Katharinenthurms, noch auf die Feueresse der rußigen Cyklopen, die den goldnen Brunnen bewachen; nein! die Aussicht in Ihren vielsagenden feurigen Blick, der ausspricht was der Mund nicht sagen kann. -- Ich bin zwar hier mitten auf dem Markt der Abentheuer, aber das köstliche Netz, in dem mich Ihre mütterliche Begeistrung eingefangen, macht mich gleichgültig für alle. Neben mir an, Thür an Thür, wohnt der Adju- tant des Königs; er hat rothes Haar, große blaue Augen, ich weiß einen, der ihn für unwiderstehlich hält: der ist er selber. Vorige Nacht weckte er mich mit sei- ner Flöte aus einem Traum, den ich für mein Leben gern weiter geträumt hätte, am andern Tag bedankt ich mich, daß er mir noch so fromm den Abendseegen vorgeblasen habe; er glaubte es sei mein Ernst und sagte, ich sei eine Betschwester, seitdem nennen mich alle Franzosen so, und wundern sich, daß ich mich nicht drüber ärgere; -- ich kann aber doch die Franzosen gut leiden.
Gestern ist mir ein Abentheuer begegnet. Ich kam vom Spaziergang und fand den Rothschild vor der Thür mit einem schönen Schimmel; er sagte: es sei ein Thier wie ein Lamm, und ob ich mich nicht draufsetzen wolle? -- ich ließ mich gar nicht bitten; kaum war ich aufgestiegen,
Katharinenthurms, noch auf die Feuereſſe der rußigen Cyklopen, die den goldnen Brunnen bewachen; nein! die Ausſicht in Ihren vielſagenden feurigen Blick, der ausſpricht was der Mund nicht ſagen kann. — Ich bin zwar hier mitten auf dem Markt der Abentheuer, aber das köſtliche Netz, in dem mich Ihre mütterliche Begeiſtrung eingefangen, macht mich gleichgültig für alle. Neben mir an, Thür an Thür, wohnt der Adju- tant des Königs; er hat rothes Haar, große blaue Augen, ich weiß einen, der ihn für unwiderſtehlich hält: der iſt er ſelber. Vorige Nacht weckte er mich mit ſei- ner Flöte aus einem Traum, den ich für mein Leben gern weiter geträumt hätte, am andern Tag bedankt ich mich, daß er mir noch ſo fromm den Abendſeegen vorgeblaſen habe; er glaubte es ſei mein Ernſt und ſagte, ich ſei eine Betſchweſter, ſeitdem nennen mich alle Franzoſen ſo, und wundern ſich, daß ich mich nicht drüber ärgere; — ich kann aber doch die Franzoſen gut leiden.
Geſtern iſt mir ein Abentheuer begegnet. Ich kam vom Spaziergang und fand den Rothſchild vor der Thür mit einem ſchönen Schimmel; er ſagte: es ſei ein Thier wie ein Lamm, und ob ich mich nicht draufſetzen wolle? — ich ließ mich gar nicht bitten; kaum war ich aufgeſtiegen,
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Katharinenthurms, noch auf die Feuereſſe der rußigen
Cyklopen, die den goldnen Brunnen bewachen; nein!
die Ausſicht in Ihren vielſagenden feurigen Blick, der
ausſpricht was der Mund nicht ſagen kann. — Ich
bin zwar hier mitten auf dem Markt der Abentheuer,
aber das köſtliche Netz, in dem mich Ihre mütterliche
Begeiſtrung eingefangen, macht mich gleichgültig für
alle. Neben mir an, Thür an Thür, wohnt der Adju-
tant des Königs; er hat rothes Haar, große blaue
Augen, ich weiß einen, der ihn für unwiderſtehlich hält:
der iſt er ſelber. Vorige Nacht weckte er mich mit ſei-
ner Flöte aus einem Traum, den ich für mein Leben
gern weiter geträumt hätte, am andern Tag bedankt
ich mich, daß er mir noch ſo fromm den Abendſeegen
vorgeblaſen habe; er glaubte es ſei mein Ernſt und
ſagte, ich ſei eine Betſchweſter, ſeitdem nennen mich
alle Franzoſen ſo, und wundern ſich, daß ich mich nicht
drüber ärgere; — ich kann aber doch die Franzoſen
gut leiden.
Geſtern iſt mir ein Abentheuer begegnet. Ich kam
vom Spaziergang und fand den Rothſchild vor der Thür
mit einem ſchönen Schimmel; er ſagte: es ſei ein Thier
wie ein Lamm, und ob ich mich nicht draufſetzen wolle? —
ich ließ mich gar nicht bitten; kaum war ich aufgeſtiegen,
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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/26>, abgerufen am 03.12.2024.
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