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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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das waren so meine heilige Gedanken da oben; wärst
Du dabei gewesen wir hätten noch anderes bedacht. --
Ein Kranz kühlt und steht schön zu erhitzten Wangen;
was willst Du? -- Tannen stechen, Eichen wollen sich
nicht geschmeidig biegen, Ulme sind die Zweige zu hoch,
Pappel schmückt nicht, und der Baum der Dein ist, der
ist nicht hier. -- Das hab ich oft gesagt der mein ist,
der ist nicht hier, Du bist mein Du bist aber nicht hier.

Es könnte sich auch fügen, daß nach deiner pro-
phetischen Vision in kurzer Zeit mein Weg mich mit
Dir zusammen führte, ich bedarf dieser Entschädigung
für die böse Zeit die ich ohne Dich verlebte.

Eine ausgezeichnete Klasse von Menschen, worun-
ter herrliche Leute waren sind die Mediziner, da die
Krankheiten so schrecklich durch den Krieg in Aufruhr
kamen, wurden die meisten ein Opfer ihrer Thätigkeit,
da merkt man denn erst wie viel einer werth war, wenn
er nicht mehr lebt. Der Tod treibt zur Unzeit die Kno-
spen in die Blüthe.

Beiliegende Zeichnung ist das Portrait von Tiede-
mann, eines hiesigen Professors der Medizin, er interes-
sirt sich so sehr für die Fische, daß er ein schönes Werk
über die Fischherzen schrieb, mit gar guten Kupfern ver-
sehen; da Du nun in deinen Wahlverwandtschaften ge-

das waren ſo meine heilige Gedanken da oben; wärſt
Du dabei geweſen wir hätten noch anderes bedacht. —
Ein Kranz kühlt und ſteht ſchön zu erhitzten Wangen;
was willſt Du? — Tannen ſtechen, Eichen wollen ſich
nicht geſchmeidig biegen, Ulme ſind die Zweige zu hoch,
Pappel ſchmückt nicht, und der Baum der Dein iſt, der
iſt nicht hier. — Das hab ich oft geſagt der mein iſt,
der iſt nicht hier, Du biſt mein Du biſt aber nicht hier.

Es könnte ſich auch fügen, daß nach deiner pro-
phetiſchen Viſion in kurzer Zeit mein Weg mich mit
Dir zuſammen führte, ich bedarf dieſer Entſchädigung
für die böſe Zeit die ich ohne Dich verlebte.

Eine ausgezeichnete Klaſſe von Menſchen, worun-
ter herrliche Leute waren ſind die Mediziner, da die
Krankheiten ſo ſchrecklich durch den Krieg in Aufruhr
kamen, wurden die meiſten ein Opfer ihrer Thätigkeit,
da merkt man denn erſt wie viel einer werth war, wenn
er nicht mehr lebt. Der Tod treibt zur Unzeit die Kno-
ſpen in die Blüthe.

Beiliegende Zeichnung iſt das Portrait von Tiede-
mann, eines hieſigen Profeſſors der Medizin, er intereſ-
ſirt ſich ſo ſehr für die Fiſche, daß er ein ſchönes Werk
über die Fiſchherzen ſchrieb, mit gar guten Kupfern ver-
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[150/0160] das waren ſo meine heilige Gedanken da oben; wärſt Du dabei geweſen wir hätten noch anderes bedacht. — Ein Kranz kühlt und ſteht ſchön zu erhitzten Wangen; was willſt Du? — Tannen ſtechen, Eichen wollen ſich nicht geſchmeidig biegen, Ulme ſind die Zweige zu hoch, Pappel ſchmückt nicht, und der Baum der Dein iſt, der iſt nicht hier. — Das hab ich oft geſagt der mein iſt, der iſt nicht hier, Du biſt mein Du biſt aber nicht hier. Es könnte ſich auch fügen, daß nach deiner pro- phetiſchen Viſion in kurzer Zeit mein Weg mich mit Dir zuſammen führte, ich bedarf dieſer Entſchädigung für die böſe Zeit die ich ohne Dich verlebte. Eine ausgezeichnete Klaſſe von Menſchen, worun- ter herrliche Leute waren ſind die Mediziner, da die Krankheiten ſo ſchrecklich durch den Krieg in Aufruhr kamen, wurden die meiſten ein Opfer ihrer Thätigkeit, da merkt man denn erſt wie viel einer werth war, wenn er nicht mehr lebt. Der Tod treibt zur Unzeit die Kno- ſpen in die Blüthe. Beiliegende Zeichnung iſt das Portrait von Tiede- mann, eines hieſigen Profeſſors der Medizin, er intereſ- ſirt ſich ſo ſehr für die Fiſche, daß er ein ſchönes Werk über die Fiſchherzen ſchrieb, mit gar guten Kupfern ver- ſehen; da Du nun in deinen Wahlverwandtſchaften ge-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/160>, abgerufen am 22.11.2024.