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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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davon, -- das muß ich zugeben, allein ich ahnde in
ihr das Unermeßliche. Wie in den andern Künsten das
Geheimniß der Dreifaltigkeit sich offenbart, wo die Na-
tur einen Leib annimmt, den der Geist durchdringt und
der mit dem Göttlichen in Verbindung ist; so ist es in
der Musik, als wenn die Natur sich hier nicht in's sinn-
lich Wahrnehmbare herabneige, sondern daß sie die
Sinne reizt, daß die sich mit empfinden in's Überirdische.

Wenn man von einem Satz in der Musik spricht,
und wie der durchgeführt ist, oder von der Begleitung
eines Instruments und von dem Verstand mit dem es
behandelt ist, da meine ich grade das Gegentheil, näm-
lich daß der Satz den Musiker durchführt, daß der Satz
sich so oft aufstellt, sich entwickelt, sich koncentrirt, bis
der Geist sich ganz in ihn gefügt hat. Und das thut
wohl in der Musik; ja alles, was den Erdenleib ver-
läugnet, das thut wohl. Ich habe einen sehr ausge-
zeichneten Musiker zum Lehrer, wenn ich den frage,
warum? -- so hat er nie ein Weil zur Antwort, und
er muß gestehen, alles in der Musik ist himmlisches Ge-
setz, und dies überzeugt mich mehr, daß in der Berüh-
rung zwischen dem Göttlichen und Menschlichen keine
Erläuterung stattfinde. Ich habe hier eine freundliche
Bekanntschaft mit einer sehr musikalischen Natur; wir

davon, — das muß ich zugeben, allein ich ahnde in
ihr das Unermeßliche. Wie in den andern Künſten das
Geheimniß der Dreifaltigkeit ſich offenbart, wo die Na-
tur einen Leib annimmt, den der Geiſt durchdringt und
der mit dem Göttlichen in Verbindung iſt; ſo iſt es in
der Muſik, als wenn die Natur ſich hier nicht in's ſinn-
lich Wahrnehmbare herabneige, ſondern daß ſie die
Sinne reizt, daß die ſich mit empfinden in's Überirdiſche.

Wenn man von einem Satz in der Muſik ſpricht,
und wie der durchgeführt iſt, oder von der Begleitung
eines Inſtruments und von dem Verſtand mit dem es
behandelt iſt, da meine ich grade das Gegentheil, näm-
lich daß der Satz den Muſiker durchführt, daß der Satz
ſich ſo oft aufſtellt, ſich entwickelt, ſich koncentrirt, bis
der Geiſt ſich ganz in ihn gefügt hat. Und das thut
wohl in der Muſik; ja alles, was den Erdenleib ver-
läugnet, das thut wohl. Ich habe einen ſehr ausge-
zeichneten Muſiker zum Lehrer, wenn ich den frage,
warum? — ſo hat er nie ein Weil zur Antwort, und
er muß geſtehen, alles in der Muſik iſt himmliſches Ge-
ſetz, und dies überzeugt mich mehr, daß in der Berüh-
rung zwiſchen dem Göttlichen und Menſchlichen keine
Erläuterung ſtattfinde. Ich habe hier eine freundliche
Bekanntſchaft mit einer ſehr muſikaliſchen Natur; wir

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[179/0211] davon, — das muß ich zugeben, allein ich ahnde in ihr das Unermeßliche. Wie in den andern Künſten das Geheimniß der Dreifaltigkeit ſich offenbart, wo die Na- tur einen Leib annimmt, den der Geiſt durchdringt und der mit dem Göttlichen in Verbindung iſt; ſo iſt es in der Muſik, als wenn die Natur ſich hier nicht in's ſinn- lich Wahrnehmbare herabneige, ſondern daß ſie die Sinne reizt, daß die ſich mit empfinden in's Überirdiſche. Wenn man von einem Satz in der Muſik ſpricht, und wie der durchgeführt iſt, oder von der Begleitung eines Inſtruments und von dem Verſtand mit dem es behandelt iſt, da meine ich grade das Gegentheil, näm- lich daß der Satz den Muſiker durchführt, daß der Satz ſich ſo oft aufſtellt, ſich entwickelt, ſich koncentrirt, bis der Geiſt ſich ganz in ihn gefügt hat. Und das thut wohl in der Muſik; ja alles, was den Erdenleib ver- läugnet, das thut wohl. Ich habe einen ſehr ausge- zeichneten Muſiker zum Lehrer, wenn ich den frage, warum? — ſo hat er nie ein Weil zur Antwort, und er muß geſtehen, alles in der Muſik iſt himmliſches Ge- ſetz, und dies überzeugt mich mehr, daß in der Berüh- rung zwiſchen dem Göttlichen und Menſchlichen keine Erläuterung ſtattfinde. Ich habe hier eine freundliche Bekanntſchaft mit einer ſehr muſikaliſchen Natur; wir

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/211>, abgerufen am 21.11.2024.