götzliches Bild, und Deinen Rheinabentheuern einen an- muthig abrundenden Schluß.
Bleib' mir nun auch hübsch bei der Stange und gehe nicht zu sehr ins Blaue; ich fürchte so, daß die Zerstreuungen eines besuchten Badeorts Deine idealen, Eingebungen auf dem einsamen Rochus verdrängen werden; ich muß mich darauf gefaßt machen, wie auch auf noch manches andere, was Dir im Köpfchen und Herzen spuken mag.
Ein bischen mehr Ordnung in Deinen Ansichten könnte uns beiden von Nutzen sein; so hast Du Deine Gedanken, wie köstliche Perlen, nicht alle gleich geschlif- fen, auf losem Faden gereiht, der leicht zerreißt, wo sie denn in alle Ecken rollen können und manche sich verliert. --
Doch sage ich Dir Dank, wie dem lieben Rhein ein herzliches Lebewohl, von dem Du mir so manches Schöne hast zukommen lassen. Bleibe Dir's fest und sicher, daß ich gern ergreife, was Du mir reichst, und daß so das Band zwischen uns sich nicht leicht lösen wird.
Goethe.
15*
götzliches Bild, und Deinen Rheinabentheuern einen an- muthig abrundenden Schluß.
Bleib' mir nun auch hübſch bei der Stange und gehe nicht zu ſehr ins Blaue; ich fürchte ſo, daß die Zerſtreuungen eines beſuchten Badeorts Deine idealen, Eingebungen auf dem einſamen Rochus verdrängen werden; ich muß mich darauf gefaßt machen, wie auch auf noch manches andere, was Dir im Köpfchen und Herzen ſpuken mag.
Ein bischen mehr Ordnung in Deinen Anſichten könnte uns beiden von Nutzen ſein; ſo haſt Du Deine Gedanken, wie köſtliche Perlen, nicht alle gleich geſchlif- fen, auf loſem Faden gereiht, der leicht zerreißt, wo ſie denn in alle Ecken rollen können und manche ſich verliert. —
Doch ſage ich Dir Dank, wie dem lieben Rhein ein herzliches Lebewohl, von dem Du mir ſo manches Schöne haſt zukommen laſſen. Bleibe Dir's feſt und ſicher, daß ich gern ergreife, was Du mir reichſt, und daß ſo das Band zwiſchen uns ſich nicht leicht löſen wird.
Goethe.
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götzliches Bild, und Deinen Rheinabentheuern einen an-
muthig abrundenden Schluß.
Bleib' mir nun auch hübſch bei der Stange und
gehe nicht zu ſehr ins Blaue; ich fürchte ſo, daß die
Zerſtreuungen eines beſuchten Badeorts Deine idealen,
Eingebungen auf dem einſamen Rochus verdrängen
werden; ich muß mich darauf gefaßt machen, wie auch
auf noch manches andere, was Dir im Köpfchen und
Herzen ſpuken mag.
Ein bischen mehr Ordnung in Deinen Anſichten
könnte uns beiden von Nutzen ſein; ſo haſt Du Deine
Gedanken, wie köſtliche Perlen, nicht alle gleich geſchlif-
fen, auf loſem Faden gereiht, der leicht zerreißt, wo
ſie denn in alle Ecken rollen können und manche ſich
verliert. —
Doch ſage ich Dir Dank, wie dem lieben Rhein
ein herzliches Lebewohl, von dem Du mir ſo manches
Schöne haſt zukommen laſſen. Bleibe Dir's feſt und
ſicher, daß ich gern ergreife, was Du mir reichſt, und
daß ſo das Band zwiſchen uns ſich nicht leicht löſen wird.
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/371>, abgerufen am 22.11.2024.
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