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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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tausend Blumen den Sternen entgegen. Der Geist der
Liebe strömt auch aus ungemeßner göttlicher Höhe herab
in die Brust, und diesem Geist entgegen lächeln auch
die Liebkosungen eines blühenden Frühlings empor. Du!
wie sich's die Sterne gefallen lassen, daß ihr Wieder-
schein am frisch begrünten Boden im goldnen Blumen-
feld erblühn, so lasse auch Dir es gefallen, daß Dein
höherer Geist Dir tausendfältige Blüthen der Empfin-
dung aus meiner Brust hervorrufe. Ewige Träume
umspinnen die Brust, Träume sind Schäume, ja sie schäu-
men und brausen die Lebensfluth himmelan. Sieh, er
kommt! -- ungeheure Stille in der weiten Natur, --
es regt sich kein Lüftchen, es regt sich kein Gedanke;
willenlos zu seinen Füßen der ihm gebundne Geist. --
Kann ich lieben, -- ihn, der so erhaben über mir steht? --
Welt, wie bist du enge? -- Nicht einmal dehnt der
Geist die Flügel, so breitet er sie weit über deine Grenze.
Ich verlasse Wald und Aue, den Spielplatz seiner dich-
terischen Lust, ich glaubte den Saum seines Gewandes
zu berühren, -- ich strecke die Hände aus nach ihm! -- es
war mir als fühle ich seine Gegenwart im blendenden
Schimmer, der sich zwischen Thränen malt. -- Es ist ja
ein so einfacher Weg zwischen den Wolken durch, wa-
rum soll ich ihn nicht kühn wandeln? -- siehe, der Äther

tauſend Blumen den Sternen entgegen. Der Geiſt der
Liebe ſtrömt auch aus ungemeßner göttlicher Höhe herab
in die Bruſt, und dieſem Geiſt entgegen lächeln auch
die Liebkoſungen eines blühenden Frühlings empor. Du!
wie ſich's die Sterne gefallen laſſen, daß ihr Wieder-
ſchein am friſch begrünten Boden im goldnen Blumen-
feld erblühn, ſo laſſe auch Dir es gefallen, daß Dein
höherer Geiſt Dir tauſendfältige Blüthen der Empfin-
dung aus meiner Bruſt hervorrufe. Ewige Träume
umſpinnen die Bruſt, Träume ſind Schäume, ja ſie ſchäu-
men und brauſen die Lebensfluth himmelan. Sieh, er
kommt! — ungeheure Stille in der weiten Natur, —
es regt ſich kein Lüftchen, es regt ſich kein Gedanke;
willenlos zu ſeinen Füßen der ihm gebundne Geiſt. —
Kann ich lieben, — ihn, der ſo erhaben über mir ſteht? —
Welt, wie biſt du enge? — Nicht einmal dehnt der
Geiſt die Flügel, ſo breitet er ſie weit über deine Grenze.
Ich verlaſſe Wald und Aue, den Spielplatz ſeiner dich-
teriſchen Luſt, ich glaubte den Saum ſeines Gewandes
zu berühren, — ich ſtrecke die Hände aus nach ihm! — es
war mir als fühle ich ſeine Gegenwart im blendenden
Schimmer, der ſich zwiſchen Thränen malt. — Es iſt ja
ein ſo einfacher Weg zwiſchen den Wolken durch, wa-
rum ſoll ich ihn nicht kühn wandeln? — ſiehe, der Äther

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[220/0230] tauſend Blumen den Sternen entgegen. Der Geiſt der Liebe ſtrömt auch aus ungemeßner göttlicher Höhe herab in die Bruſt, und dieſem Geiſt entgegen lächeln auch die Liebkoſungen eines blühenden Frühlings empor. Du! wie ſich's die Sterne gefallen laſſen, daß ihr Wieder- ſchein am friſch begrünten Boden im goldnen Blumen- feld erblühn, ſo laſſe auch Dir es gefallen, daß Dein höherer Geiſt Dir tauſendfältige Blüthen der Empfin- dung aus meiner Bruſt hervorrufe. Ewige Träume umſpinnen die Bruſt, Träume ſind Schäume, ja ſie ſchäu- men und brauſen die Lebensfluth himmelan. Sieh, er kommt! — ungeheure Stille in der weiten Natur, — es regt ſich kein Lüftchen, es regt ſich kein Gedanke; willenlos zu ſeinen Füßen der ihm gebundne Geiſt. — Kann ich lieben, — ihn, der ſo erhaben über mir ſteht? — Welt, wie biſt du enge? — Nicht einmal dehnt der Geiſt die Flügel, ſo breitet er ſie weit über deine Grenze. Ich verlaſſe Wald und Aue, den Spielplatz ſeiner dich- teriſchen Luſt, ich glaubte den Saum ſeines Gewandes zu berühren, — ich ſtrecke die Hände aus nach ihm! — es war mir als fühle ich ſeine Gegenwart im blendenden Schimmer, der ſich zwiſchen Thränen malt. — Es iſt ja ein ſo einfacher Weg zwiſchen den Wolken durch, wa- rum ſoll ich ihn nicht kühn wandeln? — ſiehe, der Äther

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/230>, abgerufen am 05.12.2024.