"Nie darfst du nehmen ein ander Weib, "Dir eigen ist mein schöner Leib, "In jeder Nacht, wo du begehrst, "Und Macht und Reichthum dir beschert, "Ein ewig endeloses Leben, "Will ich durch meine Kraft dir geben.
"Unangefocht wirst du nicht bleiben, "Man wird dich treiben, dich zu weiben, "Wo dus dann thust, red ich ohn Zagen, "So bist du todt in dreyen Tagen; "Sieh weg von mir und denke nach, "Was dir dein eignes Herze sagt."
"Nun herzigs Weib ist dem also, "So werdet meiner Treue froh, "Was soll ich für ein Zeichen haben, "Daß ihr von mir wollt nimmer lassen?" "So trag von mir den goldnen Ring, "Vor Unglück schützet dich der Ring."
Mit spielendem Kuß er Abschied nahm, Zur Messe er nach Nußbach kam, Da ging er mit den Kreuzer auch, Und nahte sich dem Weiherauch, Sein Leib und Seel er Gott befahl, Er sollt ihn schützen überall.
II.Romanze.
Als er auf Stauffenberg nun kam, Schnell sprang da ab der edle Mann,
„Nie darfſt du nehmen ein ander Weib, „Dir eigen iſt mein ſchoͤner Leib, „In jeder Nacht, wo du begehrſt, „Und Macht und Reichthum dir beſchert, „Ein ewig endeloſes Leben, „Will ich durch meine Kraft dir geben.
„Unangefocht wirſt du nicht bleiben, „Man wird dich treiben, dich zu weiben, „Wo dus dann thuſt, red ich ohn Zagen, „So biſt du todt in dreyen Tagen; „Sieh weg von mir und denke nach, „Was dir dein eignes Herze ſagt.“
„Nun herzigs Weib iſt dem alſo, „So werdet meiner Treue froh, „Was ſoll ich fuͤr ein Zeichen haben, „Daß ihr von mir wollt nimmer laſſen?“ „So trag von mir den goldnen Ring, „Vor Ungluͤck ſchuͤtzet dich der Ring.“
Mit ſpielendem Kuß er Abſchied nahm, Zur Meſſe er nach Nußbach kam, Da ging er mit den Kreuzer auch, Und nahte ſich dem Weiherauch, Sein Leib und Seel er Gott befahl, Er ſollt ihn ſchuͤtzen uͤberall.
II.Romanze.
Als er auf Stauffenberg nun kam, Schnell ſprang da ab der edle Mann,
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[409[419]/0428]
„Nie darfſt du nehmen ein ander Weib,
„Dir eigen iſt mein ſchoͤner Leib,
„In jeder Nacht, wo du begehrſt,
„Und Macht und Reichthum dir beſchert,
„Ein ewig endeloſes Leben,
„Will ich durch meine Kraft dir geben.
„Unangefocht wirſt du nicht bleiben,
„Man wird dich treiben, dich zu weiben,
„Wo dus dann thuſt, red ich ohn Zagen,
„So biſt du todt in dreyen Tagen;
„Sieh weg von mir und denke nach,
„Was dir dein eignes Herze ſagt.“
„Nun herzigs Weib iſt dem alſo,
„So werdet meiner Treue froh,
„Was ſoll ich fuͤr ein Zeichen haben,
„Daß ihr von mir wollt nimmer laſſen?“
„So trag von mir den goldnen Ring,
„Vor Ungluͤck ſchuͤtzet dich der Ring.“
Mit ſpielendem Kuß er Abſchied nahm,
Zur Meſſe er nach Nußbach kam,
Da ging er mit den Kreuzer auch,
Und nahte ſich dem Weiherauch,
Sein Leib und Seel er Gott befahl,
Er ſollt ihn ſchuͤtzen uͤberall.
II. Romanze.
Als er auf Stauffenberg nun kam,
Schnell ſprang da ab der edle Mann,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 409[419]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/428>, abgerufen am 22.07.2024.
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