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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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Der Dollinger.

Kurzgefaßte Nachrichten von denen in den Ringmauern der Stadt Regens-
burg gelegenen Stiftern. Reg. 1723. S. 172. u. 173.

Es ritt ein Türk aus Türkenland,
Er ritt gen Regensburg in die Stadt,
Da Stechen ward, vom Stechen ward er wohl bekandt.
Da ritt er vor des Kaysers Thür,
"Ist jemand hier, der komm herfür,
"Der stechen will um Leib und Seel, um Gut und Ehr
"Und daß dem Teufel die Seele wär."
Da waren die Stecher all verschwiegen,
Keiner wollt dem Türken nicht obliegen,
Dem leidigen Mann
Der so treflich Stechen kann.
Da sprach der Kayser zorniglich:
"Wie steht mein Hof so lästerlich,
"Hab ich kein Mann,
"Der Stechen kann
"Um Leib und Seel, um Gut und Ehr,
"Und daß unserm Herrn die Seele wär?"
Da sprang der Dollinger hervor,
"Wohl um, wohl um, ich muß hervor,
"An den leidigen Mann,
"Der so treflich stechen kann."
Die führten gegen einander
Zwey scharfe Speer,
Das Eine ging hin, das Andere her.
Der Dollinger.

Kurzgefaßte Nachrichten von denen in den Ringmauern der Stadt Regens-
burg gelegenen Stiftern. Reg. 1723. S. 172. u. 173.

Es ritt ein Tuͤrk aus Tuͤrkenland,
Er ritt gen Regensburg in die Stadt,
Da Stechen ward, vom Stechen ward er wohl bekandt.
Da ritt er vor des Kayſers Thuͤr,
„Iſt jemand hier, der komm herfuͤr,
„Der ſtechen will um Leib und Seel, um Gut und Ehr
„Und daß dem Teufel die Seele waͤr.“
Da waren die Stecher all verſchwiegen,
Keiner wollt dem Tuͤrken nicht obliegen,
Dem leidigen Mann
Der ſo treflich Stechen kann.
Da ſprach der Kayſer zorniglich:
„Wie ſteht mein Hof ſo laͤſterlich,
„Hab ich kein Mann,
„Der Stechen kann
„Um Leib und Seel, um Gut und Ehr,
„Und daß unſerm Herrn die Seele waͤr?“
Da ſprang der Dollinger hervor,
„Wohl um, wohl um, ich muß hervor,
„An den leidigen Mann,
„Der ſo treflich ſtechen kann.“
Die fuͤhrten gegen einander
Zwey ſcharfe Speer,
Das Eine ging hin, das Andere her.
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[36/0045] Der Dollinger. Kurzgefaßte Nachrichten von denen in den Ringmauern der Stadt Regens- burg gelegenen Stiftern. Reg. 1723. S. 172. u. 173. Es ritt ein Tuͤrk aus Tuͤrkenland, Er ritt gen Regensburg in die Stadt, Da Stechen ward, vom Stechen ward er wohl bekandt. Da ritt er vor des Kayſers Thuͤr, „Iſt jemand hier, der komm herfuͤr, „Der ſtechen will um Leib und Seel, um Gut und Ehr „Und daß dem Teufel die Seele waͤr.“ Da waren die Stecher all verſchwiegen, Keiner wollt dem Tuͤrken nicht obliegen, Dem leidigen Mann Der ſo treflich Stechen kann. Da ſprach der Kayſer zorniglich: „Wie ſteht mein Hof ſo laͤſterlich, „Hab ich kein Mann, „Der Stechen kann „Um Leib und Seel, um Gut und Ehr, „Und daß unſerm Herrn die Seele waͤr?“ Da ſprang der Dollinger hervor, „Wohl um, wohl um, ich muß hervor, „An den leidigen Mann, „Der ſo treflich ſtechen kann.“ Die fuͤhrten gegen einander Zwey ſcharfe Speer, Das Eine ging hin, das Andere her.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/45>, abgerufen am 25.11.2024.