Laut will er seinen Schmerz ihr nennen, Und seines Herzens heißes Brennen, In heil'ger Gegenwart bekennen.
Laut spricht er: Priester! lasset schweigen Für Todte die Gebete all. Für mich laßt heiße Bitten steigen; Denn größer ist der Liebe Qual, Von der ich wen'ger kann genesen. Als jene unglücksel'gen Wesen Zur Qual des Feuers auserlesen.
Und staunend siehet ihn die Menge So schön verklärt in Liebesmuth. "Wo ist, im festlichen Gepränge?" Denkt Manche still, "die solche Gluth Und solches Wort jetzt hat gemeinet?" Sie ist's, die heimlich Thränen weinet, Die Juans heiße Liebe meinet.
War's Mitleid, ist es Lieb' gewesen, Was diese Thränen ihr erpreßt? Vom Gram kann Liebe nicht genesen, Wenn Zweifelmuth sie nicht verläßt. Er kann sich Friede nicht erjagen; Denn nimmer darf's die Lippe wagen, Der Liebe Schmerz ihr mehr zu klagen.
Laut will er ſeinen Schmerz ihr nennen, Und ſeines Herzens heißes Brennen, In heil'ger Gegenwart bekennen.
Laut ſpricht er: Prieſter! laſſet ſchweigen Für Todte die Gebete all. Für mich laßt heiße Bitten ſteigen; Denn größer iſt der Liebe Qual, Von der ich wen'ger kann geneſen. Als jene unglückſel'gen Weſen Zur Qual des Feuers auserleſen.
Und ſtaunend ſiehet ihn die Menge So ſchön verklärt in Liebesmuth. „Wo iſt, im feſtlichen Gepränge?“ Denkt Manche ſtill, „die ſolche Gluth Und ſolches Wort jetzt hat gemeinet?“ Sie iſt's, die heimlich Thränen weinet, Die Juans heiße Liebe meinet.
War's Mitleid, iſt es Lieb' geweſen, Was dieſe Thränen ihr erpreßt? Vom Gram kann Liebe nicht geneſen, Wenn Zweifelmuth ſie nicht verläßt. Er kann ſich Friede nicht erjagen; Denn nimmer darf's die Lippe wagen, Der Liebe Schmerz ihr mehr zu klagen.
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Laut will er ſeinen Schmerz ihr nennen,
Und ſeines Herzens heißes Brennen,
In heil'ger Gegenwart bekennen.
Laut ſpricht er: Prieſter! laſſet ſchweigen
Für Todte die Gebete all.
Für mich laßt heiße Bitten ſteigen;
Denn größer iſt der Liebe Qual,
Von der ich wen'ger kann geneſen.
Als jene unglückſel'gen Weſen
Zur Qual des Feuers auserleſen.
Und ſtaunend ſiehet ihn die Menge
So ſchön verklärt in Liebesmuth.
„Wo iſt, im feſtlichen Gepränge?“
Denkt Manche ſtill, „die ſolche Gluth
Und ſolches Wort jetzt hat gemeinet?“
Sie iſt's, die heimlich Thränen weinet,
Die Juans heiße Liebe meinet.
War's Mitleid, iſt es Lieb' geweſen,
Was dieſe Thränen ihr erpreßt?
Vom Gram kann Liebe nicht geneſen,
Wenn Zweifelmuth ſie nicht verläßt.
Er kann ſich Friede nicht erjagen;
Denn nimmer darf's die Lippe wagen,
Der Liebe Schmerz ihr mehr zu klagen.
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/452>, abgerufen am 16.02.2025.
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