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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835.

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noch fester, tiefer Dich in's Auge fassen, und alle andre
Welt vergessen mögen, und doch hielt dies mich ab vom
Schreiben. Später warst Du so umringt, daß ich wohl
schwerlich hätte durchdringen können.

Jetzt ist ein Jahr vorbei, daß ich Dich gesehen habe,
Du sollst schöner geworden sein, Karlsbad soll Dich er-
frischt haben. Mir geht's recht hinderlich, ich muß die
Zeit so kalt hinstreichen lassen ohne einen Funken zu
erhaschen an dem ich mir eine Flamme anblasen könnte.
Doch soll es nicht lange mehr währen bis ich Dich wie-
der seh; dann will ich nur einmal Dich immer und ewig
in meinen Armen festhalten.

Diese ganze Zeit hab' ich mit Jacobi, beinah alle
Abende zugebracht, ich schätze es immer als ein Glück,
daß ich ihn sehen und sprechen konnte; aber dazu bin
ich nicht gekommen, -- aufrichtig gegen ihn zu sein,
und die Liebe die man seinem Wohlwollen schuldig ist
ihm zu bezeigen. Seine beiden Schwestern verpalisadi-
ren ihn, es ist empfindlich, durch leere Einwendungen
von ihm abgehalten zu werden. Er ist duldend bis zur
Schwäche und hat gar keinen Willen gegen ein paar
Wesen die Eigensinn und Herrschsucht haben, wie die
Semiramis. Die Herrschaft der Frauen verfolgt ihn bis
zur Präsidentenstelle an der Akademie, sie wecken ihn,

noch feſter, tiefer Dich in's Auge faſſen, und alle andre
Welt vergeſſen mögen, und doch hielt dies mich ab vom
Schreiben. Später warſt Du ſo umringt, daß ich wohl
ſchwerlich hätte durchdringen können.

Jetzt iſt ein Jahr vorbei, daß ich Dich geſehen habe,
Du ſollſt ſchöner geworden ſein, Karlsbad ſoll Dich er-
friſcht haben. Mir geht's recht hinderlich, ich muß die
Zeit ſo kalt hinſtreichen laſſen ohne einen Funken zu
erhaſchen an dem ich mir eine Flamme anblaſen könnte.
Doch ſoll es nicht lange mehr währen bis ich Dich wie-
der ſeh; dann will ich nur einmal Dich immer und ewig
in meinen Armen feſthalten.

Dieſe ganze Zeit hab' ich mit Jacobi, beinah alle
Abende zugebracht, ich ſchätze es immer als ein Glück,
daß ich ihn ſehen und ſprechen konnte; aber dazu bin
ich nicht gekommen, — aufrichtig gegen ihn zu ſein,
und die Liebe die man ſeinem Wohlwollen ſchuldig iſt
ihm zu bezeigen. Seine beiden Schweſtern verpaliſadi-
ren ihn, es iſt empfindlich, durch leere Einwendungen
von ihm abgehalten zu werden. Er iſt duldend bis zur
Schwäche und hat gar keinen Willen gegen ein paar
Weſen die Eigenſinn und Herrſchſucht haben, wie die
Semiramis. Die Herrſchaft der Frauen verfolgt ihn bis
zur Präſidentenſtelle an der Akademie, ſie wecken ihn,

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[2/0012] noch feſter, tiefer Dich in's Auge faſſen, und alle andre Welt vergeſſen mögen, und doch hielt dies mich ab vom Schreiben. Später warſt Du ſo umringt, daß ich wohl ſchwerlich hätte durchdringen können. Jetzt iſt ein Jahr vorbei, daß ich Dich geſehen habe, Du ſollſt ſchöner geworden ſein, Karlsbad ſoll Dich er- friſcht haben. Mir geht's recht hinderlich, ich muß die Zeit ſo kalt hinſtreichen laſſen ohne einen Funken zu erhaſchen an dem ich mir eine Flamme anblaſen könnte. Doch ſoll es nicht lange mehr währen bis ich Dich wie- der ſeh; dann will ich nur einmal Dich immer und ewig in meinen Armen feſthalten. Dieſe ganze Zeit hab' ich mit Jacobi, beinah alle Abende zugebracht, ich ſchätze es immer als ein Glück, daß ich ihn ſehen und ſprechen konnte; aber dazu bin ich nicht gekommen, — aufrichtig gegen ihn zu ſein, und die Liebe die man ſeinem Wohlwollen ſchuldig iſt ihm zu bezeigen. Seine beiden Schweſtern verpaliſadi- ren ihn, es iſt empfindlich, durch leere Einwendungen von ihm abgehalten zu werden. Er iſt duldend bis zur Schwäche und hat gar keinen Willen gegen ein paar Weſen die Eigenſinn und Herrſchſucht haben, wie die Semiramis. Die Herrſchaft der Frauen verfolgt ihn bis zur Präſidentenſtelle an der Akademie, ſie wecken ihn,

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 2. Berlin, 1835, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe02_1835/12>, abgerufen am 24.11.2024.