Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

nem andern im Einklang sind, der Ton der Rhythmus,
den ich übe, ist es auch nicht; keiner würde zuhören
wollen, aber jene denen ich singe die müssens doch wohl
hören, nicht wahr? --

Es ahnt mir schon, Du wirst wieder bange werden
um mich wie vorm Jahr! -- aber Du weißt ja, es ist
nichts, ich rase nicht, wie die andern mich beschuldigen,
und mir die Hand auf den Mund legen wenn ich spre¬
chen will. Sei nicht dumm, lasse Dir nicht von den
Philistern bange machen um meine Gesundheit, wo sie
mir schon den Verstand absprechen; wer seinen Bruder
einen Narren schilt ist des Todes schuldig, sie sind un¬
schuldig, ich bin ihr Bruder nicht, Du bist mein Bruder.
Noch einmal, ich bin nicht krank, störe mich nicht da¬
mit daß Du mir das Geringste sagst, denn ich will Dir
noch mehr sagen wenns möglich ist, was hättest Du an
mir, wenn ich nicht lernte Dir meine Seele geben, nackt
und blos. Freundschaft! das ist Umgang der Geister,
nackt und blos. --

nem andern im Einklang ſind, der Ton der Rhythmus,
den ich übe, iſt es auch nicht; keiner würde zuhören
wollen, aber jene denen ich ſinge die müſſens doch wohl
hören, nicht wahr? —

Es ahnt mir ſchon, Du wirſt wieder bange werden
um mich wie vorm Jahr! — aber Du weißt ja, es iſt
nichts, ich raſe nicht, wie die andern mich beſchuldigen,
und mir die Hand auf den Mund legen wenn ich ſpre¬
chen will. Sei nicht dumm, laſſe Dir nicht von den
Philiſtern bange machen um meine Geſundheit, wo ſie
mir ſchon den Verſtand abſprechen; wer ſeinen Bruder
einen Narren ſchilt iſt des Todes ſchuldig, ſie ſind un¬
ſchuldig, ich bin ihr Bruder nicht, Du biſt mein Bruder.
Noch einmal, ich bin nicht krank, ſtöre mich nicht da¬
mit daß Du mir das Geringſte ſagſt, denn ich will Dir
noch mehr ſagen wenns möglich iſt, was hätteſt Du an
mir, wenn ich nicht lernte Dir meine Seele geben, nackt
und blos. Freundſchaft! das iſt Umgang der Geiſter,
nackt und blos. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0247" n="231"/>
nem andern im Einklang &#x017F;ind, der Ton der Rhythmus,<lb/>
den ich übe, i&#x017F;t es auch nicht; keiner würde zuhören<lb/>
wollen, aber jene denen ich &#x017F;inge die mü&#x017F;&#x017F;ens doch wohl<lb/>
hören, nicht wahr? &#x2014;</p><lb/>
          <p>Es ahnt mir &#x017F;chon, Du wir&#x017F;t wieder bange werden<lb/>
um mich wie vorm Jahr! &#x2014; aber Du weißt ja, es i&#x017F;t<lb/>
nichts, ich ra&#x017F;e nicht, wie die andern mich be&#x017F;chuldigen,<lb/>
und mir die Hand auf den Mund legen wenn ich &#x017F;pre¬<lb/>
chen will. Sei nicht dumm, la&#x017F;&#x017F;e Dir nicht von den<lb/>
Phili&#x017F;tern bange machen um meine Ge&#x017F;undheit, wo &#x017F;ie<lb/>
mir &#x017F;chon den Ver&#x017F;tand ab&#x017F;prechen; wer &#x017F;einen Bruder<lb/>
einen Narren &#x017F;chilt i&#x017F;t des Todes &#x017F;chuldig, &#x017F;ie &#x017F;ind un¬<lb/>
&#x017F;chuldig, ich bin ihr Bruder nicht, Du bi&#x017F;t mein Bruder.<lb/>
Noch einmal, ich bin nicht krank, &#x017F;töre mich nicht da¬<lb/>
mit daß Du mir das Gering&#x017F;te &#x017F;ag&#x017F;t, denn ich will Dir<lb/>
noch mehr &#x017F;agen wenns möglich i&#x017F;t, was hätte&#x017F;t Du an<lb/>
mir, wenn ich nicht lernte Dir meine Seele geben, nackt<lb/>
und blos. Freund&#x017F;chaft! das i&#x017F;t Umgang der Gei&#x017F;ter,<lb/>
nackt und blos. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0247] nem andern im Einklang ſind, der Ton der Rhythmus, den ich übe, iſt es auch nicht; keiner würde zuhören wollen, aber jene denen ich ſinge die müſſens doch wohl hören, nicht wahr? — Es ahnt mir ſchon, Du wirſt wieder bange werden um mich wie vorm Jahr! — aber Du weißt ja, es iſt nichts, ich raſe nicht, wie die andern mich beſchuldigen, und mir die Hand auf den Mund legen wenn ich ſpre¬ chen will. Sei nicht dumm, laſſe Dir nicht von den Philiſtern bange machen um meine Geſundheit, wo ſie mir ſchon den Verſtand abſprechen; wer ſeinen Bruder einen Narren ſchilt iſt des Todes ſchuldig, ſie ſind un¬ ſchuldig, ich bin ihr Bruder nicht, Du biſt mein Bruder. Noch einmal, ich bin nicht krank, ſtöre mich nicht da¬ mit daß Du mir das Geringſte ſagſt, denn ich will Dir noch mehr ſagen wenns möglich iſt, was hätteſt Du an mir, wenn ich nicht lernte Dir meine Seele geben, nackt und blos. Freundſchaft! das iſt Umgang der Geiſter, nackt und blos. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/247
Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/247>, abgerufen am 24.11.2024.