Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Steh auf du schnöde Magd, steh' auf, "O nein! laß du schön Annelein in Ruh, Füll deine Häfelein selber zu, :,: Mein' Schwester Annelein mus's nimmer mehr thun: Er saß wol auf sein hohes Pferd, Und er sein Schwesterlein hinter ihm nahm, Er nahm schön Annelein beym Gürtelschloß, Er schwungs wol hinter sich auf sein Roß. Und wie er durch den Hof einrit, Sein Mutter ihm entgegen schrit: Bis mir Gott willkommen du Sohne mein, Und auch dies zarte Fräuelein! Es ist doch nicht mein Fräuelein, :,: Es ist doch nur euer liebes Kind, Was wir so lang verlohren gehan. Sie setzen schön Annelein oben an Tisch, Sie geben ihm gesotten und gebratne Fisch, Sie stecken ihm an einen güldnen Ring: Jezt bist du wieder mein Königskind! Der Staar und das Badwännelein. (in der Spinustube eines hessischen Dorfs aufgeschrieben.) Herr Konrad war ein müder Mann, Er band sein Roß am Wirthshaus an. Das Mägdlein sprach, steig ab, steig ab, Ihre Aeuglein schwankten auf und ab. Steh auf du ſchnoͤde Magd, ſteh' auf, „O nein! laß du ſchoͤn Annelein in Ruh, Fuͤll deine Haͤfelein ſelber zu, :,: Mein' Schweſter Annelein mus's nimmer mehr thun: Er ſaß wol auf ſein hohes Pferd, Und er ſein Schweſterlein hinter ihm nahm, Er nahm ſchoͤn Annelein beym Guͤrtelſchloß, Er ſchwungs wol hinter ſich auf ſein Roß. Und wie er durch den Hof einrit, Sein Mutter ihm entgegen ſchrit: Bis mir Gott willkommen du Sohne mein, Und auch dies zarte Fraͤuelein! Es iſt doch nicht mein Fraͤuelein, :,: Es iſt doch nur euer liebes Kind, Was wir ſo lang verlohren gehan. Sie ſetzen ſchoͤn Annelein oben an Tiſch, Sie geben ihm geſotten und gebratne Fiſch, Sie ſtecken ihm an einen guͤldnen Ring: Jezt biſt du wieder mein Koͤnigskind! Der Staar und das Badwaͤnnelein. (in der Spinuſtube eines heſſiſchen Dorfs aufgeſchrieben.) Herr Konrad war ein muͤder Mann, Er band ſein Roß am Wirthshaus an. Das Maͤgdlein ſprach, ſteig ab, ſteig ab, Ihre Aeuglein ſchwankten auf und ab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="15"> <pb facs="#f0289" n="277"/> <l>Steh auf du ſchnoͤde Magd, ſteh' auf,</l><lb/> <l>Fuͤll deinen Gaͤſten die Haͤfelein auf!</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>„O nein! laß du ſchoͤn Annelein in Ruh,</l><lb/> <l>Fuͤll deine Haͤfelein ſelber zu, :,:</l><lb/> <l>Mein' Schweſter Annelein mus's nimmer mehr <choice><sic>thuu</sic><corr>thun</corr></choice>:</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Er ſaß wol auf ſein hohes Pferd,</l><lb/> <l>Und er ſein Schweſterlein hinter ihm nahm,</l><lb/> <l>Er nahm ſchoͤn Annelein beym Guͤrtelſchloß,</l><lb/> <l>Er ſchwungs wol hinter ſich auf ſein Roß.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Und wie er durch den Hof einrit,</l><lb/> <l>Sein Mutter ihm entgegen ſchrit:</l><lb/> <l>Bis mir Gott willkommen du Sohne mein,</l><lb/> <l>Und auch dies zarte Fraͤuelein!</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Es iſt doch nicht mein Fraͤuelein, :,:</l><lb/> <l>Es iſt doch nur euer liebes Kind,</l><lb/> <l>Was wir ſo lang verlohren gehan.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Sie ſetzen ſchoͤn Annelein oben an Tiſch,</l><lb/> <l>Sie geben ihm geſotten und gebratne Fiſch,</l><lb/> <l>Sie ſtecken ihm an einen guͤldnen Ring:</l><lb/> <l>Jezt biſt du wieder mein Koͤnigskind!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Der Staar und das Badwaͤnnelein</hi>.</head><lb/> <p rendition="#c">(in der Spinuſtube eines heſſiſchen Dorfs aufgeſchrieben.)</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">H</hi>err Konrad war ein muͤder Mann,</l><lb/> <l>Er band ſein Roß am Wirthshaus an.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Das Maͤgdlein ſprach, ſteig ab, ſteig ab,</l><lb/> <l>Ihre Aeuglein ſchwankten auf und ab.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0289]
Steh auf du ſchnoͤde Magd, ſteh' auf,
Fuͤll deinen Gaͤſten die Haͤfelein auf!
„O nein! laß du ſchoͤn Annelein in Ruh,
Fuͤll deine Haͤfelein ſelber zu, :,:
Mein' Schweſter Annelein mus's nimmer mehr thun:
Er ſaß wol auf ſein hohes Pferd,
Und er ſein Schweſterlein hinter ihm nahm,
Er nahm ſchoͤn Annelein beym Guͤrtelſchloß,
Er ſchwungs wol hinter ſich auf ſein Roß.
Und wie er durch den Hof einrit,
Sein Mutter ihm entgegen ſchrit:
Bis mir Gott willkommen du Sohne mein,
Und auch dies zarte Fraͤuelein!
Es iſt doch nicht mein Fraͤuelein, :,:
Es iſt doch nur euer liebes Kind,
Was wir ſo lang verlohren gehan.
Sie ſetzen ſchoͤn Annelein oben an Tiſch,
Sie geben ihm geſotten und gebratne Fiſch,
Sie ſtecken ihm an einen guͤldnen Ring:
Jezt biſt du wieder mein Koͤnigskind!
Der Staar und das Badwaͤnnelein.
(in der Spinuſtube eines heſſiſchen Dorfs aufgeſchrieben.)
Herr Konrad war ein muͤder Mann,
Er band ſein Roß am Wirthshaus an.
Das Maͤgdlein ſprach, ſteig ab, ſteig ab,
Ihre Aeuglein ſchwankten auf und ab.
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Zitationshilfe: | Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/289>, abgerufen am 16.07.2024. |