Ich brauche dir nicht zu gefallen, Ich habe schon längst einen Mann, Dazu einen hübschen und feinen, Der mich wohl ernähren kann.
Was zog er aus seiner Tasche? Ein Messer war scharf und war spitz; Er stach es feins Liebchen ins Herze, Das rothe Blut gegen ihn spritzt.
Er zog es gleich wieder herause, Vom Blute da war es so roth, Hast du nun gelitten die Schmerzen, So will ich auch leiden den Tod.
Da nun das Liebchen gestorben, Wo begrabt man sie denn hin? In ihres Vaters Schloßgarten, Wo weisse Lilien blühn.
Was zog er da von seinem Finger? Ein Ringlein, das war von Gold, Er warf es sogleich in das Wasser, Die Wellen, die geben den Schein.
Schwimm hin, schwimm hin, du Ringlein, Schwimm hin in das Meer hinein, Und grüß mir mein Vater und Mutter, Und sag, ich komm nimmermehr heim.
Ich brauche dir nicht zu gefallen, Ich habe ſchon laͤngſt einen Mann, Dazu einen huͤbſchen und feinen, Der mich wohl ernaͤhren kann.
Was zog er aus ſeiner Taſche? Ein Meſſer war ſcharf und war ſpitz; Er ſtach es feins Liebchen ins Herze, Das rothe Blut gegen ihn ſpritzt.
Er zog es gleich wieder herauſe, Vom Blute da war es ſo roth, Haſt du nun gelitten die Schmerzen, So will ich auch leiden den Tod.
Da nun das Liebchen geſtorben, Wo begrabt man ſie denn hin? In ihres Vaters Schloßgarten, Wo weiſſe Lilien bluͤhn.
Was zog er da von ſeinem Finger? Ein Ringlein, das war von Gold, Er warf es ſogleich in das Waſſer, Die Wellen, die geben den Schein.
Schwimm hin, ſchwimm hin, du Ringlein, Schwimm hin in das Meer hinein, Und gruͤß mir mein Vater und Mutter, Und ſag, ich komm nimmermehr heim.
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Ich brauche dir nicht zu gefallen,
Ich habe ſchon laͤngſt einen Mann,
Dazu einen huͤbſchen und feinen,
Der mich wohl ernaͤhren kann.
Was zog er aus ſeiner Taſche?
Ein Meſſer war ſcharf und war ſpitz;
Er ſtach es feins Liebchen ins Herze,
Das rothe Blut gegen ihn ſpritzt.
Er zog es gleich wieder herauſe,
Vom Blute da war es ſo roth,
Haſt du nun gelitten die Schmerzen,
So will ich auch leiden den Tod.
Da nun das Liebchen geſtorben,
Wo begrabt man ſie denn hin?
In ihres Vaters Schloßgarten,
Wo weiſſe Lilien bluͤhn.
Was zog er da von ſeinem Finger?
Ein Ringlein, das war von Gold,
Er warf es ſogleich in das Waſſer,
Die Wellen, die geben den Schein.
Schwimm hin, ſchwimm hin, du Ringlein,
Schwimm hin in das Meer hinein,
Und gruͤß mir mein Vater und Mutter,
Und ſag, ich komm nimmermehr heim.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/30>, abgerufen am 16.07.2024.
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