Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Sein Ruf bringt allen Bangen, drum will kein Vögelein
Mit einem Q anfangen den edlen Nahmen sein.

R r Rabe.

Der Rab thut täglich singen, sein groben rauhen
Baß.
Heut will ihm nichts gelingen, drum singt er cras, cras,
cras, *)
Wer alles schiebt auf morgen, und nichts gerichtet heut,
Der muß stets seyn in Sorgen, daß es ihm fehle weit.
Rothkehlchen.

Das Rothkehlchen gar früh aufsteht, und wenn ich
dann erwach,
Grüßt es die liebe Morgenröth, hoch oben auf dem Dach,
Wie lieblich ist sein Zükken, wie röthlich seine Kehl,
Mein Herz thut es erquicken, ermuntern meine Seel.
S s Schwalbe.

Schwäzzerlein wie schwätzst so toll, und plauderst hin
und her,
Früh hast du Kisten und Kasten voll, Abends ist alles
le le leer,
Zu morgen eh die Sonn aufsteht, erzählst du deinen
Traum,
Und Abends wenn sie niedergeht, hast du geendet kaum.

*) cras ist lateinisch, und heißt morgen.

Sein Ruf bringt allen Bangen, drum will kein Voͤgelein
Mit einem Q anfangen den edlen Nahmen ſein.

R r Rabe.

Der Rab thut taͤglich ſingen, ſein groben rauhen
Baß.
Heut will ihm nichts gelingen, drum ſingt er cras, cras,
cras, *)
Wer alles ſchiebt auf morgen, und nichts gerichtet heut,
Der muß ſtets ſeyn in Sorgen, daß es ihm fehle weit.
Rothkehlchen.

Das Rothkehlchen gar fruͤh aufſteht, und wenn ich
dann erwach,
Gruͤßt es die liebe Morgenroͤth, hoch oben auf dem Dach,
Wie lieblich iſt ſein Zuͤkken, wie roͤthlich ſeine Kehl,
Mein Herz thut es erquicken, ermuntern meine Seel.
S ſ Schwalbe.

Schwaͤzzerlein wie ſchwaͤtzſt ſo toll, und plauderſt hin
und her,
Fruͤh haſt du Kiſten und Kaſten voll, Abends iſt alles
le le leer,
Zu morgen eh die Sonn aufſteht, erzaͤhlſt du deinen
Traum,
Und Abends wenn ſie niedergeht, haſt du geendet kaum.

*) cras iſt lateiniſch, und heißt morgen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="18">
              <pb facs="#f0276" n="8"/>
              <l>Sein Ruf bringt allen Bangen, drum will kein Vo&#x0364;gelein</l><lb/>
              <l>Mit einem Q anfangen den edlen Nahmen &#x017F;ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="19">
              <head> <hi rendition="#in">R r</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Rabe</hi>.</hi> </head><lb/>
              <l>Der Rab thut ta&#x0364;glich &#x017F;ingen, &#x017F;ein groben rauhen</l><lb/>
              <l>Baß.</l><lb/>
              <l>Heut will ihm nichts gelingen, drum &#x017F;ingt er <hi rendition="#aq">cras, cras,</hi></l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">cras,</hi> <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq">cras</hi> i&#x017F;t lateini&#x017F;ch, und heißt morgen.</note>
              </l><lb/>
              <l>Wer alles &#x017F;chiebt auf morgen, und nichts gerichtet heut,</l><lb/>
              <l>Der muß &#x017F;tets &#x017F;eyn in Sorgen, daß es ihm fehle weit.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="20">
              <head><hi rendition="#g">Rothkehlchen</hi>.</head><lb/>
              <l>Das Rothkehlchen gar fru&#x0364;h auf&#x017F;teht, und wenn ich</l><lb/>
              <l>dann erwach,</l><lb/>
              <l>Gru&#x0364;ßt es die liebe Morgenro&#x0364;th, hoch oben auf dem Dach,</l><lb/>
              <l>Wie lieblich i&#x017F;t &#x017F;ein Zu&#x0364;kken, wie ro&#x0364;thlich &#x017F;eine Kehl,</l><lb/>
              <l>Mein Herz thut es erquicken, ermuntern meine Seel.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="21">
              <head> <hi rendition="#in">S &#x017F;</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schwalbe</hi>.</hi> </head><lb/>
              <l>Schwa&#x0364;zzerlein wie &#x017F;chwa&#x0364;tz&#x017F;t &#x017F;o toll, und plauder&#x017F;t hin</l><lb/>
              <l>und her,</l><lb/>
              <l>Fru&#x0364;h ha&#x017F;t du Ki&#x017F;ten und Ka&#x017F;ten voll, Abends i&#x017F;t alles</l><lb/>
              <l>le le leer,</l><lb/>
              <l>Zu morgen eh die Sonn auf&#x017F;teht, erza&#x0364;hl&#x017F;t du deinen</l><lb/>
              <l>Traum,</l><lb/>
              <l>Und Abends wenn &#x017F;ie niedergeht, ha&#x017F;t du geendet kaum.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0276] Sein Ruf bringt allen Bangen, drum will kein Voͤgelein Mit einem Q anfangen den edlen Nahmen ſein. R r Rabe. Der Rab thut taͤglich ſingen, ſein groben rauhen Baß. Heut will ihm nichts gelingen, drum ſingt er cras, cras, cras, *) Wer alles ſchiebt auf morgen, und nichts gerichtet heut, Der muß ſtets ſeyn in Sorgen, daß es ihm fehle weit. Rothkehlchen. Das Rothkehlchen gar fruͤh aufſteht, und wenn ich dann erwach, Gruͤßt es die liebe Morgenroͤth, hoch oben auf dem Dach, Wie lieblich iſt ſein Zuͤkken, wie roͤthlich ſeine Kehl, Mein Herz thut es erquicken, ermuntern meine Seel. S ſ Schwalbe. Schwaͤzzerlein wie ſchwaͤtzſt ſo toll, und plauderſt hin und her, Fruͤh haſt du Kiſten und Kaſten voll, Abends iſt alles le le leer, Zu morgen eh die Sonn aufſteht, erzaͤhlſt du deinen Traum, Und Abends wenn ſie niedergeht, haſt du geendet kaum. *) cras iſt lateiniſch, und heißt morgen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/276
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 3. Heidelberg, 1808, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn03_1808/276>, abgerufen am 19.11.2024.