Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.um deinetwillen dem Thau geboten, um deinetwillen hab Ahndest Du die Schauer die mich durchbebten, wenn Die Gabe des Eros, ist die einzige genialische Be- II. 14
um deinetwillen dem Thau geboten, um deinetwillen hab Ahndeſt Du die Schauer die mich durchbebten, wenn Die Gabe des Eros, iſt die einzige genialiſche Be- II. 14
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um deinetwillen dem Thau geboten, um deinetwillen hab
ich gelauſcht wenn der Schmetterling und die Biene
mich umſchwärmten. Denn Dich wollte ich empfinden
in dem heiligſten Kreis deiner Genüſſe. O Du! im Ver-
borgnen mit der Geliebten ſpielend! mußte ich, die das
Geheimniß erlauſcht hatte nicht Liebetrunken werden?
Ahndeſt Du die Schauer die mich durchbebten, wenn
die Bäume ihren Duft und ihre Blüthen auf mich ſchüt-
telten? — Da ich dachte und empfand und feſt glaubte
es ſei dein Koſen mit der Natur, dein Genießen ihrer
Schönheit, ihr Schmachten, ihr Hingeben an Dich die dieſe
Blüthen von den bewegten Zweigen löſe und ſie leiſe
niederwirble in meinen Schooß. O Ihr Spiegelnächte
des Mondes! wie hat an euerm Himmelsbogen mein
Geiſt ſich ausgedehnt! da entnahm der Traum das ir-
diſche Bewußtſein, und wieder erwachend war die Welt
mir fremd. Im herannahen der Gewitter ahndete ich
den Freund. Das Herz empfand ihn der Athem ſtrömte
ihm zu, freudig löſte ſich das gebundne Leben unter
dem Kreuzen der Blitze und dem Rollen der Donner.
Die Gabe des Eros, iſt die einzige genialiſche Be-
rührung die den Genius weckt; aber die andern die den
Genius in ſich entbehren nennen ſie Wahnſinn. Die
Begabten aber entſchwingen ſich mit dem fern hintref-
II. 14
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Zitationshilfe: | Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/323>, abgerufen am 04.07.2024. |