Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.Du ihn gesehen hättest!! -- So was schönes giebt's Nun bei dieser Geschichte kann ich wieder sagen, Bettine. Du ihn geſehen hätteſt!! — So was ſchönes giebt's Nun bei dieſer Geſchichte kann ich wieder ſagen, Bettine. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0272" n="262"/> Du ihn geſehen hätteſt!! — So was ſchönes giebt's<lb/> nicht mehr, ich klatſchte in die Hände vor Luſt! mein<lb/> Lebtag ſeh ich noch wie er den einen Brückenbogen hin-<lb/> aus und den andern wieder herein lief, und wie da der<lb/> Wind ihm den Schlepp lang hinten nach trug, damals<lb/> war deine Mutter mit auf dem Eis der wollte er ge-<lb/> fallen.</p><lb/> <p>Nun bei dieſer Geſchichte kann ich wieder ſagen,<lb/> was ich Dir in Töplitz ſagte: daß es mich immer durch-<lb/> glüht wenn ich an deine Jugend denke, ja es durchglüht<lb/> mich auch, und ich hab einen ewigen Genuß dran. —<lb/> Wie freut es einem, den Baum vor der Hausthür den<lb/> man ſeit der Kindheit kennt, im Frühjahr wieder grü-<lb/> nen und Blüthen gewinnen zu ſehen; — wie freut es<lb/> mich, da Du mir ewig blühſt, wenn zu Zeiten deine<lb/> Blüthen eine innigere höhere Farbe ausſtrahlen; und<lb/> ich in lebhafter Erinnerung mein Geſicht in die Kelche<lb/> hineinſenke und ſie ganz einathme. —</p><lb/> <dateline> <hi rendition="#et">Am 28. November.</hi> </dateline><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Bettine.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [262/0272]
Du ihn geſehen hätteſt!! — So was ſchönes giebt's
nicht mehr, ich klatſchte in die Hände vor Luſt! mein
Lebtag ſeh ich noch wie er den einen Brückenbogen hin-
aus und den andern wieder herein lief, und wie da der
Wind ihm den Schlepp lang hinten nach trug, damals
war deine Mutter mit auf dem Eis der wollte er ge-
fallen.
Nun bei dieſer Geſchichte kann ich wieder ſagen,
was ich Dir in Töplitz ſagte: daß es mich immer durch-
glüht wenn ich an deine Jugend denke, ja es durchglüht
mich auch, und ich hab einen ewigen Genuß dran. —
Wie freut es einem, den Baum vor der Hausthür den
man ſeit der Kindheit kennt, im Frühjahr wieder grü-
nen und Blüthen gewinnen zu ſehen; — wie freut es
mich, da Du mir ewig blühſt, wenn zu Zeiten deine
Blüthen eine innigere höhere Farbe ausſtrahlen; und
ich in lebhafter Erinnerung mein Geſicht in die Kelche
hineinſenke und ſie ganz einathme. —
Am 28. November.
Bettine.
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Zitationshilfe: | Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/272>, abgerufen am 16.02.2025. |