Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.Er ließ ihr fallen auch mit List, Den Zettel zwischen ihre Brüst, Und flog von dann, Da las sie ihre Schande. Das Zettelein sie da zur Stund Zerriß mit ihrem rothen Mund, Wohl hin und her Sie ihre Händlein wandte. Ihr Schuld kam da wohl klar an Tag, Der Künstler führt die erste Klag: Frau Königinn, Albertus ist mein Namen. Albertus Magnus heiße ich, Sanktus nennt auch die Kirche mich, Du hast um mich Dein Buhlerkunst verloren. Ein weiser Meister heiße ich, Du wolltst im Zorn ertränken mich. Da schrie sie laut: "O Weh daß ich gebohren! "O Weh daß ich gebohren bin! Schrie da die edle Königinn, Verzweifelung Kam da in ihre Sinnen. Albertus macht sie da wohl zahm, Sie stand vor ihm in groser Scham, Er redt zu ihr Und ließ sie Muth gewinnen. Er ließ ihr fallen auch mit Liſt, Den Zettel zwiſchen ihre Bruͤſt, Und flog von dann, Da las ſie ihre Schande. Das Zettelein ſie da zur Stund Zerriß mit ihrem rothen Mund, Wohl hin und her Sie ihre Haͤndlein wandte. Ihr Schuld kam da wohl klar an Tag, Der Kuͤnſtler fuͤhrt die erſte Klag: Frau Koͤniginn, Albertus iſt mein Namen. Albertus Magnus heiße ich, Sanktus nennt auch die Kirche mich, Du haſt um mich Dein Buhlerkunſt verloren. Ein weiſer Meiſter heiße ich, Du wolltſt im Zorn ertraͤnken mich. Da ſchrie ſie laut: „O Weh daß ich gebohren! „O Weh daß ich gebohren bin! Schrie da die edle Koͤniginn, Verzweifelung Kam da in ihre Sinnen. Albertus macht ſie da wohl zahm, Sie ſtand vor ihm in groſer Scham, Er redt zu ihr Und ließ ſie Muth gewinnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0254" n="242"/> <lg n="33"> <l>Er ließ ihr fallen auch mit Liſt,</l><lb/> <l>Den Zettel zwiſchen ihre Bruͤſt,</l><lb/> <l>Und flog von dann,</l><lb/> <l>Da las ſie ihre Schande.</l> </lg><lb/> <lg n="34"> <l>Das Zettelein ſie da zur Stund</l><lb/> <l>Zerriß mit ihrem rothen Mund,</l><lb/> <l>Wohl hin und her</l><lb/> <l>Sie ihre Haͤndlein wandte.</l> </lg><lb/> <lg n="35"> <l>Ihr Schuld kam da wohl klar an Tag,</l><lb/> <l>Der Kuͤnſtler fuͤhrt die erſte Klag:</l><lb/> <l>Frau Koͤniginn,</l><lb/> <l>Albertus iſt mein Namen.</l> </lg><lb/> <lg n="36"> <l>Albertus Magnus heiße ich,</l><lb/> <l>Sanktus nennt auch die Kirche mich,</l><lb/> <l>Du haſt um mich</l><lb/> <l>Dein Buhlerkunſt verloren.</l> </lg><lb/> <lg n="37"> <l>Ein weiſer Meiſter heiße ich,</l><lb/> <l>Du wolltſt im Zorn ertraͤnken mich.</l><lb/> <l>Da ſchrie ſie laut:</l><lb/> <l>„O Weh daß ich gebohren!</l> </lg><lb/> <lg n="38"> <l>„O Weh daß ich gebohren bin!</l><lb/> <l>Schrie da die edle Koͤniginn,</l><lb/> <l>Verzweifelung</l><lb/> <l>Kam da in ihre Sinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="39"> <l>Albertus macht ſie da wohl zahm,</l><lb/> <l>Sie ſtand vor ihm in groſer Scham,</l><lb/> <l>Er redt zu ihr</l><lb/> <l>Und ließ ſie Muth gewinnen.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0254]
Er ließ ihr fallen auch mit Liſt,
Den Zettel zwiſchen ihre Bruͤſt,
Und flog von dann,
Da las ſie ihre Schande.
Das Zettelein ſie da zur Stund
Zerriß mit ihrem rothen Mund,
Wohl hin und her
Sie ihre Haͤndlein wandte.
Ihr Schuld kam da wohl klar an Tag,
Der Kuͤnſtler fuͤhrt die erſte Klag:
Frau Koͤniginn,
Albertus iſt mein Namen.
Albertus Magnus heiße ich,
Sanktus nennt auch die Kirche mich,
Du haſt um mich
Dein Buhlerkunſt verloren.
Ein weiſer Meiſter heiße ich,
Du wolltſt im Zorn ertraͤnken mich.
Da ſchrie ſie laut:
„O Weh daß ich gebohren!
„O Weh daß ich gebohren bin!
Schrie da die edle Koͤniginn,
Verzweifelung
Kam da in ihre Sinnen.
Albertus macht ſie da wohl zahm,
Sie ſtand vor ihm in groſer Scham,
Er redt zu ihr
Und ließ ſie Muth gewinnen.
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