legt ich zu meiner merkwürdigen Naturaliensammlung, worunter ist ein goldglänzendes Horn von einem Wein¬ schröter, das hohl ist und so zierlich, daß es sehr gut als Trinkhorn könnt passen für ein Elfchen, das ein Jäger wär, ich habs deswegen aufgehoben, wenn mir einmal eins begegnet, ferner mehrere durchsichtige Steine, die sehr gut Edelsteine sein könnten, wenn die Sonn nur noch ein bischen besser durchschien, und eine Puppe, aus der ich selbst den Schmetterling hab auskriechen sehen, die thut sich auf und entläßt den Schmetterling und schließt sich wieder, sie hat inwendig wie kleine Stahlfedern, an die rührt der Schmetterling, wenn er reif ist, und dann öffnet sie sich, außen ist die Puppe ganz hart, daß man sie nicht verletzen kann. -- Ich hab mirs expreß aufgehoben für Dich, ich will Dirs zeigen und über die Unsterblichkeit mit Dir nachdenken dabei. -- Wenn ich so was seh in der Natur, wovor gesorgt ist, daß alles geschützt ist so sorgsam, daß es nicht gestört wird bis es reif ist, das schauert mich an, und gewiß ist nichts so traurig, als sie stören, denn so zärtlich wie sie ist, muß es ihr durch die Seele gehen. Ich mag mich nicht an ihr versündigen, nicht mich empor drängen und was sein wollen vor der Zeit, mag nicht ein starker Kopf werden, sie wills nicht, die Na¬
legt ich zu meiner merkwürdigen Naturalienſammlung, worunter iſt ein goldglänzendes Horn von einem Wein¬ ſchröter, das hohl iſt und ſo zierlich, daß es ſehr gut als Trinkhorn könnt paſſen für ein Elfchen, das ein Jäger wär, ich habs deswegen aufgehoben, wenn mir einmal eins begegnet, ferner mehrere durchſichtige Steine, die ſehr gut Edelſteine ſein könnten, wenn die Sonn nur noch ein bischen beſſer durchſchien, und eine Puppe, aus der ich ſelbſt den Schmetterling hab auskriechen ſehen, die thut ſich auf und entläßt den Schmetterling und ſchließt ſich wieder, ſie hat inwendig wie kleine Stahlfedern, an die rührt der Schmetterling, wenn er reif iſt, und dann öffnet ſie ſich, außen iſt die Puppe ganz hart, daß man ſie nicht verletzen kann. — Ich hab mirs expreß aufgehoben für Dich, ich will Dirs zeigen und über die Unſterblichkeit mit Dir nachdenken dabei. — Wenn ich ſo was ſeh in der Natur, wovor geſorgt iſt, daß alles geſchützt iſt ſo ſorgſam, daß es nicht geſtört wird bis es reif iſt, das ſchauert mich an, und gewiß iſt nichts ſo traurig, als ſie ſtören, denn ſo zärtlich wie ſie iſt, muß es ihr durch die Seele gehen. Ich mag mich nicht an ihr verſündigen, nicht mich empor drängen und was ſein wollen vor der Zeit, mag nicht ein ſtarker Kopf werden, ſie wills nicht, die Na¬
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legt ich zu meiner merkwürdigen Naturalienſammlung,
worunter iſt ein goldglänzendes Horn von einem Wein¬
ſchröter, das hohl iſt und ſo zierlich, daß es ſehr gut
als Trinkhorn könnt paſſen für ein Elfchen, das ein
Jäger wär, ich habs deswegen aufgehoben, wenn mir
einmal eins begegnet, ferner mehrere durchſichtige Steine,
die ſehr gut Edelſteine ſein könnten, wenn die Sonn
nur noch ein bischen beſſer durchſchien, und eine Puppe,
aus der ich ſelbſt den Schmetterling hab auskriechen
ſehen, die thut ſich auf und entläßt den Schmetterling
und ſchließt ſich wieder, ſie hat inwendig wie kleine
Stahlfedern, an die rührt der Schmetterling, wenn er
reif iſt, und dann öffnet ſie ſich, außen iſt die Puppe
ganz hart, daß man ſie nicht verletzen kann. — Ich
hab mirs expreß aufgehoben für Dich, ich will Dirs
zeigen und über die Unſterblichkeit mit Dir nachdenken
dabei. — Wenn ich ſo was ſeh in der Natur, wovor
geſorgt iſt, daß alles geſchützt iſt ſo ſorgſam, daß es
nicht geſtört wird bis es reif iſt, das ſchauert mich an,
und gewiß iſt nichts ſo traurig, als ſie ſtören, denn ſo
zärtlich wie ſie iſt, muß es ihr durch die Seele gehen.
Ich mag mich nicht an ihr verſündigen, nicht mich
empor drängen und was ſein wollen vor der Zeit, mag
nicht ein ſtarker Kopf werden, ſie wills nicht, die Na¬
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Arnim, Bettina von: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_guenderode01_1840/133>, abgerufen am 18.05.2024.
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