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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Keines Menschen Gut oder Ehr sollst du ihm
nehmen,
Freund! deß sollst du dich schämen;
Die das thaten, die wurden geschand't,
Hie und auch im andern Land.
Kein Schande oder Schaden sollst du klaffen,
Auf Mönche, Nonnen oder Pfaffen;
Sie sind Gottes Schatz und edel Persant,
Sie geben Rede in dem andern Land.
Wo ist Karle, Hektor und Alexander!
Julius, Artus und mancher ander?
Ritter, Knecht und mancher Wigand,
Wo anders denn im andern Land.
Wär irgend ein Kaiser von Rome,
Der edel wär oder so schone;
Als ein Karfunkel oder Diamant,
Er muß nacket in das ander Land.
Wir gehen, als die vor uns waren,
Starke, weise, schön von Jahren;
Wie man sie nennt, oder waren genannt,
Sie sind all vor uns in das ander Land.
Der Tag mag zu Abend kommen,
Es sey zu Schaden oder zu Frommen;
Nach dem Leben kommt der Tod gerannt,
Und treibt uns in das ander Land.

Keines Menſchen Gut oder Ehr ſollſt du ihm
nehmen,
Freund! deß ſollſt du dich ſchaͤmen;
Die das thaten, die wurden geſchand't,
Hie und auch im andern Land.
Kein Schande oder Schaden ſollſt du klaffen,
Auf Moͤnche, Nonnen oder Pfaffen;
Sie ſind Gottes Schatz und edel Perſant,
Sie geben Rede in dem andern Land.
Wo iſt Karle, Hektor und Alexander!
Julius, Artus und mancher ander?
Ritter, Knecht und mancher Wigand,
Wo anders denn im andern Land.
Waͤr irgend ein Kaiſer von Rome,
Der edel waͤr oder ſo ſchone;
Als ein Karfunkel oder Diamant,
Er muß nacket in das ander Land.
Wir gehen, als die vor uns waren,
Starke, weiſe, ſchoͤn von Jahren;
Wie man ſie nennt, oder waren genannt,
Sie ſind all vor uns in das ander Land.
Der Tag mag zu Abend kommen,
Es ſey zu Schaden oder zu Frommen;
Nach dem Leben kommt der Tod gerannt,
Und treibt uns in das ander Land.

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[185/0195] Keines Menſchen Gut oder Ehr ſollſt du ihm nehmen, Freund! deß ſollſt du dich ſchaͤmen; Die das thaten, die wurden geſchand't, Hie und auch im andern Land. Kein Schande oder Schaden ſollſt du klaffen, Auf Moͤnche, Nonnen oder Pfaffen; Sie ſind Gottes Schatz und edel Perſant, Sie geben Rede in dem andern Land. Wo iſt Karle, Hektor und Alexander! Julius, Artus und mancher ander? Ritter, Knecht und mancher Wigand, Wo anders denn im andern Land. Waͤr irgend ein Kaiſer von Rome, Der edel waͤr oder ſo ſchone; Als ein Karfunkel oder Diamant, Er muß nacket in das ander Land. Wir gehen, als die vor uns waren, Starke, weiſe, ſchoͤn von Jahren; Wie man ſie nennt, oder waren genannt, Sie ſind all vor uns in das ander Land. Der Tag mag zu Abend kommen, Es ſey zu Schaden oder zu Frommen; Nach dem Leben kommt der Tod gerannt, Und treibt uns in das ander Land.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/195>, abgerufen am 04.05.2024.