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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

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Kurzweil.

(Mündlich.)

Ich weiß nicht, was ich meinem Schätzchen
verhieß,
Das sie den Riegel wohl hinter sich stieß;
Wohl hinter sich in die Ecke,
Dann schlich ich zu ihr ins Bettchen.
Die zwei, die liegen die halbe Nacht,
Bis daß das Glöcklein zwölfe schlagt:
Steh auf Braunes Mädchen zum Laden,
Schau ob es noch nicht will tagen.
Sie gab dem Laden einen Stoß,
Da scheint ihr der helle Mond in den Schoos:
Bleibt liegen gut Ritterlein stille,
Es taget nach unserm Willen.
Die zwei, die liegen die ganze Nacht,
Bis das das Glöcklein Sechse schlagt;
Steh auf braunes Mädchen zum Laden,
Schau ob es noch nicht will tagen?
Sie gab dem Laden einen Stoß,
Da scheint ihr die helle Sonn in den Schoos;
Steh auf gut Ritterlein balde,
Die Sonn steht überm Walde.
Ei scheint die Sonn, und ich bin noch hier,
O Gott! wie wirds ergehen mir;
Kurzweil.

(Muͤndlich.)

Ich weiß nicht, was ich meinem Schaͤtzchen
verhieß,
Das ſie den Riegel wohl hinter ſich ſtieß;
Wohl hinter ſich in die Ecke,
Dann ſchlich ich zu ihr ins Bettchen.
Die zwei, die liegen die halbe Nacht,
Bis daß das Gloͤcklein zwoͤlfe ſchlagt:
Steh auf Braunes Maͤdchen zum Laden,
Schau ob es noch nicht will tagen.
Sie gab dem Laden einen Stoß,
Da ſcheint ihr der helle Mond in den Schoos:
Bleibt liegen gut Ritterlein ſtille,
Es taget nach unſerm Willen.
Die zwei, die liegen die ganze Nacht,
Bis das das Gloͤcklein Sechſe ſchlagt;
Steh auf braunes Maͤdchen zum Laden,
Schau ob es noch nicht will tagen?
Sie gab dem Laden einen Stoß,
Da ſcheint ihr die helle Sonn in den Schoos;
Steh auf gut Ritterlein balde,
Die Sonn ſteht uͤberm Walde.
Ei ſcheint die Sonn, und ich bin noch hier,
O Gott! wie wirds ergehen mir;
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[143/0153] Kurzweil. (Muͤndlich.) Ich weiß nicht, was ich meinem Schaͤtzchen verhieß, Das ſie den Riegel wohl hinter ſich ſtieß; Wohl hinter ſich in die Ecke, Dann ſchlich ich zu ihr ins Bettchen. Die zwei, die liegen die halbe Nacht, Bis daß das Gloͤcklein zwoͤlfe ſchlagt: Steh auf Braunes Maͤdchen zum Laden, Schau ob es noch nicht will tagen. Sie gab dem Laden einen Stoß, Da ſcheint ihr der helle Mond in den Schoos: Bleibt liegen gut Ritterlein ſtille, Es taget nach unſerm Willen. Die zwei, die liegen die ganze Nacht, Bis das das Gloͤcklein Sechſe ſchlagt; Steh auf braunes Maͤdchen zum Laden, Schau ob es noch nicht will tagen? Sie gab dem Laden einen Stoß, Da ſcheint ihr die helle Sonn in den Schoos; Steh auf gut Ritterlein balde, Die Sonn ſteht uͤberm Walde. Ei ſcheint die Sonn, und ich bin noch hier, O Gott! wie wirds ergehen mir;

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/153>, abgerufen am 27.11.2024.