Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andre geht ans Brünnchen,
Findt ein goldig Kindchen;
Wer solls heben?
Die Töchter aus dem Löwen.
Wer soll die Windeln wäschen?
Die alte Schneppertäschen.



Wo bist du dann gesessen?
Auf'm Bergle bin ich gesessen,
Hab dem Vögele zug'schaut,
Ist ein Federle abe geflogen,
Hab'n Häusle draus baut.


Im Frühling, wenn die Maiglöckchen
läuten
.
Kling, kling Glöckchen,
Im Haus steht ein Döckchen,
Im Garten steht ein Hünernest,
Stehn drei seidne Döckchen drin,
Eins spinnt Seiden,
Eins flicht Weiden,
Eins schließt den Himmel auf,
Läßt ein bischen Sonn heraus,
Läßt ein bischen drinn,
Daraus die Liebfrau Maria spinn,
Ein Röcklein für ihr Kindelein.


Die andre geht ans Bruͤnnchen,
Findt ein goldig Kindchen;
Wer ſolls heben?
Die Toͤchter aus dem Loͤwen.
Wer ſoll die Windeln waͤſchen?
Die alte Schneppertaͤſchen.



Wo biſt du dann geſeſſen?
Auf'm Bergle bin ich geſeſſen,
Hab dem Voͤgele zug'ſchaut,
Iſt ein Federle abe geflogen,
Hab'n Haͤusle draus baut.


Im Fruͤhling, wenn die Maigloͤckchen
laͤuten
.
Kling, kling Gloͤckchen,
Im Haus ſteht ein Doͤckchen,
Im Garten ſteht ein Huͤnerneſt,
Stehn drei ſeidne Doͤckchen drin,
Eins ſpinnt Seiden,
Eins flicht Weiden,
Eins ſchließt den Himmel auf,
Laͤßt ein bischen Sonn heraus,
Laͤßt ein bischen drinn,
Daraus die Liebfrau Maria ſpinn,
Ein Roͤcklein fuͤr ihr Kindelein.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <pb facs="#f0339" n="71"/>
              <l>Die andre geht ans Bru&#x0364;nnchen,</l><lb/>
              <l>Findt ein goldig Kindchen;</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;olls heben?</l><lb/>
              <l>Die To&#x0364;chter aus dem Lo&#x0364;wen.</l><lb/>
              <l>Wer &#x017F;oll die Windeln wa&#x0364;&#x017F;chen?</l><lb/>
              <l>Die alte Schnepperta&#x0364;&#x017F;chen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Wo bi&#x017F;t du dann ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en</hi>?</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>uf'm Bergle bin ich ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Hab dem Vo&#x0364;gele zug'&#x017F;chaut,</l><lb/>
              <l>I&#x017F;t ein Federle abe geflogen,</l><lb/>
              <l>Hab'n Ha&#x0364;usle draus baut.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Im Fru&#x0364;hling</hi>, <hi rendition="#g">wenn die Maiglo&#x0364;ckchen<lb/>
la&#x0364;uten</hi>.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">K</hi>ling, kling Glo&#x0364;ckchen,</l><lb/>
              <l>Im Haus &#x017F;teht ein Do&#x0364;ckchen,</l><lb/>
              <l>Im Garten &#x017F;teht ein Hu&#x0364;nerne&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Stehn drei &#x017F;eidne Do&#x0364;ckchen drin,</l><lb/>
              <l>Eins &#x017F;pinnt Seiden,</l><lb/>
              <l>Eins flicht Weiden,</l><lb/>
              <l>Eins &#x017F;chließt den Himmel auf,</l><lb/>
              <l>La&#x0364;ßt ein bischen Sonn heraus,</l><lb/>
              <l>La&#x0364;ßt ein bischen drinn,</l><lb/>
              <l>Daraus die Liebfrau Maria &#x017F;pinn,</l><lb/>
              <l>Ein Ro&#x0364;cklein fu&#x0364;r ihr Kindelein.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0339] Die andre geht ans Bruͤnnchen, Findt ein goldig Kindchen; Wer ſolls heben? Die Toͤchter aus dem Loͤwen. Wer ſoll die Windeln waͤſchen? Die alte Schneppertaͤſchen. Wo biſt du dann geſeſſen? Auf'm Bergle bin ich geſeſſen, Hab dem Voͤgele zug'ſchaut, Iſt ein Federle abe geflogen, Hab'n Haͤusle draus baut. Im Fruͤhling, wenn die Maigloͤckchen laͤuten. Kling, kling Gloͤckchen, Im Haus ſteht ein Doͤckchen, Im Garten ſteht ein Huͤnerneſt, Stehn drei ſeidne Doͤckchen drin, Eins ſpinnt Seiden, Eins flicht Weiden, Eins ſchließt den Himmel auf, Laͤßt ein bischen Sonn heraus, Laͤßt ein bischen drinn, Daraus die Liebfrau Maria ſpinn, Ein Roͤcklein fuͤr ihr Kindelein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/339
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/339>, abgerufen am 28.11.2024.