Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite
Henneke ward bey sich selbst zu Rath,
Er kauft für seinen Habersack
Ein Armbrust, gut von Preise,
Kurz Kleider läßt sich messen an,
Recht nach der Krieger Weise.
Er nahm die Armbrust auf den Nack,
Den Köcher er im Gürtel stach,
Das Schwerdt an seine Seite,
So ging er dann mit Sack und Pack,
Nach Bremen thät er schreiten.
Als Henneke nach Bremen kam,
Thät er vor einem Schiffer stahn,
Sprach: Schiffer lieber Herre,
Wollt ihr mich wohl zum Schiffmann han,
Für einen Ruderere?
Ich will dich gerne nehmen an,
Kannst du als Schiffknecht mir bestahn,
Wohl recht an Schiffes Borde,
Ich hör an deinen Worten wohl,
Du bist von Bauern Arte.
Henneke schwor einen theuren Eid:
Kein anderer Kerl ist weit und breit
Zu allem Thun und Sachen;
Ich bin in meinem Muth so frey,
Recht als ein wilder Drachen.
Da Henneke Knecht kam auf die See,
Stand er als ein verzagtes Reh,
Kein Wort konnt er nicht sprechen,
Henneke ward bey ſich ſelbſt zu Rath,
Er kauft fuͤr ſeinen Haberſack
Ein Armbruſt, gut von Preiſe,
Kurz Kleider laͤßt ſich meſſen an,
Recht nach der Krieger Weiſe.
Er nahm die Armbruſt auf den Nack,
Den Koͤcher er im Guͤrtel ſtach,
Das Schwerdt an ſeine Seite,
So ging er dann mit Sack und Pack,
Nach Bremen thaͤt er ſchreiten.
Als Henneke nach Bremen kam,
Thaͤt er vor einem Schiffer ſtahn,
Sprach: Schiffer lieber Herre,
Wollt ihr mich wohl zum Schiffmann han,
Fuͤr einen Ruderere?
Ich will dich gerne nehmen an,
Kannſt du als Schiffknecht mir beſtahn,
Wohl recht an Schiffes Borde,
Ich hoͤr an deinen Worten wohl,
Du biſt von Bauern Arte.
Henneke ſchwor einen theuren Eid:
Kein anderer Kerl iſt weit und breit
Zu allem Thun und Sachen;
Ich bin in meinem Muth ſo frey,
Recht als ein wilder Drachen.
Da Henneke Knecht kam auf die See,
Stand er als ein verzagtes Reh,
Kein Wort konnt er nicht ſprechen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0164" n="152"/>
            <lg n="4">
              <l>Henneke ward bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t zu Rath,</l><lb/>
              <l>Er kauft fu&#x0364;r &#x017F;einen Haber&#x017F;ack</l><lb/>
              <l>Ein Armbru&#x017F;t, gut von Prei&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Kurz Kleider la&#x0364;ßt &#x017F;ich me&#x017F;&#x017F;en an,</l><lb/>
              <l>Recht nach der Krieger Wei&#x017F;e.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Er nahm die Armbru&#x017F;t auf den Nack,</l><lb/>
              <l>Den Ko&#x0364;cher er im Gu&#x0364;rtel &#x017F;tach,</l><lb/>
              <l>Das Schwerdt an &#x017F;eine Seite,</l><lb/>
              <l>So ging er dann mit Sack und Pack,</l><lb/>
              <l>Nach Bremen tha&#x0364;t er &#x017F;chreiten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Als Henneke nach Bremen kam,</l><lb/>
              <l>Tha&#x0364;t er vor einem Schiffer &#x017F;tahn,</l><lb/>
              <l>Sprach: Schiffer lieber Herre,</l><lb/>
              <l>Wollt ihr mich wohl zum Schiffmann han,</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;r einen Ruderere?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Ich will dich gerne nehmen an,</l><lb/>
              <l>Kann&#x017F;t du als Schiffknecht mir be&#x017F;tahn,</l><lb/>
              <l>Wohl recht an Schiffes Borde,</l><lb/>
              <l>Ich ho&#x0364;r an deinen Worten wohl,</l><lb/>
              <l>Du bi&#x017F;t von Bauern Arte.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Henneke &#x017F;chwor einen theuren Eid:</l><lb/>
              <l>Kein anderer Kerl i&#x017F;t weit und breit</l><lb/>
              <l>Zu allem Thun und Sachen;</l><lb/>
              <l>Ich bin in meinem Muth &#x017F;o frey,</l><lb/>
              <l>Recht als ein wilder Drachen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Da Henneke Knecht kam auf die See,</l><lb/>
              <l>Stand er als ein verzagtes Reh,</l><lb/>
              <l>Kein Wort konnt er nicht &#x017F;prechen,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0164] Henneke ward bey ſich ſelbſt zu Rath, Er kauft fuͤr ſeinen Haberſack Ein Armbruſt, gut von Preiſe, Kurz Kleider laͤßt ſich meſſen an, Recht nach der Krieger Weiſe. Er nahm die Armbruſt auf den Nack, Den Koͤcher er im Guͤrtel ſtach, Das Schwerdt an ſeine Seite, So ging er dann mit Sack und Pack, Nach Bremen thaͤt er ſchreiten. Als Henneke nach Bremen kam, Thaͤt er vor einem Schiffer ſtahn, Sprach: Schiffer lieber Herre, Wollt ihr mich wohl zum Schiffmann han, Fuͤr einen Ruderere? Ich will dich gerne nehmen an, Kannſt du als Schiffknecht mir beſtahn, Wohl recht an Schiffes Borde, Ich hoͤr an deinen Worten wohl, Du biſt von Bauern Arte. Henneke ſchwor einen theuren Eid: Kein anderer Kerl iſt weit und breit Zu allem Thun und Sachen; Ich bin in meinem Muth ſo frey, Recht als ein wilder Drachen. Da Henneke Knecht kam auf die See, Stand er als ein verzagtes Reh, Kein Wort konnt er nicht ſprechen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/164
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg, 1808, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn02_1808/164>, abgerufen am 28.11.2024.