doch das Regen in der Luft, was umherschwirrte und flüsterte in den Zweigen, und Träume, kindische, die mir das Herz beben machten, und dunkle Bilder, die aus dem Wald nebenan hervortraten, das hielt mir die Seele wach und doch wars als schlummre ich sorglos und wandle nur im Traum, und die Himmelssterne er¬ blaßten allmählig -- und die einzelnen Hütten im Thal waren noch unbewußt des Tags, der sich ahnen ließ, aber die Wachteln schlugen im Feld und kündeten ihn an, da sahen wir Schlangenbad. Wer war froher wie wir, ich aber über alles, mich freut die herrliche Nacht. Die Schatten am Weg, die unsern beleuchteten Weg still umstanden, und der Abschied der Nacht, wie sie noch einmal die Wipfel schüttelte, das alles ist mir lieb, es ist ein Geschenk von den Göttern, wie so manche andre Stunden, wo's war als wollten sie mich beschenken mit süßem schwärmerischem Gefühl von in¬ nerlicher Kraft des Entzückens. -- Das wars, was ich Dir erzählen wollt und was viel schöner ist, wie alles Denken und Urtheilen: sich dem Leben der Natur na¬ hen und still und stumm ihre Vorbereitungen mit an¬ sehen und wie sie weiht und reinigt in feierlicher Nachtstille.
doch das Regen in der Luft, was umherſchwirrte und flüſterte in den Zweigen, und Träume, kindiſche, die mir das Herz beben machten, und dunkle Bilder, die aus dem Wald nebenan hervortraten, das hielt mir die Seele wach und doch wars als ſchlummre ich ſorglos und wandle nur im Traum, und die Himmelsſterne er¬ blaßten allmählig — und die einzelnen Hütten im Thal waren noch unbewußt des Tags, der ſich ahnen ließ, aber die Wachteln ſchlugen im Feld und kündeten ihn an, da ſahen wir Schlangenbad. Wer war froher wie wir, ich aber über alles, mich freut die herrliche Nacht. Die Schatten am Weg, die unſern beleuchteten Weg ſtill umſtanden, und der Abſchied der Nacht, wie ſie noch einmal die Wipfel ſchüttelte, das alles iſt mir lieb, es iſt ein Geſchenk von den Göttern, wie ſo manche andre Stunden, wo's war als wollten ſie mich beſchenken mit ſüßem ſchwärmeriſchem Gefühl von in¬ nerlicher Kraft des Entzückens. — Das wars, was ich Dir erzählen wollt und was viel ſchöner iſt, wie alles Denken und Urtheilen: ſich dem Leben der Natur na¬ hen und ſtill und ſtumm ihre Vorbereitungen mit an¬ ſehen und wie ſie weiht und reinigt in feierlicher Nachtſtille.
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doch das Regen in der Luft, was umherſchwirrte und
flüſterte in den Zweigen, und Träume, kindiſche, die mir
das Herz beben machten, und dunkle Bilder, die aus
dem Wald nebenan hervortraten, das hielt mir die
Seele wach und doch wars als ſchlummre ich ſorglos
und wandle nur im Traum, und die Himmelsſterne er¬
blaßten allmählig — und die einzelnen Hütten im Thal
waren noch unbewußt des Tags, der ſich ahnen ließ,
aber die Wachteln ſchlugen im Feld und kündeten ihn
an, da ſahen wir Schlangenbad. Wer war froher wie
wir, ich aber über alles, mich freut die herrliche Nacht.
Die Schatten am Weg, die unſern beleuchteten Weg
ſtill umſtanden, und der Abſchied der Nacht, wie ſie
noch einmal die Wipfel ſchüttelte, das alles iſt mir
lieb, es iſt ein Geſchenk von den Göttern, wie ſo
manche andre Stunden, wo's war als wollten ſie mich
beſchenken mit ſüßem ſchwärmeriſchem Gefühl von in¬
nerlicher Kraft des Entzückens. — Das wars, was ich
Dir erzählen wollt und was viel ſchöner iſt, wie alles
Denken und Urtheilen: ſich dem Leben der Natur na¬
hen und ſtill und ſtumm ihre Vorbereitungen mit an¬
ſehen und wie ſie weiht und reinigt in feierlicher
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/174>, abgerufen am 26.11.2024.
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