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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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die Funken, die Gedanken, die fahren zum Schornstein
heraus.

Wer mich berührt im Gefühl meiner Geistigkeit
mit dem zusammen erbraus't der Geist gewitterhaft und
spielt im Pulsschlag der Stürme im elektrischen Zittern
der Luft. Das hab' ich gedacht wie wir mit einander
sprachen und Du meine Hand berührtest.

Geschrieben nach dem Gewitter wie sich's nach dem
Sturm noch einmal erhellen wollte und die Nacht dem
nachträglichen Tag das Regiment abnahm.


Schon manch Vorurtheil hab' ich gelöst, so jung
wie ich bin, wenn ich auch das eine lösen könnte, daß
die Zeit nichts verjährt, Hunger und Durst werden auch
nicht älter; so ist's auch mit dem Geist, in der Gegen-
wart bedingt er schon die Zukunft. Wer Ansprüche an
die Zukunft macht, wer der Zeit voraneilt, wie kann der
der Zeit unterworfen sein?

Ich hab' bemerkt an den Bäumen, immer ist hinter
dem abwelkenden Blatt schon der Keim einer zukünfti-
gen Blüthe verborgen; so ist auch das Leben im jun-
gen frischen kräftigen Leib die nährende Hülle der Gei-

die Funken, die Gedanken, die fahren zum Schornſtein
heraus.

Wer mich berührt im Gefühl meiner Geiſtigkeit
mit dem zuſammen erbrauſ't der Geiſt gewitterhaft und
ſpielt im Pulsſchlag der Stürme im elektriſchen Zittern
der Luft. Das hab' ich gedacht wie wir mit einander
ſprachen und Du meine Hand berührteſt.

Geſchrieben nach dem Gewitter wie ſich's nach dem
Sturm noch einmal erhellen wollte und die Nacht dem
nachträglichen Tag das Regiment abnahm.


Schon manch Vorurtheil hab' ich gelöſt, ſo jung
wie ich bin, wenn ich auch das eine löſen könnte, daß
die Zeit nichts verjährt, Hunger und Durſt werden auch
nicht älter; ſo iſt's auch mit dem Geiſt, in der Gegen-
wart bedingt er ſchon die Zukunft. Wer Anſprüche an
die Zukunft macht, wer der Zeit voraneilt, wie kann der
der Zeit unterworfen ſein?

Ich hab' bemerkt an den Bäumen, immer iſt hinter
dem abwelkenden Blatt ſchon der Keim einer zukünfti-
gen Blüthe verborgen; ſo iſt auch das Leben im jun-
gen friſchen kräftigen Leib die nährende Hülle der Gei-

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[38/0048] die Funken, die Gedanken, die fahren zum Schornſtein heraus. Wer mich berührt im Gefühl meiner Geiſtigkeit mit dem zuſammen erbrauſ't der Geiſt gewitterhaft und ſpielt im Pulsſchlag der Stürme im elektriſchen Zittern der Luft. Das hab' ich gedacht wie wir mit einander ſprachen und Du meine Hand berührteſt. Geſchrieben nach dem Gewitter wie ſich's nach dem Sturm noch einmal erhellen wollte und die Nacht dem nachträglichen Tag das Regiment abnahm. Schon manch Vorurtheil hab' ich gelöſt, ſo jung wie ich bin, wenn ich auch das eine löſen könnte, daß die Zeit nichts verjährt, Hunger und Durſt werden auch nicht älter; ſo iſt's auch mit dem Geiſt, in der Gegen- wart bedingt er ſchon die Zukunft. Wer Anſprüche an die Zukunft macht, wer der Zeit voraneilt, wie kann der der Zeit unterworfen ſein? Ich hab' bemerkt an den Bäumen, immer iſt hinter dem abwelkenden Blatt ſchon der Keim einer zukünfti- gen Blüthe verborgen; ſo iſt auch das Leben im jun- gen friſchen kräftigen Leib die nährende Hülle der Gei-

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/48>, abgerufen am 23.11.2024.