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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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mit jungen Eichen gekrönt; wo die schlanken Dreiborde
wie schlaue Eidexen durch die reißende Fluth am Mäu-
sethurm vorbeischießen. Da stehst Du und siehst, wie
der helle Himmel über grünenden Rebhügeln aus dem
Wasserspiegel herauflacht, und Dich selbst auf deinem
kecken, eigensinnigen, basaltnen Ehrenfels inmitten ab-
gemalt, in ernste, schaurig umfassende Felshöhen, und
hartnäckige Vorsprünge eingerahmt; da betrachte Dir
die Mündungen der Thale, die mit ihren friedlichen
Klöstern zwischen wallenden Saaten aus blauer Ferne
hervorgrünen, und die Jagdreviere und hängenden Gär-
ten, die von einer Burg zur andern sich schwingen, und
das Geschmeide der Städte und Dörfer, das die Ufer
schmückt.

O Weimar, O Karlsbad, entlaßt mir den Freund!
Schließ' dein Schreibpult zu und komm' hier her lieber,
als nach Carlsbad; das ist ja ein Kleines, daß Du den
Postillion sagst: links statt rechts; ich weiß was Du be-
darfst, ich mache Dir dein Zimmer zurecht neben Mei-
nem, das Eckzimmer, mit dem einen Fenster den Rhein
hinunter, und dem andern hinüber; ein Tisch, ein Sessel,
ein Bett und ein dunkler Vorhang, daß die Sonne Dir
nicht zu früh herein scheint. Muß es denn immer auf

mit jungen Eichen gekrönt; wo die ſchlanken Dreiborde
wie ſchlaue Eidexen durch die reißende Fluth am Mäu-
ſethurm vorbeiſchießen. Da ſtehſt Du und ſiehſt, wie
der helle Himmel über grünenden Rebhügeln aus dem
Waſſerſpiegel herauflacht, und Dich ſelbſt auf deinem
kecken, eigenſinnigen, baſaltnen Ehrenfels inmitten ab-
gemalt, in ernſte, ſchaurig umfaſſende Felshöhen, und
hartnäckige Vorſprünge eingerahmt; da betrachte Dir
die Mündungen der Thale, die mit ihren friedlichen
Klöſtern zwiſchen wallenden Saaten aus blauer Ferne
hervorgrünen, und die Jagdreviere und hängenden Gär-
ten, die von einer Burg zur andern ſich ſchwingen, und
das Geſchmeide der Städte und Dörfer, das die Ufer
ſchmückt.

O Weimar, O Karlsbad, entlaßt mir den Freund!
Schließ' dein Schreibpult zu und komm' hier her lieber,
als nach Carlsbad; das iſt ja ein Kleines, daß Du den
Poſtillion ſagſt: links ſtatt rechts; ich weiß was Du be-
darfſt, ich mache Dir dein Zimmer zurecht neben Mei-
nem, das Eckzimmer, mit dem einen Fenſter den Rhein
hinunter, und dem andern hinüber; ein Tiſch, ein Seſſel,
ein Bett und ein dunkler Vorhang, daß die Sonne Dir
nicht zu früh herein ſcheint. Muß es denn immer auf

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[236/0268] mit jungen Eichen gekrönt; wo die ſchlanken Dreiborde wie ſchlaue Eidexen durch die reißende Fluth am Mäu- ſethurm vorbeiſchießen. Da ſtehſt Du und ſiehſt, wie der helle Himmel über grünenden Rebhügeln aus dem Waſſerſpiegel herauflacht, und Dich ſelbſt auf deinem kecken, eigenſinnigen, baſaltnen Ehrenfels inmitten ab- gemalt, in ernſte, ſchaurig umfaſſende Felshöhen, und hartnäckige Vorſprünge eingerahmt; da betrachte Dir die Mündungen der Thale, die mit ihren friedlichen Klöſtern zwiſchen wallenden Saaten aus blauer Ferne hervorgrünen, und die Jagdreviere und hängenden Gär- ten, die von einer Burg zur andern ſich ſchwingen, und das Geſchmeide der Städte und Dörfer, das die Ufer ſchmückt. O Weimar, O Karlsbad, entlaßt mir den Freund! Schließ' dein Schreibpult zu und komm' hier her lieber, als nach Carlsbad; das iſt ja ein Kleines, daß Du den Poſtillion ſagſt: links ſtatt rechts; ich weiß was Du be- darfſt, ich mache Dir dein Zimmer zurecht neben Mei- nem, das Eckzimmer, mit dem einen Fenſter den Rhein hinunter, und dem andern hinüber; ein Tiſch, ein Seſſel, ein Bett und ein dunkler Vorhang, daß die Sonne Dir nicht zu früh herein ſcheint. Muß es denn immer auf

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/268>, abgerufen am 24.11.2024.