Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Ein schönes Bild das ist darein,
Mein Schatz es muß dein eignes seyn.

Wenn ich nur ein klein Waldvöglein wär,
So säß ich auf dem grünen Zweig;
Und wenn ich genug gepfiffen hätt,
Flög ich zu dir, mein Schatz ins Reich.
Wenn ich zwey Taubenflügel hätt,
Wollt fliegen über die ganze Welt;
Ich wollt fliegen über Berg und Thal,
Hin wo mein Herzallerliebster wär.
Und wann ich endlich bey dir wär,
Und du redst dann kein Wort mit mir;
Müßt ich in Trauren wieder fort,
Adje mein Schatz, adje von dir.


Sommerlied.
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
In dieser lieben Sommerzeit,
An deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier,
Und siehe, wie sie mir und dir
Sich ausgeschmücket haben.
Die Bäume stehen voller Laub,
Das Erdreich decket seinen Staub
Mit einem grünen Kleide.

Ein ſchoͤnes Bild das iſt darein,
Mein Schatz es muß dein eignes ſeyn.

Wenn ich nur ein klein Waldvoͤglein waͤr,
So ſaͤß ich auf dem gruͤnen Zweig;
Und wenn ich genug gepfiffen haͤtt,
Floͤg ich zu dir, mein Schatz ins Reich.
Wenn ich zwey Taubenfluͤgel haͤtt,
Wollt fliegen uͤber die ganze Welt;
Ich wollt fliegen uͤber Berg und Thal,
Hin wo mein Herzallerliebſter waͤr.
Und wann ich endlich bey dir waͤr,
Und du redſt dann kein Wort mit mir;
Muͤßt ich in Trauren wieder fort,
Adje mein Schatz, adje von dir.


Sommerlied.
Geh aus, mein Herz, und ſuche Freud
In dieſer lieben Sommerzeit,
An deines Gottes Gaben;
Schau an der ſchoͤnen Gaͤrten Zier,
Und ſiehe, wie ſie mir und dir
Sich ausgeſchmuͤcket haben.
Die Baͤume ſtehen voller Laub,
Das Erdreich decket ſeinen Staub
Mit einem gruͤnen Kleide.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="5">
              <pb facs="#f0095" n="85"/>
              <l>Ein &#x017F;cho&#x0364;nes Bild das i&#x017F;t darein,</l><lb/>
              <l>Mein Schatz es muß dein eignes &#x017F;eyn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Wenn ich nur ein klein Waldvo&#x0364;glein wa&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;a&#x0364;ß ich auf dem gru&#x0364;nen Zweig;</l><lb/>
              <l>Und wenn ich genug gepfiffen ha&#x0364;tt,</l><lb/>
              <l>Flo&#x0364;g ich zu dir, mein Schatz ins Reich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Wenn ich zwey Taubenflu&#x0364;gel ha&#x0364;tt,</l><lb/>
              <l>Wollt fliegen u&#x0364;ber die ganze Welt;</l><lb/>
              <l>Ich wollt fliegen u&#x0364;ber Berg und Thal,</l><lb/>
              <l>Hin wo mein Herzallerlieb&#x017F;ter wa&#x0364;r.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Und wann ich endlich bey dir wa&#x0364;r,</l><lb/>
              <l>Und du red&#x017F;t dann kein Wort mit mir;</l><lb/>
              <l>Mu&#x0364;ßt ich in Trauren wieder fort,</l><lb/>
              <l>Adje mein Schatz, adje von dir.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Sommerlied</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">G</hi>eh aus, mein Herz, und &#x017F;uche Freud</l><lb/>
              <l>In die&#x017F;er lieben Sommerzeit,</l><lb/>
              <l>An deines Gottes Gaben;</l><lb/>
              <l>Schau an der &#x017F;cho&#x0364;nen Ga&#x0364;rten Zier,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;iehe, wie &#x017F;ie mir und dir</l><lb/>
              <l>Sich ausge&#x017F;chmu&#x0364;cket haben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Ba&#x0364;ume &#x017F;tehen voller Laub,</l><lb/>
              <l>Das Erdreich decket &#x017F;einen Staub</l><lb/>
              <l>Mit einem gru&#x0364;nen Kleide.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0095] Ein ſchoͤnes Bild das iſt darein, Mein Schatz es muß dein eignes ſeyn. Wenn ich nur ein klein Waldvoͤglein waͤr, So ſaͤß ich auf dem gruͤnen Zweig; Und wenn ich genug gepfiffen haͤtt, Floͤg ich zu dir, mein Schatz ins Reich. Wenn ich zwey Taubenfluͤgel haͤtt, Wollt fliegen uͤber die ganze Welt; Ich wollt fliegen uͤber Berg und Thal, Hin wo mein Herzallerliebſter waͤr. Und wann ich endlich bey dir waͤr, Und du redſt dann kein Wort mit mir; Muͤßt ich in Trauren wieder fort, Adje mein Schatz, adje von dir. Sommerlied. Geh aus, mein Herz, und ſuche Freud In dieſer lieben Sommerzeit, An deines Gottes Gaben; Schau an der ſchoͤnen Gaͤrten Zier, Und ſiehe, wie ſie mir und dir Sich ausgeſchmuͤcket haben. Die Baͤume ſtehen voller Laub, Das Erdreich decket ſeinen Staub Mit einem gruͤnen Kleide.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/95
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/95>, abgerufen am 21.12.2024.