Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Der Braut Vater sprach in Unmuth: Hast du verderbet ihr junges Blut, So must du auch darum aufgeben Durch meine Hand dein junges Leben. Indem so zog er aus sein Schwerdt, Er stach den edlen Grafen werth, Mit großen Schmerzen durch seinen Leib, Daß er tod auf der Erden bleib. Man band ihn an ein hohes Roß, Man schleift ihn durch das tiefe Moos, Darin man seinen Leib begrub; Kürzlich zu blühen er anhub. Es stund an bis den dritten Tag, Da wuchsen drei Lilien auf seinem Grab Darauf da stund geschrieben: Er wär bei Gott geblieben. Ein Stimm vom Himmel kam herab, Man sollt ihn nehmen aus dem Grab! Der schuldig war an seinem Tod, Der muß darum leiden ewig Noth. Man grub ihn wieder aus dem Moos, Man führt ihn auf sein bestes Schloß, Zu seiner Braut man ihn begrub, Sein liebliche Farb sich erhub. Er war bei dreien Tagen schon todt, Noch blühte er als ein' Rose roth Unter seinem Angesicht fürwahr, Sein ganzer Leib war weis und klar. Der Braut Vater ſprach in Unmuth: Haſt du verderbet ihr junges Blut, So muſt du auch darum aufgeben Durch meine Hand dein junges Leben. Indem ſo zog er aus ſein Schwerdt, Er ſtach den edlen Grafen werth, Mit großen Schmerzen durch ſeinen Leib, Daß er tod auf der Erden bleib. Man band ihn an ein hohes Roß, Man ſchleift ihn durch das tiefe Moos, Darin man ſeinen Leib begrub; Kuͤrzlich zu bluͤhen er anhub. Es ſtund an bis den dritten Tag, Da wuchſen drei Lilien auf ſeinem Grab Darauf da ſtund geſchrieben: Er waͤr bei Gott geblieben. Ein Stimm vom Himmel kam herab, Man ſollt ihn nehmen aus dem Grab! Der ſchuldig war an ſeinem Tod, Der muß darum leiden ewig Noth. Man grub ihn wieder aus dem Moos, Man fuͤhrt ihn auf ſein beſtes Schloß, Zu ſeiner Braut man ihn begrub, Sein liebliche Farb ſich erhub. Er war bei dreien Tagen ſchon todt, Noch bluͤhte er als ein' Roſe roth Unter ſeinem Angeſicht fuͤrwahr, Sein ganzer Leib war weis und klar. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0305" n="293"/> <lg n="25"> <l>Der Braut Vater ſprach in Unmuth:</l><lb/> <l>Haſt du verderbet ihr junges Blut,</l><lb/> <l>So muſt du auch darum aufgeben</l><lb/> <l>Durch meine Hand dein junges Leben.</l> </lg><lb/> <lg n="26"> <l>Indem ſo zog er aus ſein Schwerdt,</l><lb/> <l>Er ſtach den edlen Grafen werth,</l><lb/> <l>Mit großen Schmerzen durch ſeinen Leib,</l><lb/> <l>Daß er tod auf der Erden bleib.</l> </lg><lb/> <lg n="27"> <l>Man band ihn an ein hohes Roß,</l><lb/> <l>Man ſchleift ihn durch das tiefe Moos,</l><lb/> <l>Darin man ſeinen Leib begrub;</l><lb/> <l>Kuͤrzlich zu bluͤhen er anhub.</l> </lg><lb/> <lg n="28"> <l>Es ſtund an bis den dritten Tag,</l><lb/> <l>Da wuchſen drei Lilien auf ſeinem Grab</l><lb/> <l>Darauf da ſtund geſchrieben:</l><lb/> <l>Er waͤr bei Gott geblieben.</l> </lg><lb/> <lg n="29"> <l>Ein Stimm vom Himmel kam herab,</l><lb/> <l>Man ſollt ihn nehmen aus dem Grab!</l><lb/> <l>Der ſchuldig war an ſeinem Tod,</l><lb/> <l>Der muß darum leiden ewig Noth.</l> </lg><lb/> <lg n="30"> <l>Man grub ihn wieder aus dem Moos,</l><lb/> <l>Man fuͤhrt ihn auf ſein beſtes Schloß,</l><lb/> <l>Zu ſeiner Braut man ihn begrub,</l><lb/> <l>Sein liebliche Farb ſich erhub.</l> </lg><lb/> <lg n="31"> <l>Er war bei dreien Tagen ſchon todt,</l><lb/> <l>Noch bluͤhte er als ein' Roſe roth</l><lb/> <l>Unter ſeinem Angeſicht fuͤrwahr,</l><lb/> <l>Sein ganzer Leib war weis und klar.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0305]
Der Braut Vater ſprach in Unmuth:
Haſt du verderbet ihr junges Blut,
So muſt du auch darum aufgeben
Durch meine Hand dein junges Leben.
Indem ſo zog er aus ſein Schwerdt,
Er ſtach den edlen Grafen werth,
Mit großen Schmerzen durch ſeinen Leib,
Daß er tod auf der Erden bleib.
Man band ihn an ein hohes Roß,
Man ſchleift ihn durch das tiefe Moos,
Darin man ſeinen Leib begrub;
Kuͤrzlich zu bluͤhen er anhub.
Es ſtund an bis den dritten Tag,
Da wuchſen drei Lilien auf ſeinem Grab
Darauf da ſtund geſchrieben:
Er waͤr bei Gott geblieben.
Ein Stimm vom Himmel kam herab,
Man ſollt ihn nehmen aus dem Grab!
Der ſchuldig war an ſeinem Tod,
Der muß darum leiden ewig Noth.
Man grub ihn wieder aus dem Moos,
Man fuͤhrt ihn auf ſein beſtes Schloß,
Zu ſeiner Braut man ihn begrub,
Sein liebliche Farb ſich erhub.
Er war bei dreien Tagen ſchon todt,
Noch bluͤhte er als ein' Roſe roth
Unter ſeinem Angeſicht fuͤrwahr,
Sein ganzer Leib war weis und klar.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/305 |
Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/305>, abgerufen am 26.06.2024. |