Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.Er bot ihr Silber und rothes Gold, Als ein Studente das hat erhört, Er seinem Haus den Rücken kehrt; Kam vor der Jungfrauen ihre Thür, Und klopft mit seinem Finger dafür, Gar heimlich. Die Jungfrau im Arm auf dem Bette lag, Und zum Studenten ganz leise sprach: Ist jemand draussen, begehret mein, Der zieh das Schnürlein und komm herein Gar heimlich. Als das der Bauer doch hat gehört, Dem Hause sein er den Rücken kehrt; Und kam vor der Jungfrauen Thür, Er klopft mit seinem Stiefel dafür Gar öffentlich. Die Jungfrau war in Freuden wach, Und zu dem Bauern da lachend sprach: Ist jemand da, der begehrt hinein, Der such sich ein ander Jungfräulein Garheimlich. Wer ists, der heut uns dies Liedlein sang? Ein freyer Studente ist er genannt; Er lehrt der Jungfrau Lesen und Schreiben, Braucht dazu weder Feder noch Kreiden, Gar heimlich. Er bot ihr Silber und rothes Gold, Als ein Studente das hat erhoͤrt, Er ſeinem Haus den Ruͤcken kehrt; Kam vor der Jungfrauen ihre Thuͤr, Und klopft mit ſeinem Finger dafuͤr, Gar heimlich. Die Jungfrau im Arm auf dem Bette lag, Und zum Studenten ganz leiſe ſprach: Iſt jemand drauſſen, begehret mein, Der zieh das Schnuͤrlein und komm herein Gar heimlich. Als das der Bauer doch hat gehoͤrt, Dem Hauſe ſein er den Ruͤcken kehrt; Und kam vor der Jungfrauen Thuͤr, Er klopft mit ſeinem Stiefel dafuͤr Gar oͤffentlich. Die Jungfrau war in Freuden wach, Und zu dem Bauern da lachend ſprach: Iſt jemand da, der begehrt hinein, Der ſuch ſich ein ander Jungfraͤulein Garheimlich. Wer iſts, der heut uns dies Liedlein ſang? Ein freyer Studente iſt er genannt; Er lehrt der Jungfrau Leſen und Schreiben, Braucht dazu weder Feder noch Kreiden, Gar heimlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0149" n="139"/> <l>Er bot ihr Silber und rothes Gold,</l><lb/> <l>Daß ſie ihn lieb haͤtt und heirathen ſollt,</l><lb/> <l>Gar oͤffentlich.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Als ein Studente das hat erhoͤrt,</l><lb/> <l>Er ſeinem Haus den Ruͤcken kehrt;</l><lb/> <l>Kam vor der Jungfrauen ihre Thuͤr,</l><lb/> <l>Und klopft mit ſeinem Finger dafuͤr,</l><lb/> <l>Gar heimlich.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Die Jungfrau im Arm auf dem Bette lag,</l><lb/> <l>Und zum Studenten ganz leiſe ſprach:</l><lb/> <l>Iſt jemand drauſſen, begehret mein,</l><lb/> <l>Der zieh das Schnuͤrlein und komm herein</l><lb/> <l>Gar heimlich.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Als das der Bauer doch hat gehoͤrt,</l><lb/> <l>Dem Hauſe ſein er den Ruͤcken kehrt;</l><lb/> <l>Und kam vor der Jungfrauen Thuͤr,</l><lb/> <l>Er klopft mit ſeinem Stiefel dafuͤr</l><lb/> <l>Gar oͤffentlich.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Die Jungfrau war in Freuden wach,</l><lb/> <l>Und zu dem Bauern da lachend ſprach:</l><lb/> <l>Iſt jemand da, der begehrt hinein,</l><lb/> <l>Der ſuch ſich ein ander Jungfraͤulein</l><lb/> <l>Garheimlich.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wer iſts, der heut uns dies Liedlein ſang?</l><lb/> <l>Ein freyer Studente iſt er genannt;</l><lb/> <l>Er lehrt der Jungfrau Leſen und Schreiben,</l><lb/> <l>Braucht dazu weder Feder noch Kreiden,</l><lb/> <l>Gar heimlich.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
Er bot ihr Silber und rothes Gold,
Daß ſie ihn lieb haͤtt und heirathen ſollt,
Gar oͤffentlich.
Als ein Studente das hat erhoͤrt,
Er ſeinem Haus den Ruͤcken kehrt;
Kam vor der Jungfrauen ihre Thuͤr,
Und klopft mit ſeinem Finger dafuͤr,
Gar heimlich.
Die Jungfrau im Arm auf dem Bette lag,
Und zum Studenten ganz leiſe ſprach:
Iſt jemand drauſſen, begehret mein,
Der zieh das Schnuͤrlein und komm herein
Gar heimlich.
Als das der Bauer doch hat gehoͤrt,
Dem Hauſe ſein er den Ruͤcken kehrt;
Und kam vor der Jungfrauen Thuͤr,
Er klopft mit ſeinem Stiefel dafuͤr
Gar oͤffentlich.
Die Jungfrau war in Freuden wach,
Und zu dem Bauern da lachend ſprach:
Iſt jemand da, der begehrt hinein,
Der ſuch ſich ein ander Jungfraͤulein
Garheimlich.
Wer iſts, der heut uns dies Liedlein ſang?
Ein freyer Studente iſt er genannt;
Er lehrt der Jungfrau Leſen und Schreiben,
Braucht dazu weder Feder noch Kreiden,
Gar heimlich.
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