auch nicht, wie ein blauer Dunst durch den Kopf, -- mir geht noch zugleich ein romantisch oder geistig Bild da¬ bei auf, das eine giebt mir Stimmungen, das andre wohl Offenbarungen, -- erst gestern wurde im Bosket unter verschiedener neuer Musik die mich gar nicht anregte, eine Symphonie aufgeführt von Friedrich dem Zweiten. Gleich vorne steigt er mit klirrenden Sporen in Steifstie¬ feln muthig auf, von allen Seiten her tönts ihm wieder er müsse keck über die schüchterne Menschheit weggalo¬ piren, und bald macht er sich kein Gewissen mehr draus; nur die einzige Muse, die Tonkunst, tritt ihm fest ent¬ gegen, sein Roß hat ihn in die einsamste Öde getra¬ gen, fern von den Menschen die er wie eine Koppel Hunde mit einem Pfiff lenkt. Hier sinkt er vor der einzig Übermächtigen nieder, hier bekennt er die weite Leere seines Gemüths, hier will er Balsam auf alle Wunden gelegt haben, ungeduldig und zärtlich, de¬ muthsvoll küßt er die Spuren ihres Wandels, und mit Vertrauen beugt das gekrönte Haupt sich unter ihrem Segen. -- Gereinigt, getröstet, wie wenn nichts gesche¬ hen wär mit ihm, kehrt er aus diesem Flöten-Adagio wieder zu den Seinigen in das brillante Geklirre der Violinen und Hoboen zurück. -- Ich aber spürs was
auch nicht, wie ein blauer Dunſt durch den Kopf, — mir geht noch zugleich ein romantiſch oder geiſtig Bild da¬ bei auf, das eine giebt mir Stimmungen, das andre wohl Offenbarungen, — erſt geſtern wurde im Bosket unter verſchiedener neuer Muſik die mich gar nicht anregte, eine Symphonie aufgeführt von Friedrich dem Zweiten. Gleich vorne ſteigt er mit klirrenden Sporen in Steifſtie¬ feln muthig auf, von allen Seiten her tönts ihm wieder er müſſe keck über die ſchüchterne Menſchheit weggalo¬ piren, und bald macht er ſich kein Gewiſſen mehr draus; nur die einzige Muſe, die Tonkunſt, tritt ihm feſt ent¬ gegen, ſein Roß hat ihn in die einſamſte Öde getra¬ gen, fern von den Menſchen die er wie eine Koppel Hunde mit einem Pfiff lenkt. Hier ſinkt er vor der einzig Übermächtigen nieder, hier bekennt er die weite Leere ſeines Gemüths, hier will er Balſam auf alle Wunden gelegt haben, ungeduldig und zärtlich, de¬ muthsvoll küßt er die Spuren ihres Wandels, und mit Vertrauen beugt das gekrönte Haupt ſich unter ihrem Segen. — Gereinigt, getröſtet, wie wenn nichts geſche¬ hen wär mit ihm, kehrt er aus dieſem Flöten-Adagio wieder zu den Seinigen in das brillante Geklirre der Violinen und Hoboen zurück. — Ich aber ſpürs was
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auch nicht, wie ein blauer Dunſt durch den Kopf, — mir
geht noch zugleich ein romantiſch oder geiſtig Bild da¬
bei auf, das eine giebt mir Stimmungen, das andre wohl
Offenbarungen, — erſt geſtern wurde im Bosket unter
verſchiedener neuer Muſik die mich gar nicht anregte,
eine Symphonie aufgeführt von Friedrich dem Zweiten.
Gleich vorne ſteigt er mit klirrenden Sporen in Steifſtie¬
feln muthig auf, von allen Seiten her tönts ihm wieder
er müſſe keck über die ſchüchterne Menſchheit weggalo¬
piren, und bald macht er ſich kein Gewiſſen mehr draus;
nur die einzige Muſe, die Tonkunſt, tritt ihm feſt ent¬
gegen, ſein Roß hat ihn in die einſamſte Öde getra¬
gen, fern von den Menſchen die er wie eine Koppel
Hunde mit einem Pfiff lenkt. Hier ſinkt er vor der
einzig Übermächtigen nieder, hier bekennt er die weite
Leere ſeines Gemüths, hier will er Balſam auf alle
Wunden gelegt haben, ungeduldig und zärtlich, de¬
muthsvoll küßt er die Spuren ihres Wandels, und mit
Vertrauen beugt das gekrönte Haupt ſich unter ihrem
Segen. — Gereinigt, getröſtet, wie wenn nichts geſche¬
hen wär mit ihm, kehrt er aus dieſem Flöten-Adagio
wieder zu den Seinigen in das brillante Geklirre der
Violinen und Hoboen zurück. — Ich aber ſpürs was
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/314>, abgerufen am 25.11.2024.
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