Die Konigin thät sich legen, Gebahr ein Sohne gut, Der ward ein stolzer Degen, Und hätt ein frommen Muth.
Als der die Sach erkannte, Bracht er zu aller Stund Seim Anherrn Speiß und Tranke, Was er nur finden kunt.
Er bat ihn an eim Taae Um eine Roßdeck alt, Daß er nit kalt da lage, Der fromm Jüngling lief bald.
Da er zum Roßstall kame, Ein Roßdeck, die war gut, Er von dem Pferd da nahme, Zerriß sie mit Unmuth.
Sein Vater ihn da fraget: Was ihm die Roßdeck thät: "Ich bring sie halb, er saget "Deim Vater an sein Bett."
Das Halbtheil ich behalte Für dich, wenn du da ruhst, Wo deinen Vater alte, Du jezt versperren thust.
Recht als ein andrer Hunde Viel Jahre lag er ſo.
Die Konigin thaͤt ſich legen, Gebahr ein Sohne gut, Der ward ein ſtolzer Degen, Und haͤtt ein frommen Muth.
Als der die Sach erkannte, Bracht er zu aller Stund Seim Anherrn Speiß und Tranke, Was er nur finden kunt.
Er bat ihn an eim Taae Um eine Roßdeck alt, Daß er nit kalt da lage, Der fromm Juͤngling lief bald.
Da er zum Roßſtall kame, Ein Roßdeck, die war gut, Er von dem Pferd da nahme, Zerriß ſie mit Unmuth.
Sein Vater ihn da fraget: Was ihm die Roßdeck thaͤt: „Ich bring ſie halb, er ſaget „Deim Vater an ſein Bett.“
Das Halbtheil ich behalte Fuͤr dich, wenn du da ruhſt, Wo deinen Vater alte, Du jezt verſperren thuſt.
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Recht als ein andrer Hunde
Viel Jahre lag er ſo.
Die Konigin thaͤt ſich legen,
Gebahr ein Sohne gut,
Der ward ein ſtolzer Degen,
Und haͤtt ein frommen Muth.
Als der die Sach erkannte,
Bracht er zu aller Stund
Seim Anherrn Speiß und Tranke,
Was er nur finden kunt.
Er bat ihn an eim Taae
Um eine Roßdeck alt,
Daß er nit kalt da lage,
Der fromm Juͤngling lief bald.
Da er zum Roßſtall kame,
Ein Roßdeck, die war gut,
Er von dem Pferd da nahme,
Zerriß ſie mit Unmuth.
Sein Vater ihn da fraget:
Was ihm die Roßdeck thaͤt:
„Ich bring ſie halb, er ſaget
„Deim Vater an ſein Bett.“
Das Halbtheil ich behalte
Fuͤr dich, wenn du da ruhſt,
Wo deinen Vater alte,
Du jezt verſperren thuſt.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/282>, abgerufen am 18.06.2024.
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