dann stockt sie. Aber dabei bleibts, wir mögen stammeln oder lallen oder auch nur seufzen, wir wollens einan¬ der alles still verborgen abhören, nicht wahr? -- wie auf der grünen Burg im Abendroth, wo wir im Feld¬ graben lagen, da war ich freudig mit der Zung, da wars immer als wär einer hinter mir der mirs ein¬ flüstre, Du frugst, was ich mich denn umdreh so oft? -- ich sagt: hinter mir tanzt's -- denn ich wollt nicht sa¬ gen: sprichts, denn es war mehr so getanzt, und flüchtig geschwungen im Kreis, Nymphen die sich bei der Hand hielten hinter den drei großen Cypressen her¬ vor, schmiegten sich anmuthig, die Füßchen zusammen, und die Köpfchen, Du gucktst mich an und sagtest: sei kein Narr! -- haha, ich muß lachen -- das war zu spät, freilich bin ich ein Narr! -- denn was ich Dir da vorplaudre, das ist eine Weise, nach der wird ge¬ tanzt hinter mir, und so war unser tiefer Philosophen¬ text in die Luft gesprengt, was wars doch? -- von der innerlichen Wahrnehmung und von der Anschauung im Geist, ob die verschieden wären und wo sie herkämen, aus der Empfindung oder aus dem Gefühl, und wo diese Quellen sich herleiten, ob links ob rechts; das alles wolltest Du da im zunehmenden Dämmerlicht aus mir herauspumpen. Schwernoth! -- das war zu arg, ich möcht
dann ſtockt ſie. Aber dabei bleibts, wir mögen ſtammeln oder lallen oder auch nur ſeufzen, wir wollens einan¬ der alles ſtill verborgen abhören, nicht wahr? — wie auf der grünen Burg im Abendroth, wo wir im Feld¬ graben lagen, da war ich freudig mit der Zung, da wars immer als wär einer hinter mir der mirs ein¬ flüſtre, Du frugſt, was ich mich denn umdreh ſo oft? — ich ſagt: hinter mir tanzt's — denn ich wollt nicht ſa¬ gen: ſprichts, denn es war mehr ſo getanzt, und flüchtig geſchwungen im Kreis, Nymphen die ſich bei der Hand hielten hinter den drei großen Cypreſſen her¬ vor, ſchmiegten ſich anmuthig, die Füßchen zuſammen, und die Köpfchen, Du gucktſt mich an und ſagteſt: ſei kein Narr! — haha, ich muß lachen — das war zu ſpät, freilich bin ich ein Narr! — denn was ich Dir da vorplaudre, das iſt eine Weiſe, nach der wird ge¬ tanzt hinter mir, und ſo war unſer tiefer Philoſophen¬ text in die Luft geſprengt, was wars doch? — von der innerlichen Wahrnehmung und von der Anſchauung im Geiſt, ob die verſchieden wären und wo ſie herkämen, aus der Empfindung oder aus dem Gefühl, und wo dieſe Quellen ſich herleiten, ob links ob rechts; das alles wollteſt Du da im zunehmenden Dämmerlicht aus mir herauspumpen. Schwernoth! — das war zu arg, ich möcht
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dann ſtockt ſie. Aber dabei bleibts, wir mögen ſtammeln
oder lallen oder auch nur ſeufzen, wir wollens einan¬
der alles ſtill verborgen abhören, nicht wahr? — wie
auf der grünen Burg im Abendroth, wo wir im Feld¬
graben lagen, da war ich freudig mit der Zung, da
wars immer als wär einer hinter mir der mirs ein¬
flüſtre, Du frugſt, was ich mich denn umdreh ſo oft? —
ich ſagt: hinter mir tanzt's — denn ich wollt nicht ſa¬
gen: ſprichts, denn es war mehr ſo getanzt, und
flüchtig geſchwungen im Kreis, Nymphen die ſich bei
der Hand hielten hinter den drei großen Cypreſſen her¬
vor, ſchmiegten ſich anmuthig, die Füßchen zuſammen,
und die Köpfchen, Du gucktſt mich an und ſagteſt: ſei
kein Narr! — haha, ich muß lachen — das war zu
ſpät, freilich bin ich ein Narr! — denn was ich Dir
da vorplaudre, das iſt eine Weiſe, nach der wird ge¬
tanzt hinter mir, und ſo war unſer tiefer Philoſophen¬
text in die Luft geſprengt, was wars doch? — von der
innerlichen Wahrnehmung und von der Anſchauung im
Geiſt, ob die verſchieden wären und wo ſie herkämen,
aus der Empfindung oder aus dem Gefühl, und wo
dieſe Quellen ſich herleiten, ob links ob rechts; das alles
wollteſt Du da im zunehmenden Dämmerlicht aus mir
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/207>, abgerufen am 24.11.2024.
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