Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Weil dich deine Liebe trieb. Ach so denke nicht, wie lange Ich dich Bräutigam nicht erkannt; Wie ich mich zur alten Schlange Oft mit Herz und Sinn gewandt. Sondern denk an deine Wunden, Die dein heilig Fleisch durchritzt; Denk an deine Trauerstunden, Da du Blut für mich geschwitzt. 5. Erziehung durch Natur. Ach hör das süsse Lallen, Den allerschönsten Ton Der kleinen Nachtigallen, Auf ihrem niedern Thron. Hör, was sie dir da singet, In ihrer grünen Claus; Ihr schlechtes Wesen bringet Viel weise Lehr heraus. Sie spricht: ihr Menschen sehet, Mein Nothdurft ist sehr klein; Mein Wunsch nicht weiter gehet, Aus Nachtigall zu seyn. Weil dich deine Liebe trieb. Ach ſo denke nicht, wie lange Ich dich Braͤutigam nicht erkannt; Wie ich mich zur alten Schlange Oft mit Herz und Sinn gewandt. Sondern denk an deine Wunden, Die dein heilig Fleiſch durchritzt; Denk an deine Trauerſtunden, Da du Blut fuͤr mich geſchwitzt. 5. Erziehung durch Natur. Ach hoͤr das ſuͤſſe Lallen, Den allerſchoͤnſten Ton Der kleinen Nachtigallen, Auf ihrem niedern Thron. Hoͤr, was ſie dir da ſinget, In ihrer gruͤnen Claus; Ihr ſchlechtes Weſen bringet Viel weiſe Lehr heraus. Sie ſpricht: ihr Menſchen ſehet, Mein Nothdurft iſt ſehr klein; Mein Wunſch nicht weiter gehet, Aus Nachtigall zu ſeyn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0222" n="212"/> <l>Weil dich deine Liebe trieb.</l><lb/> <l>Liebe, die dir Haͤnd und Fuͤſſe</l><lb/> <l>An das Kreutzesholz geſpießt;</l><lb/> <l>Liebe, die ſo honigſuͤße</l><lb/> <l>Auf die armen Suͤnder fließt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ach ſo denke nicht, wie lange</l><lb/> <l>Ich dich Braͤutigam nicht erkannt;</l><lb/> <l>Wie ich mich zur alten Schlange</l><lb/> <l>Oft mit Herz und Sinn gewandt.</l><lb/> <l>Sondern denk an deine Wunden,</l><lb/> <l>Die dein heilig Fleiſch durchritzt;</l><lb/> <l>Denk an deine Trauerſtunden,</l><lb/> <l>Da du Blut fuͤr mich geſchwitzt.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head>5. <hi rendition="#g">Erziehung durch Natur</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>ch hoͤr das ſuͤſſe Lallen,</l><lb/> <l>Den allerſchoͤnſten Ton</l><lb/> <l>Der kleinen Nachtigallen,</l><lb/> <l>Auf ihrem niedern Thron.</l><lb/> <l>Hoͤr, was ſie dir da ſinget,</l><lb/> <l>In ihrer gruͤnen Claus;</l><lb/> <l>Ihr ſchlechtes Weſen bringet</l><lb/> <l>Viel weiſe Lehr heraus.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Sie ſpricht: ihr Menſchen ſehet,</l><lb/> <l>Mein Nothdurft iſt ſehr klein;</l><lb/> <l>Mein Wunſch nicht weiter gehet,</l><lb/> <l>Aus Nachtigall zu ſeyn.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [212/0222]
Weil dich deine Liebe trieb.
Liebe, die dir Haͤnd und Fuͤſſe
An das Kreutzesholz geſpießt;
Liebe, die ſo honigſuͤße
Auf die armen Suͤnder fließt.
Ach ſo denke nicht, wie lange
Ich dich Braͤutigam nicht erkannt;
Wie ich mich zur alten Schlange
Oft mit Herz und Sinn gewandt.
Sondern denk an deine Wunden,
Die dein heilig Fleiſch durchritzt;
Denk an deine Trauerſtunden,
Da du Blut fuͤr mich geſchwitzt.
5. Erziehung durch Natur.
Ach hoͤr das ſuͤſſe Lallen,
Den allerſchoͤnſten Ton
Der kleinen Nachtigallen,
Auf ihrem niedern Thron.
Hoͤr, was ſie dir da ſinget,
In ihrer gruͤnen Claus;
Ihr ſchlechtes Weſen bringet
Viel weiſe Lehr heraus.
Sie ſpricht: ihr Menſchen ſehet,
Mein Nothdurft iſt ſehr klein;
Mein Wunſch nicht weiter gehet,
Aus Nachtigall zu ſeyn.
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