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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Und euer Schlafbuhl bin ich nicht,
Ihr bringt mir dann drei Rosen,
Die in der Zeit gewachsen seyn,
Wohl zwischen Weihnacht und Ostern.
Er reit über Berg und tiefe Thal,
Er konnt ihrer keine finden;
Er reit wohl vor der Mahlerin Thür:
Frau Mahlerin seyd ihr darinnen?
Seyd ihr darin, so kommt herfür,
Und mahlet mir drei Rosen,
Die dieses Jahr gewachsen seyn,
Wohl zwischen Weihnachten und Ostern.
Und da die Rosen gemahlet waren,
Da hub er an zu singen:
"Erfreu dich Mägdlein, wo du bist,
"Drei Rosen thu ich dir bringen.
Das Mägdlein an dem Laden stund,
Gar bitterlich thät sie weinen;
Sie sprach: Ich habs im Scherz gered't,
Ich meint ihr findet keine!
Hast du es nur im Scherz geredt,
Gar scherzlich woll'n wirs wagen;
Bin ich dein Scherz, bist du mein Scherz,
So scherzen wir beid zusammen.


Und euer Schlafbuhl bin ich nicht,
Ihr bringt mir dann drei Roſen,
Die in der Zeit gewachſen ſeyn,
Wohl zwiſchen Weihnacht und Oſtern.
Er reit uͤber Berg und tiefe Thal,
Er konnt ihrer keine finden;
Er reit wohl vor der Mahlerin Thuͤr:
Frau Mahlerin ſeyd ihr darinnen?
Seyd ihr darin, ſo kommt herfuͤr,
Und mahlet mir drei Roſen,
Die dieſes Jahr gewachſen ſeyn,
Wohl zwiſchen Weihnachten und Oſtern.
Und da die Roſen gemahlet waren,
Da hub er an zu ſingen:
„Erfreu dich Maͤgdlein, wo du biſt,
„Drei Roſen thu ich dir bringen.
Das Maͤgdlein an dem Laden ſtund,
Gar bitterlich thaͤt ſie weinen;
Sie ſprach: Ich habs im Scherz gered't,
Ich meint ihr findet keine!
Haſt du es nur im Scherz geredt,
Gar ſcherzlich woll'n wirs wagen;
Bin ich dein Scherz, biſt du mein Scherz,
So ſcherzen wir beid zuſammen.


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[69/0079] Und euer Schlafbuhl bin ich nicht, Ihr bringt mir dann drei Roſen, Die in der Zeit gewachſen ſeyn, Wohl zwiſchen Weihnacht und Oſtern. Er reit uͤber Berg und tiefe Thal, Er konnt ihrer keine finden; Er reit wohl vor der Mahlerin Thuͤr: Frau Mahlerin ſeyd ihr darinnen? Seyd ihr darin, ſo kommt herfuͤr, Und mahlet mir drei Roſen, Die dieſes Jahr gewachſen ſeyn, Wohl zwiſchen Weihnachten und Oſtern. Und da die Roſen gemahlet waren, Da hub er an zu ſingen: „Erfreu dich Maͤgdlein, wo du biſt, „Drei Roſen thu ich dir bringen. Das Maͤgdlein an dem Laden ſtund, Gar bitterlich thaͤt ſie weinen; Sie ſprach: Ich habs im Scherz gered't, Ich meint ihr findet keine! Haſt du es nur im Scherz geredt, Gar ſcherzlich woll'n wirs wagen; Bin ich dein Scherz, biſt du mein Scherz, So ſcherzen wir beid zuſammen.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/79>, abgerufen am 03.05.2024.