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Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835.

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An Bettine.


Du hast Dich, liebe Bettine, als ein wahrer klei-
ner Christgott erwiesen, wissend und mächtig, eines je-
den Bedürfnisse kennend und ausfüllend; -- und soll ich
Dich schelten oder loben, daß Du mich wieder zum
Kinde machst? Denn mit kindischer Freude hab' ich
deine Bescheerung vertheilt und mir selbst zu geeignet.
Deine Schachtel kam kurz vor Tische; verdeckt trug ich
sie dahin, wo Du auch einmal gesessen, und trank zu-
erst August aus dem schönen Glase zu. Wie verwun-
dert war er, als ich es ihm schenkte! Darauf wurde
Riemer mit Kreuz und Beutel beliehen; Niemand er-
rieth, woher? Auch zeigte ich das künstliche und zier-
liche Besteck; -- da wurde die Hausfrau verdrießlich,
daß sie leer ausgehen sollte. Nach einer Pause, um ihre
Geduld zu prüfen, zog ich endlich den schönen Gewand-
stoff hervor; das Räthsel war aufgelöst, und jedermann
in deinem Lobe eifrig und fröhlich.

Wenn ich also das Blatt noch umwende, so hab'
ich immer nur Lob und Dank dacapo vorzutragen; das
ausgesuchte zierliche der Gaben war überraschend. Kunst-

An Bettine.


Du haſt Dich, liebe Bettine, als ein wahrer klei-
ner Chriſtgott erwieſen, wiſſend und mächtig, eines je-
den Bedürfniſſe kennend und ausfüllend; — und ſoll ich
Dich ſchelten oder loben, daß Du mich wieder zum
Kinde machſt? Denn mit kindiſcher Freude hab' ich
deine Beſcheerung vertheilt und mir ſelbſt zu geeignet.
Deine Schachtel kam kurz vor Tiſche; verdeckt trug ich
ſie dahin, wo Du auch einmal geſeſſen, und trank zu-
erſt Auguſt aus dem ſchönen Glaſe zu. Wie verwun-
dert war er, als ich es ihm ſchenkte! Darauf wurde
Riemer mit Kreuz und Beutel beliehen; Niemand er-
rieth, woher? Auch zeigte ich das künſtliche und zier-
liche Beſteck; — da wurde die Hausfrau verdrießlich,
daß ſie leer ausgehen ſollte. Nach einer Pauſe, um ihre
Geduld zu prüfen, zog ich endlich den ſchönen Gewand-
ſtoff hervor; das Räthſel war aufgelöſt, und jedermann
in deinem Lobe eifrig und fröhlich.

Wenn ich alſo das Blatt noch umwende, ſo hab'
ich immer nur Lob und Dank dacapo vorzutragen; das
ausgeſuchte zierliche der Gaben war überraſchend. Kunſt-

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[167/0199] An Bettine. Am 5ten September. Du haſt Dich, liebe Bettine, als ein wahrer klei- ner Chriſtgott erwieſen, wiſſend und mächtig, eines je- den Bedürfniſſe kennend und ausfüllend; — und ſoll ich Dich ſchelten oder loben, daß Du mich wieder zum Kinde machſt? Denn mit kindiſcher Freude hab' ich deine Beſcheerung vertheilt und mir ſelbſt zu geeignet. Deine Schachtel kam kurz vor Tiſche; verdeckt trug ich ſie dahin, wo Du auch einmal geſeſſen, und trank zu- erſt Auguſt aus dem ſchönen Glaſe zu. Wie verwun- dert war er, als ich es ihm ſchenkte! Darauf wurde Riemer mit Kreuz und Beutel beliehen; Niemand er- rieth, woher? Auch zeigte ich das künſtliche und zier- liche Beſteck; — da wurde die Hausfrau verdrießlich, daß ſie leer ausgehen ſollte. Nach einer Pauſe, um ihre Geduld zu prüfen, zog ich endlich den ſchönen Gewand- ſtoff hervor; das Räthſel war aufgelöſt, und jedermann in deinem Lobe eifrig und fröhlich. Wenn ich alſo das Blatt noch umwende, ſo hab' ich immer nur Lob und Dank dacapo vorzutragen; das ausgeſuchte zierliche der Gaben war überraſchend. Kunſt-

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Zitationshilfe: Arnim, Bettina von: Goethe's Briefwechsel mit einem Kinde. Bd. 1. Berlin, 1835, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnimb_goethe01_1835/199>, abgerufen am 21.11.2024.