Gott Vater schaut vom Himmel, Und schaut dem Adam zu, Gedacht bey sich schon immer: Was macht mein grosser Bu?
Ich darf ihn ja nicht schlagen, Es ist ein jung frisch Blut, Ein Weib muß ich ihm schaffen, Sonst thut er mir kein gut. Dann kommt er hergeschlichen, Daß mans konnt merken schier, Fein geschwind nahm er ein Rippe, Aus Adams Seit herfür.
Adam, der thut erwachen, Und hat das Ding gespürt, Es war ihm nicht ums Lachen, Drum er so heftig schrie: O Herr! Wo ist mein Rippen? Ich bin kein ganzer Mann, Wann ich daran will dippen, So ist kein Ripp mehr da.
Adam sey nur zufrieden, Schlaf fort in guter Ruh, Vor Schaden dich will b'hüten, Ich stell dirs wiedrum zu. Ein Weib will ich draus machen, Ein wunderliches Thier, Du sollst mir drüber lachen, Schau gschwind, da stehts schon hier!
Gott Vater ſchaut vom Himmel, Und ſchaut dem Adam zu, Gedacht bey ſich ſchon immer: Was macht mein groſſer Bu?
Ich darf ihn ja nicht ſchlagen, Es iſt ein jung friſch Blut, Ein Weib muß ich ihm ſchaffen, Sonſt thut er mir kein gut. Dann kommt er hergeſchlichen, Daß mans konnt merken ſchier, Fein geſchwind nahm er ein Rippe, Aus Adams Seit herfuͤr.
Adam, der thut erwachen, Und hat das Ding geſpuͤrt, Es war ihm nicht ums Lachen, Drum er ſo heftig ſchrie: O Herr! Wo iſt mein Rippen? Ich bin kein ganzer Mann, Wann ich daran will dippen, So iſt kein Ripp mehr da.
Adam ſey nur zufrieden, Schlaf fort in guter Ruh, Vor Schaden dich will b'huͤten, Ich ſtell dirs wiedrum zu. Ein Weib will ich draus machen, Ein wunderliches Thier, Du ſollſt mir druͤber lachen, Schau gſchwind, da ſtehts ſchon hier!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="3"><pbfacs="#f0412"n="400"/><l>Gott Vater ſchaut vom Himmel,</l><lb/><l>Und ſchaut dem Adam zu,</l><lb/><l>Gedacht bey ſich ſchon immer:</l><lb/><l>Was macht mein groſſer Bu?</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Ich darf ihn ja nicht ſchlagen,</l><lb/><l>Es iſt ein jung friſch Blut,</l><lb/><l>Ein Weib muß ich ihm ſchaffen,</l><lb/><l>Sonſt thut er mir kein gut.</l><lb/><l>Dann kommt er hergeſchlichen,</l><lb/><l>Daß mans konnt merken ſchier,</l><lb/><l>Fein geſchwind nahm er ein Rippe,</l><lb/><l>Aus Adams Seit herfuͤr.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Adam, der thut erwachen,</l><lb/><l>Und hat das Ding geſpuͤrt,</l><lb/><l>Es war ihm nicht ums Lachen,</l><lb/><l>Drum er ſo heftig ſchrie:</l><lb/><l>O Herr! Wo iſt mein Rippen?</l><lb/><l>Ich bin kein ganzer Mann,</l><lb/><l>Wann ich daran will dippen,</l><lb/><l>So iſt kein Ripp mehr da.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Adam ſey nur zufrieden,</l><lb/><l>Schlaf fort in guter Ruh,</l><lb/><l>Vor Schaden dich will b'huͤten,</l><lb/><l>Ich ſtell dirs wiedrum zu.</l><lb/><l>Ein Weib will ich draus machen,</l><lb/><l>Ein wunderliches Thier,</l><lb/><l>Du ſollſt mir druͤber lachen,</l><lb/><l>Schau gſchwind, da ſtehts ſchon hier!</l></lg><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[400/0412]
Gott Vater ſchaut vom Himmel,
Und ſchaut dem Adam zu,
Gedacht bey ſich ſchon immer:
Was macht mein groſſer Bu?
Ich darf ihn ja nicht ſchlagen,
Es iſt ein jung friſch Blut,
Ein Weib muß ich ihm ſchaffen,
Sonſt thut er mir kein gut.
Dann kommt er hergeſchlichen,
Daß mans konnt merken ſchier,
Fein geſchwind nahm er ein Rippe,
Aus Adams Seit herfuͤr.
Adam, der thut erwachen,
Und hat das Ding geſpuͤrt,
Es war ihm nicht ums Lachen,
Drum er ſo heftig ſchrie:
O Herr! Wo iſt mein Rippen?
Ich bin kein ganzer Mann,
Wann ich daran will dippen,
So iſt kein Ripp mehr da.
Adam ſey nur zufrieden,
Schlaf fort in guter Ruh,
Vor Schaden dich will b'huͤten,
Ich ſtell dirs wiedrum zu.
Ein Weib will ich draus machen,
Ein wunderliches Thier,
Du ſollſt mir druͤber lachen,
Schau gſchwind, da ſtehts ſchon hier!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/412>, abgerufen am 16.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.