Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie hiengen den Kessel übern Heerd,
An einen Hacken, ohn Beschwerd
Das Müßlein kocht.

Ein Löffel schnitzt der fromme Mann
Von einem Span,
Der ward von lauter Helfenbein
Und Diamant;
Maria gab dem Kind den Brei,
Da sah man, daß es Jesus sey,
Unter seinen Augen.


Sommerverkündigung.

(In einigen Gegenden von Hollstein ziehen die Kinder, um den Som-
mer anzukündigen, von Haus zu Haus; eines trägt in einem Korb
einen todten Fuchs voraus, sie singen dazu:)

Hanns Voß heißt er,
Schelmstück weis er,
Die er nicht weis, die will er lehren,
Haus und Hof will er verzehren;
Brod auf die Trage,
Speck auf den Wagen,
Eier ins Nest,
Wer mir was giebt, der ist der Best!
Als ich hier vor diesem war,
War hier nichts als Laub und Gras,

Sie hiengen den Keſſel uͤbern Heerd,
An einen Hacken, ohn Beſchwerd
Das Muͤßlein kocht.

Ein Loͤffel ſchnitzt der fromme Mann
Von einem Span,
Der ward von lauter Helfenbein
Und Diamant;
Maria gab dem Kind den Brei,
Da ſah man, daß es Jeſus ſey,
Unter ſeinen Augen.


Sommerverkuͤndigung.

(In einigen Gegenden von Hollſtein ziehen die Kinder, um den Som-
mer anzukuͤndigen, von Haus zu Haus; eines traͤgt in einem Korb
einen todten Fuchs voraus, ſie ſingen dazu:)

Hanns Voß heißt er,
Schelmſtuͤck weis er,
Die er nicht weis, die will er lehren,
Haus und Hof will er verzehren;
Brod auf die Trage,
Speck auf den Wagen,
Eier ins Neſt,
Wer mir was giebt, der iſt der Beſt!
Als ich hier vor dieſem war,
War hier nichts als Laub und Gras,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="6">
              <pb facs="#f0288" n="20"/>
              <l>Sie hiengen den Ke&#x017F;&#x017F;el u&#x0364;bern Heerd,</l><lb/>
              <l>An einen Hacken, ohn Be&#x017F;chwerd</l><lb/>
              <l>Das Mu&#x0364;ßlein kocht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Ein Lo&#x0364;ffel &#x017F;chnitzt der fromme Mann</l><lb/>
              <l>Von einem Span,</l><lb/>
              <l>Der ward von lauter Helfenbein</l><lb/>
              <l>Und Diamant;</l><lb/>
              <l>Maria gab dem Kind den Brei,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ah man, daß es Je&#x017F;us &#x017F;ey,</l><lb/>
              <l>Unter &#x017F;einen Augen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Sommerverku&#x0364;ndigung</hi>.</head><lb/>
          <p>(In einigen Gegenden von Holl&#x017F;tein ziehen die Kinder, um den Som-<lb/>
mer anzuku&#x0364;ndigen, von Haus zu Haus; eines tra&#x0364;gt in einem Korb<lb/>
einen todten Fuchs voraus, &#x017F;ie &#x017F;ingen dazu:)</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">H</hi>anns Voß heißt er,</l><lb/>
              <l>Schelm&#x017F;tu&#x0364;ck weis er,</l><lb/>
              <l>Die er nicht weis, die will er lehren,</l><lb/>
              <l>Haus und Hof will er verzehren;</l><lb/>
              <l>Brod auf die Trage,</l><lb/>
              <l>Speck auf den Wagen,</l><lb/>
              <l>Eier ins Ne&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Wer mir was giebt, der i&#x017F;t der Be&#x017F;t!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Als ich hier vor die&#x017F;em war,</l><lb/>
              <l>War hier nichts als Laub und Gras,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[20/0288] Sie hiengen den Keſſel uͤbern Heerd, An einen Hacken, ohn Beſchwerd Das Muͤßlein kocht. Ein Loͤffel ſchnitzt der fromme Mann Von einem Span, Der ward von lauter Helfenbein Und Diamant; Maria gab dem Kind den Brei, Da ſah man, daß es Jeſus ſey, Unter ſeinen Augen. Sommerverkuͤndigung. (In einigen Gegenden von Hollſtein ziehen die Kinder, um den Som- mer anzukuͤndigen, von Haus zu Haus; eines traͤgt in einem Korb einen todten Fuchs voraus, ſie ſingen dazu:) Hanns Voß heißt er, Schelmſtuͤck weis er, Die er nicht weis, die will er lehren, Haus und Hof will er verzehren; Brod auf die Trage, Speck auf den Wagen, Eier ins Neſt, Wer mir was giebt, der iſt der Beſt! Als ich hier vor dieſem war, War hier nichts als Laub und Gras,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/288
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/288>, abgerufen am 26.11.2024.