auf seinen Mund zwei dreimal, und daß er meine Thränen auf seinem Gesicht fühlte, denn er wischte sie mit der Hand ab, und sagte was ist das? -- "was fehlt Dir Kind, was ist Dir?" ich riß mich los und sprang hinauf auf die Altan hinter die Bohnen -- und war sehr schnell oben daß ers nicht sah, er glaubte mich in meinem Zimmer und kam herauf und klopfte an, und weil er keine Antwort bekam, so machte er leise auf und weilte einen Augenblick im Zimmer, als er herauskam sah er nach der Altan, mir war recht bang er würde mein weiß Kleid erblicken denn das schimmerte durch das dünne Bohnenlaub. Ich weiß nicht ob er mich sah und mein Verbergen achtete, aber ich glaubs, und das gefiel mir so wohl von ihm; als ich ins Zim¬ mer kam fand ich auf meinem Tisch im Cabinett am Bett ein Fläschchen in zierlichem Brasilienholz mit Rosenöl; -- am Abend auf dem Ball bei seiner Mutter sprach er nichts zu mir -- wie sonst -- aber er kam in meine Nähe und weil das Fläschchen so süß duftete hinter dem Strauß von Aschenkraut und Rosen, da lächelte er mich an und ich lächelte mit, aber ich fühlte daß gleich mir die Thränen kommen wollten, ich mußte mich abwenden, er merkte
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auf ſeinen Mund zwei dreimal, und daß er meine Thränen auf ſeinem Geſicht fühlte, denn er wiſchte ſie mit der Hand ab, und ſagte was iſt das? — „was fehlt Dir Kind, was iſt Dir?“ ich riß mich los und ſprang hinauf auf die Altan hinter die Bohnen — und war ſehr ſchnell oben daß ers nicht ſah, er glaubte mich in meinem Zimmer und kam herauf und klopfte an, und weil er keine Antwort bekam, ſo machte er leiſe auf und weilte einen Augenblick im Zimmer, als er herauskam ſah er nach der Altan, mir war recht bang er würde mein weiß Kleid erblicken denn das ſchimmerte durch das dünne Bohnenlaub. Ich weiß nicht ob er mich ſah und mein Verbergen achtete, aber ich glaubs, und das gefiel mir ſo wohl von ihm; als ich ins Zim¬ mer kam fand ich auf meinem Tiſch im Cabinett am Bett ein Fläſchchen in zierlichem Braſilienholz mit Roſenöl; — am Abend auf dem Ball bei ſeiner Mutter ſprach er nichts zu mir — wie ſonſt — aber er kam in meine Nähe und weil das Fläſchchen ſo ſüß duftete hinter dem Strauß von Aſchenkraut und Roſen, da lächelte er mich an und ich lächelte mit, aber ich fühlte daß gleich mir die Thränen kommen wollten, ich mußte mich abwenden, er merkte
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auf ſeinen Mund zwei dreimal, und daß er meine Thränen
auf ſeinem Geſicht fühlte, denn er wiſchte ſie mit der Hand
ab, und ſagte was iſt das? — „was fehlt Dir Kind,
was iſt Dir?“ ich riß mich los und ſprang hinauf auf
die Altan hinter die Bohnen — und war ſehr ſchnell
oben daß ers nicht ſah, er glaubte mich in meinem
Zimmer und kam herauf und klopfte an, und weil er
keine Antwort bekam, ſo machte er leiſe auf und weilte
einen Augenblick im Zimmer, als er herauskam ſah er
nach der Altan, mir war recht bang er würde mein
weiß Kleid erblicken denn das ſchimmerte durch das
dünne Bohnenlaub. Ich weiß nicht ob er mich ſah
und mein Verbergen achtete, aber ich glaubs, und
das gefiel mir ſo wohl von ihm; als ich ins Zim¬
mer kam fand ich auf meinem Tiſch im Cabinett
am Bett ein Fläſchchen in zierlichem Braſilienholz
mit Roſenöl; — am Abend auf dem Ball bei ſeiner
Mutter ſprach er nichts zu mir — wie ſonſt —
aber er kam in meine Nähe und weil das Fläſchchen
ſo ſüß duftete hinter dem Strauß von Aſchenkraut
und Roſen, da lächelte er mich an und ich lächelte
mit, aber ich fühlte daß gleich mir die Thränen
kommen wollten, ich mußte mich abwenden, er merkte
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/337>, abgerufen am 25.11.2024.
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