gott ſchon früher dieſe ſchöne Blumenweide zur Verſchönerung des Eſels be¬ ſtimmt und nicht zur Schwelgerei der Fröſche, und zwei¬ tens war der vornehme Eſel auch zu ganz was anderem beſtimmt als zum Beluſtigungsort gemeiner Fröſche, denn als ihn zwei verſtändige Philoſophen und Gelehrte aus der an ſchönen Naturſeltenheiten reichen Stadt Frank¬ furt begegneten, ſo führten beide dieſen wunderſchönen Eſel an einem grünſeidnen Band durch die Stadt. Am Gal¬ len-Thor wo ſie einpaſſirten, präſentirte die Stadtwache das Gewehr vor ihm und auf dem Roßmarkt (alſo grade vor Deinem Stift) verſammelten ſich alle Bürger und begleiteten ihn mit Siegsgeſchrei auf den Römer, allwo der Herr Bürgermeiſter mit allen Rathsherrn verſammelt war, und die Herrn von der erſten Bank wie auch von der zweiten und dritten ſtimmten alle ein in das Lob
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0051"n="35"/>
und dem die ſeltenſten Blumen durch den Bauch ſchim¬<lb/>
mern, und ihn ſo verſchönen daß er die Bewunderung<lb/>
aller Laubfröſche iſt, die alle auf ihn hinaufhüpfen und<lb/>ſich vergebens abmühen in dieſem ſchönen Blumen-La¬<lb/>
byrinth herum zu hüpfen, ſo müſſen ſie ſichs vergehen<lb/>
laſſen, weil der gläſerne Bauch es umſchließt, und dann<lb/>
die Moral iſt von dieſer wunderbaren Fabel: „Streben<lb/>
nach unmöglichen Genüſſen hilft zu nichts und verdirbt<lb/>
die Zeit,“ denn einmal hatte Gott ſchon früher dieſe<lb/>ſchöne Blumenweide zur Verſchönerung des Eſels be¬<lb/>ſtimmt und nicht zur Schwelgerei der Fröſche, und zwei¬<lb/>
tens war der vornehme Eſel auch zu ganz was anderem<lb/>
beſtimmt als zum Beluſtigungsort gemeiner Fröſche, denn<lb/>
als ihn zwei verſtändige Philoſophen und Gelehrte aus<lb/>
der an ſchönen Naturſeltenheiten reichen Stadt Frank¬<lb/>
furt begegneten, ſo führten beide dieſen wunderſchönen Eſel<lb/>
an einem grünſeidnen Band durch die Stadt. Am Gal¬<lb/>
len-Thor wo ſie einpaſſirten, präſentirte die Stadtwache<lb/>
das Gewehr vor ihm und auf dem Roßmarkt (alſo grade<lb/>
vor Deinem Stift) verſammelten ſich alle Bürger und<lb/>
begleiteten ihn mit Siegsgeſchrei auf den Römer, allwo<lb/>
der Herr Bürgermeiſter mit allen Rathsherrn verſammelt<lb/>
war, und die Herrn von der erſten Bank wie auch von<lb/>
der zweiten und dritten ſtimmten alle ein in das Lob<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[35/0051]
und dem die ſeltenſten Blumen durch den Bauch ſchim¬
mern, und ihn ſo verſchönen daß er die Bewunderung
aller Laubfröſche iſt, die alle auf ihn hinaufhüpfen und
ſich vergebens abmühen in dieſem ſchönen Blumen-La¬
byrinth herum zu hüpfen, ſo müſſen ſie ſichs vergehen
laſſen, weil der gläſerne Bauch es umſchließt, und dann
die Moral iſt von dieſer wunderbaren Fabel: „Streben
nach unmöglichen Genüſſen hilft zu nichts und verdirbt
die Zeit,“ denn einmal hatte Gott ſchon früher dieſe
ſchöne Blumenweide zur Verſchönerung des Eſels be¬
ſtimmt und nicht zur Schwelgerei der Fröſche, und zwei¬
tens war der vornehme Eſel auch zu ganz was anderem
beſtimmt als zum Beluſtigungsort gemeiner Fröſche, denn
als ihn zwei verſtändige Philoſophen und Gelehrte aus
der an ſchönen Naturſeltenheiten reichen Stadt Frank¬
furt begegneten, ſo führten beide dieſen wunderſchönen Eſel
an einem grünſeidnen Band durch die Stadt. Am Gal¬
len-Thor wo ſie einpaſſirten, präſentirte die Stadtwache
das Gewehr vor ihm und auf dem Roßmarkt (alſo grade
vor Deinem Stift) verſammelten ſich alle Bürger und
begleiteten ihn mit Siegsgeſchrei auf den Römer, allwo
der Herr Bürgermeiſter mit allen Rathsherrn verſammelt
war, und die Herrn von der erſten Bank wie auch von
der zweiten und dritten ſtimmten alle ein in das Lob
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/51>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.