Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.Auf, auf, ihr Brüder und seyd stark! Der Abschiedstag ist da, Wir ziehen über Land und Meer Ins heisse Afrika. Sie brachen ab und auf zu ihren Regimentern, zum Krie- *) Ich kann mich nicht enthalten die wunderbar herrliche Vorrede Georg
Forsters zu seinen frischen Liedlein, Nürnberg 1552., als eines meiner liebsten Herzblätter zur Erläuterung des Gesagten mitzutheilen. "Freundlicher lieber Singer, und der edlen Musik Liebhaber. Es "sind in einigen Jahren unter andern Gesängen so bisher gedruckt wor- "den, mancherley Teutsche Liederbüchlein durch den Druck ausgegangen, "wie aber die zum Theil seyn, will ich denen, so des Gesanges einen "Verstand haben zu bedenken geben. "Ich übergebe mein Liederbüchlein, damit alte Teutsche Lieder, so "doch noch, wenn ich sagen dürfte, schier die besten sind, sammt ihren "Meistern, welche mit der Musik auferzogen, umgegangen, und ihr "Leben damit beschlossen haben, nicht ganz und gar vergessen, und an "ihrer statt nicht viel ungereimte neue Kompositionen, die doch gar "keine rechte Teutsche liederische Art haben, gebraucht würden; sondern "daß ich auch die mit solchen schlechten Liedern zerstörte, schöne und "liebliche Kunst der Musik, welche bey den Alten ehrlich, und in großen "Wurden gehalten, möchte erhalten und förd[e]rn. Insonderheit dieweil "bey allen Fröhlichkeiten und Kurzweilen, frische gute Teutsche Lieder "zu singen, oder auf den Instrumenten zu brauchen gebräuchlich: Durch "welches denn viel unnutzes Geschwätz, unflätisch Zutrinken, darzu "zänkisch und haderlich Spielen, und andere Laster möchten verhindert "werden. Wie ich denn oft von einem trefflichen theuren Manne gehört "habe, als er sagt, daß unter allen Kurzweilen, damit man die Zeit "zu vertreiben führt, er kein göttlichere, ehrlichere, und schönere Auf, auf, ihr Bruͤder und ſeyd ſtark! Der Abſchiedstag iſt da, Wir ziehen uͤber Land und Meer Ins heiſſe Afrika. Sie brachen ab und auf zu ihren Regimentern, zum Krie- *) Ich kann mich nicht enthalten die wunderbar herrliche Vorrede Georg
Forſters zu ſeinen friſchen Liedlein, Nuͤrnberg 1552., als eines meiner liebſten Herzblaͤtter zur Erlaͤuterung des Geſagten mitzutheilen. „Freundlicher lieber Singer, und der edlen Muſik Liebhaber. Es „ſind in einigen Jahren unter andern Geſaͤngen ſo bisher gedruckt wor- „den, mancherley Teutſche Liederbuͤchlein durch den Druck ausgegangen, „wie aber die zum Theil ſeyn, will ich denen, ſo des Geſanges einen „Verſtand haben zu bedenken geben. „Ich uͤbergebe mein Liederbuͤchlein, damit alte Teutſche Lieder, ſo „doch noch, wenn ich ſagen duͤrfte, ſchier die beſten ſind, ſammt ihren „Meiſtern, welche mit der Muſik auferzogen, umgegangen, und ihr „Leben damit beſchloſſen haben, nicht ganz und gar vergeſſen, und an „ihrer ſtatt nicht viel ungereimte neue Kompoſitionen, die doch gar „keine rechte Teutſche liederiſche Art haben, gebraucht wuͤrden; ſondern „daß ich auch die mit ſolchen ſchlechten Liedern zerſtoͤrte, ſchoͤne und „liebliche Kunſt der Muſik, welche bey den Alten ehrlich, und in großen „Wurden gehalten, moͤchte erhalten und foͤrd[e]rn. Inſonderheit dieweil „bey allen Froͤhlichkeiten und Kurzweilen, friſche gute Teutſche Lieder „zu ſingen, oder auf den Inſtrumenten zu brauchen gebraͤuchlich: Durch „welches denn viel unnutzes Geſchwaͤtz, unflaͤtiſch Zutrinken, darzu „zaͤnkiſch und haderlich Spielen, und andere Laſter moͤchten verhindert „werden. Wie ich denn oft von einem trefflichen theuren Manne gehoͤrt „habe, als er ſagt, daß unter allen Kurzweilen, damit man die Zeit „zu vertreiben fuͤhrt, er kein goͤttlichere, ehrlichere, und ſchoͤnere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0448" n="429[439]"/> <lg type="poem"> <l>Auf, auf, ihr Bruͤder und ſeyd ſtark!</l><lb/> <l>Der Abſchiedstag iſt da,</l><lb/> <l>Wir ziehen uͤber Land und Meer</l><lb/> <l>Ins heiſſe Afrika.</l> </lg><lb/> <p>Sie brachen ab und auf zu ihren Regimentern, zum Krie-<lb/> ge. Damals klang manches daran, was mir ſo in die Ohren<lb/> gefallen, alles reizte mich hoͤher was ich von Leuten ſingen hoͤr-<lb/> te, die nicht Saͤnger waren, zu den Bergleuten hinunter bis<lb/> zum Schornſteinfeger hinauf. Spaͤter ſah ich den Grund ein,<lb/> daß in dieſen ſchon erfuͤllt, wonach jene vergebens ſtreben, auf<lb/> daß ein Ton in vielen nachhalle und alle verbinde <note xml:id="note-0448" next="#note-0449" place="foot" n="*)"><p>Ich kann mich nicht enthalten die wunderbar herrliche Vorrede Georg<lb/> Forſters zu ſeinen friſchen Liedlein, Nuͤrnberg 1552., als eines meiner<lb/> liebſten Herzblaͤtter zur Erlaͤuterung des Geſagten mitzutheilen.</p><lb/><p>„Freundlicher lieber Singer, und der edlen Muſik Liebhaber. Es<lb/> „ſind in einigen Jahren unter andern Geſaͤngen ſo bisher gedruckt wor-<lb/> „den, mancherley Teutſche Liederbuͤchlein durch den Druck ausgegangen,<lb/> „wie aber die zum Theil ſeyn, will ich denen, ſo des Geſanges einen<lb/> „Verſtand haben zu bedenken geben.</p><lb/><p>„Ich uͤbergebe mein Liederbuͤchlein, damit alte Teutſche Lieder, ſo<lb/> „doch noch, wenn ich ſagen duͤrfte, ſchier die beſten ſind, ſammt ihren<lb/> „Meiſtern, welche mit der Muſik auferzogen, umgegangen, und ihr<lb/> „Leben damit beſchloſſen haben, nicht ganz und gar vergeſſen, und an<lb/> „ihrer ſtatt nicht viel ungereimte neue Kompoſitionen, die doch gar<lb/> „keine rechte Teutſche liederiſche Art haben, gebraucht wuͤrden; ſondern<lb/> „daß ich auch die mit ſolchen ſchlechten Liedern zerſtoͤrte, ſchoͤne und<lb/> „liebliche Kunſt der Muſik, welche bey den Alten ehrlich, und in großen<lb/> „Wurden gehalten, moͤchte erhalten und foͤrd<supplied>e</supplied>rn. Inſonderheit dieweil<lb/> „bey allen Froͤhlichkeiten und Kurzweilen, friſche gute Teutſche Lieder<lb/> „zu ſingen, oder auf den Inſtrumenten zu brauchen gebraͤuchlich: Durch<lb/> „welches denn viel unnutzes Geſchwaͤtz, unflaͤtiſch Zutrinken, darzu<lb/> „zaͤnkiſch und haderlich Spielen, und andere Laſter moͤchten verhindert<lb/> „werden. Wie ich denn oft von einem trefflichen theuren Manne gehoͤrt<lb/> „habe, als er ſagt, daß unter allen Kurzweilen, damit man die Zeit<lb/> „zu vertreiben fuͤhrt, er kein goͤttlichere, ehrlichere, und ſchoͤnere</p></note>, der hoͤchſte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [429[439]/0448]
Auf, auf, ihr Bruͤder und ſeyd ſtark!
Der Abſchiedstag iſt da,
Wir ziehen uͤber Land und Meer
Ins heiſſe Afrika.
Sie brachen ab und auf zu ihren Regimentern, zum Krie-
ge. Damals klang manches daran, was mir ſo in die Ohren
gefallen, alles reizte mich hoͤher was ich von Leuten ſingen hoͤr-
te, die nicht Saͤnger waren, zu den Bergleuten hinunter bis
zum Schornſteinfeger hinauf. Spaͤter ſah ich den Grund ein,
daß in dieſen ſchon erfuͤllt, wonach jene vergebens ſtreben, auf
daß ein Ton in vielen nachhalle und alle verbinde *), der hoͤchſte
*) Ich kann mich nicht enthalten die wunderbar herrliche Vorrede Georg
Forſters zu ſeinen friſchen Liedlein, Nuͤrnberg 1552., als eines meiner
liebſten Herzblaͤtter zur Erlaͤuterung des Geſagten mitzutheilen.
„Freundlicher lieber Singer, und der edlen Muſik Liebhaber. Es
„ſind in einigen Jahren unter andern Geſaͤngen ſo bisher gedruckt wor-
„den, mancherley Teutſche Liederbuͤchlein durch den Druck ausgegangen,
„wie aber die zum Theil ſeyn, will ich denen, ſo des Geſanges einen
„Verſtand haben zu bedenken geben.
„Ich uͤbergebe mein Liederbuͤchlein, damit alte Teutſche Lieder, ſo
„doch noch, wenn ich ſagen duͤrfte, ſchier die beſten ſind, ſammt ihren
„Meiſtern, welche mit der Muſik auferzogen, umgegangen, und ihr
„Leben damit beſchloſſen haben, nicht ganz und gar vergeſſen, und an
„ihrer ſtatt nicht viel ungereimte neue Kompoſitionen, die doch gar
„keine rechte Teutſche liederiſche Art haben, gebraucht wuͤrden; ſondern
„daß ich auch die mit ſolchen ſchlechten Liedern zerſtoͤrte, ſchoͤne und
„liebliche Kunſt der Muſik, welche bey den Alten ehrlich, und in großen
„Wurden gehalten, moͤchte erhalten und foͤrdern. Inſonderheit dieweil
„bey allen Froͤhlichkeiten und Kurzweilen, friſche gute Teutſche Lieder
„zu ſingen, oder auf den Inſtrumenten zu brauchen gebraͤuchlich: Durch
„welches denn viel unnutzes Geſchwaͤtz, unflaͤtiſch Zutrinken, darzu
„zaͤnkiſch und haderlich Spielen, und andere Laſter moͤchten verhindert
„werden. Wie ich denn oft von einem trefflichen theuren Manne gehoͤrt
„habe, als er ſagt, daß unter allen Kurzweilen, damit man die Zeit
„zu vertreiben fuͤhrt, er kein goͤttlichere, ehrlichere, und ſchoͤnere
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |