rath und Falschheit feil, außer die Tyroler deren Sie- gesjubel durch alle Verläumdung und Erbitterung der Feinde durchklingt, aus deren frisch vergossnem Blut schon neue Frühlingsblumen sprießen, und die Jünglinge frisch jeden Morgen von den Nebelverhüllten Felszacken dem gewissen Sieg entgegen tanzen.
Adieu, Adieu, auf meine Liebe weise ich Dich an, die hier in diesen Blättern nur im Vorüberstreifen den Staub ihrer üppigen Blüthe aus den vollen Kelchen schüttelt.
Bettine.
Friedrich Tiek macht jetzt Schellings Büste, sie wird nicht schöner als er, mithin ganz garstig, und doch ist es ein schönes Werk. --
Da ich in Tiek's Werkstätte kam, und sah wie der große, breite, prächtige, viereckige Schellingskopf unter seinen fixen Fingern zum Vorschein kam, dachte ich er habe unserm Herrgott abgelernt wie er die Menschen machte, und er werde ihm gleich den Athem einblasen, und der Kopf werde lernen A -- B -- sagen, womit ein Philosoph so vieles sagen kann.
rath und Falſchheit feil, außer die Tyroler deren Sie- gesjubel durch alle Verläumdung und Erbitterung der Feinde durchklingt, aus deren friſch vergoſſnem Blut ſchon neue Frühlingsblumen ſprießen, und die Jünglinge friſch jeden Morgen von den Nebelverhüllten Felszacken dem gewiſſen Sieg entgegen tanzen.
Adieu, Adieu, auf meine Liebe weiſe ich Dich an, die hier in dieſen Blättern nur im Vorüberſtreifen den Staub ihrer üppigen Blüthe aus den vollen Kelchen ſchüttelt.
Bettine.
Friedrich Tiek macht jetzt Schellings Büſte, ſie wird nicht ſchöner als er, mithin ganz garſtig, und doch iſt es ein ſchönes Werk. —
Da ich in Tiek's Werkſtätte kam, und ſah wie der große, breite, prächtige, viereckige Schellingskopf unter ſeinen fixen Fingern zum Vorſchein kam, dachte ich er habe unſerm Herrgott abgelernt wie er die Menſchen machte, und er werde ihm gleich den Athem einblaſen, und der Kopf werde lernen A — B — ſagen, womit ein Philoſoph ſo vieles ſagen kann.
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[55/0065]
rath und Falſchheit feil, außer die Tyroler deren Sie-
gesjubel durch alle Verläumdung und Erbitterung der
Feinde durchklingt, aus deren friſch vergoſſnem Blut
ſchon neue Frühlingsblumen ſprießen, und die Jünglinge
friſch jeden Morgen von den Nebelverhüllten Felszacken
dem gewiſſen Sieg entgegen tanzen.
Adieu, Adieu, auf meine Liebe weiſe ich Dich an,
die hier in dieſen Blättern nur im Vorüberſtreifen den
Staub ihrer üppigen Blüthe aus den vollen Kelchen
ſchüttelt.
Bettine.
Friedrich Tiek macht jetzt Schellings Büſte, ſie wird
nicht ſchöner als er, mithin ganz garſtig, und doch iſt
es ein ſchönes Werk. —
Da ich in Tiek's Werkſtätte kam, und ſah wie der
große, breite, prächtige, viereckige Schellingskopf unter
ſeinen fixen Fingern zum Vorſchein kam, dachte ich er
habe unſerm Herrgott abgelernt wie er die Menſchen
machte, und er werde ihm gleich den Athem einblaſen,
und der Kopf werde lernen A — B — ſagen, womit
ein Philoſoph ſo vieles ſagen kann.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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