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[Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835.

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Gras und seinem befruchtenden Licht ihre Kraft aufregt:
dann wär' mein ganzes Sein ein Empfängniß Deiner
Schönheit. So viel Blüthen sich ihm erschließen, so
viel Schmeichelreden Dir von meinen Lippen fließen, so
viel Thautropfen in seinem Licht glänzen, so viel Thrä-
nen der Lust sich sammeln unter dem Einfluß Deines
Geistes.


Ich danke Dir, daß Du gekommen bist, es war so
grau und trüb', ich sah mich in der weiten Ferne um,
und dachte schon es würde mich überkommen wie das
Wetter, wo sparsame Thränen aus den Wolken träu-
felten und der Himmel schwer und traurig war und
viel düsterer aussah als wenn es noch so sehr geregnet
hätte. -- Da kamst Du. -- Du hast nichts gesagt vom
Abschied, und hast mich beschämt, denn ich hatte es auf
der Zunge zu klagen, ja es war schöner so, daß wir
nicht Abschied nahmen; -- wir beide nicht. -- Wie hab
ich diese Zeit verbracht? -- gar zu glücklich! -- das Ge-
fühl Deiner Nähe hat jeden Athemzug beseeligt, das
nenne ich mir himmlische Luft, -- und Du? -- hab'
ich Dir auch nicht mißfallen? -- Ach beschäme mich

nicht,

Gras und ſeinem befruchtenden Licht ihre Kraft aufregt:
dann wär' mein ganzes Sein ein Empfängniß Deiner
Schönheit. So viel Blüthen ſich ihm erſchließen, ſo
viel Schmeichelreden Dir von meinen Lippen fließen, ſo
viel Thautropfen in ſeinem Licht glänzen, ſo viel Thrä-
nen der Luſt ſich ſammeln unter dem Einfluß Deines
Geiſtes.


Ich danke Dir, daß Du gekommen biſt, es war ſo
grau und trüb', ich ſah mich in der weiten Ferne um,
und dachte ſchon es würde mich überkommen wie das
Wetter, wo ſparſame Thränen aus den Wolken träu-
felten und der Himmel ſchwer und traurig war und
viel düſterer ausſah als wenn es noch ſo ſehr geregnet
hätte. — Da kamſt Du. — Du haſt nichts geſagt vom
Abſchied, und haſt mich beſchämt, denn ich hatte es auf
der Zunge zu klagen, ja es war ſchöner ſo, daß wir
nicht Abſchied nahmen; — wir beide nicht. — Wie hab
ich dieſe Zeit verbracht? — gar zu glücklich! — das Ge-
fühl Deiner Nähe hat jeden Athemzug beſeeligt, das
nenne ich mir himmliſche Luft, — und Du? — hab'
ich Dir auch nicht mißfallen? — Ach beſchäme mich

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[192/0202] Gras und ſeinem befruchtenden Licht ihre Kraft aufregt: dann wär' mein ganzes Sein ein Empfängniß Deiner Schönheit. So viel Blüthen ſich ihm erſchließen, ſo viel Schmeichelreden Dir von meinen Lippen fließen, ſo viel Thautropfen in ſeinem Licht glänzen, ſo viel Thrä- nen der Luſt ſich ſammeln unter dem Einfluß Deines Geiſtes. Ich danke Dir, daß Du gekommen biſt, es war ſo grau und trüb', ich ſah mich in der weiten Ferne um, und dachte ſchon es würde mich überkommen wie das Wetter, wo ſparſame Thränen aus den Wolken träu- felten und der Himmel ſchwer und traurig war und viel düſterer ausſah als wenn es noch ſo ſehr geregnet hätte. — Da kamſt Du. — Du haſt nichts geſagt vom Abſchied, und haſt mich beſchämt, denn ich hatte es auf der Zunge zu klagen, ja es war ſchöner ſo, daß wir nicht Abſchied nahmen; — wir beide nicht. — Wie hab ich dieſe Zeit verbracht? — gar zu glücklich! — das Ge- fühl Deiner Nähe hat jeden Athemzug beſeeligt, das nenne ich mir himmliſche Luft, — und Du? — hab' ich Dir auch nicht mißfallen? — Ach beſchäme mich nicht,

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Zitationshilfe: [Arnim, Bettina von]: Tagebuch. Berlin, 1835, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe03_1835/202>, abgerufen am 05.12.2024.