zu brauchen, so sind die Nebel von England nöthig- um den schönen grünen Rasen hervor zu bringen.
So haben auch mir gewisse Aufschößlinge dieser Flora recht wohl behagt. Wäre es dem Redakteur je- derzeit möglich, dergestalt auszuwählen, daß die Tiefe niemals hohl, und die Fläche niemals platt würde, so ließe sich gegen ein Unternehmen nichts sagen, dem man in mehr als einem Sinne Glück zu wünschen hat. Grüße mir den Freund zum schönsten und entschuldige mich, daß ich nicht selbst schreibe.
Wie lang' wirst Du noch im Rheinlande verwei- len? -- was wirst Du zu der Zeit der Weinlese vorneh- men? mich finden Deine Blätter wohl noch einige Mo- nate hier, zwischen den alten Felsen, neben den heißen Quellen, die mir auch diesmal sehr wohlthätig sind: ich hoffe, Du wirst mich nicht vergeblich warten lassen, denn meine Ungeduld zu beschwichtigen, alles zu erfah- ren, was in Deinem Köpfchen vorgeht, dafür sind diese Quellen nicht geeignet.
Meinem August geht es bis jetzt in Heidelberg ganz wohl. Meine Frau besucht in Lauchstädt Theater und Tanzsaal. Schon haben mich manche entfernte Freunde hier brieflich besucht; mit andern bin ich ganz unver- muthet persönlich zusammen gekommen.
zu brauchen, ſo ſind die Nebel von England nöthig- um den ſchönen grünen Raſen hervor zu bringen.
So haben auch mir gewiſſe Aufſchößlinge dieſer Flora recht wohl behagt. Wäre es dem Redakteur je- derzeit möglich, dergeſtalt auszuwählen, daß die Tiefe niemals hohl, und die Fläche niemals platt würde, ſo ließe ſich gegen ein Unternehmen nichts ſagen, dem man in mehr als einem Sinne Glück zu wünſchen hat. Grüße mir den Freund zum ſchönſten und entſchuldige mich, daß ich nicht ſelbſt ſchreibe.
Wie lang' wirſt Du noch im Rheinlande verwei- len? — was wirſt Du zu der Zeit der Weinleſe vorneh- men? mich finden Deine Blätter wohl noch einige Mo- nate hier, zwiſchen den alten Felſen, neben den heißen Quellen, die mir auch diesmal ſehr wohlthätig ſind: ich hoffe, Du wirſt mich nicht vergeblich warten laſſen, denn meine Ungeduld zu beſchwichtigen, alles zu erfah- ren, was in Deinem Köpfchen vorgeht, dafür ſind dieſe Quellen nicht geeignet.
Meinem Auguſt geht es bis jetzt in Heidelberg ganz wohl. Meine Frau beſucht in Lauchſtädt Theater und Tanzſaal. Schon haben mich manche entfernte Freunde hier brieflich beſucht; mit andern bin ich ganz unver- muthet perſönlich zuſammen gekommen.
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[308/0340]
zu brauchen, ſo ſind die Nebel von England nöthig-
um den ſchönen grünen Raſen hervor zu bringen.
So haben auch mir gewiſſe Aufſchößlinge dieſer
Flora recht wohl behagt. Wäre es dem Redakteur je-
derzeit möglich, dergeſtalt auszuwählen, daß die Tiefe
niemals hohl, und die Fläche niemals platt würde, ſo
ließe ſich gegen ein Unternehmen nichts ſagen, dem man
in mehr als einem Sinne Glück zu wünſchen hat. Grüße
mir den Freund zum ſchönſten und entſchuldige mich,
daß ich nicht ſelbſt ſchreibe.
Wie lang' wirſt Du noch im Rheinlande verwei-
len? — was wirſt Du zu der Zeit der Weinleſe vorneh-
men? mich finden Deine Blätter wohl noch einige Mo-
nate hier, zwiſchen den alten Felſen, neben den heißen
Quellen, die mir auch diesmal ſehr wohlthätig ſind:
ich hoffe, Du wirſt mich nicht vergeblich warten laſſen,
denn meine Ungeduld zu beſchwichtigen, alles zu erfah-
ren, was in Deinem Köpfchen vorgeht, dafür ſind dieſe
Quellen nicht geeignet.
Meinem Auguſt geht es bis jetzt in Heidelberg ganz
wohl. Meine Frau beſucht in Lauchſtädt Theater und
Tanzſaal. Schon haben mich manche entfernte Freunde
hier brieflich beſucht; mit andern bin ich ganz unver-
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/340>, abgerufen am 23.11.2024.
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